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Wer ist Hanna? Trotz dieses Titels ist das Problem, in der Pubertät seine Identität auszubilden, ein Selbstkonzept zu entwickeln, in diesem Film leider nur am Rande ein Thema. Dabei hätte es sich durchaus angeboten bei einem Mädchen als Hauptfigur, das erfährt, dass es das "abnorme" Ergebnis eines gentechnischen Experiments ist, bei dem Supersoldaten geschaffen werden sollten. Doch obwohl in Filmbeschreibungen unpassenderweise öfters der Begriff "coming of age" genannt wird, ist Hanna und ihr Erwachsenwerden letztendlich nur ein Lückenfüller, der den Zweck erfüllt, möglichst viele mit Techno-Beats unterlegte Action-Szenen miteinander zu verbinden. Dass die Chemical Brothers lieber mal bei ihren Kollegen den Dust Brothers (Fight Club) hätten nachhören sollen, wie man atmosphärische elektronische Filmmusik schreibt, ohne sich so in den Vordergrund zu drängen, dass einem das alles vorkommt wie ein überlanger Musikclip, kommt noch erschwerend hinzu.

Leider wird nicht nur darauf verzichtet, der Hauptfigur (oder überhaupt irgendeiner Figur) etwas Tiefe zu verleihen, sondern selbst auf so typische Thriller-Elemente wie überraschende Wendungen oder Enthüllungen im Verlauf der Ereignisse. Stattdessen bleiben alle guten bis zum Ende gut, alle bösen bleiben böse und man weiß jederzeit ziemlich genau, was als nächstes passieren wird. Zusätzlich werden dann noch etliche Klischees abgegrast (z.B. der Klassiker: Deutsche Bösewichte müssen schwul oder Nazis sein) und, das ist das eigentlich unverzeihliche, der Film nimmt sich dabei auch noch ernst! Als Sahnehäubchen kommen noch einige herzerfrischende Dämlichkeiten hinzu wie eine geheime Militätbasis, die durch einen unbewachten Gulldeckel betreten und verlassen werden kann und sowieso nur aus Tunneln besteht oder der Vater der Hauptfigur, der die gemeinsame Hütte in der verschneiten Wildnis nur mit Anzug und Krawatte bekleidet verlässt. So ist das einzige, was diesen Film im Endeffekt noch recht sehenswert macht,die eine oder andere recht unterhaltsam anzusehende Kampfszene (eine davon sogar erfrischenderweise ohne einen einzigen Schnitt), aber ansonsten ist "Wer ist Hanna?" ein Film, der bei uns eher amüsiertes Kopfschütteln ausgelöst hat.

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