Latif Yahia (Dominic Cooper) ist irakischer Offizier, Kriegsheld im irakisch-iranischen Krieg und sieht leider Saddam Husseins ältestem Sohn, Uday, sehr ähnlich.
So wird er ausgewählt, als dessen Doppelgänger zu agieren – sei es bei unangenehmen Termine, auf die der höchst psychotische und gewalttätige Uday keine Lust hat oder als menschlicher Kugelfang bei Attentaten. Zunächst weigert sich Latif, weil er zu Recht ahnt, von nun an kein Leben mehr zu haben, doch Folter und die Drohung, seine gesamte Familie brutal zu bestrafen lassen ihn letztendlich zustimmen. Nach einigen kosmetischen Eingriffen durch (ost)deutsche(!) Ärzte und einem Studium von Videos und Artikeln zu Uday beginnt sein zweites Leben als Double des psychopathischen Sohnes eines noch größeren Psychopathen. Versüßt wird sein Ich-loses Leben durch ein süßes Leben mit schönen, gekauften Frauen, mit Luxusautos, Rolex-Uhren, Drogen usw. Doch Latif verändert sich nur äußerlich – er ist irakischer Patriot und sieht immer mehr, wie Uday (stellvertretend für seine degenerierte Herrscherfamilie) das Land zu Grunde richtet, in einen sinnloses Konflikt (der Invasion Kuwaits folgen verheerende Bombenangriffe der NATO im 1. Golfkrieg). Kompliziert wird die Situation durch die Luxusprostituierte Sarrab (Ludivine Seigner), die zwar Udays Lieblingsmätresse ist, sich aber zum normalen Latif hingezogen fühlt…
Lee Tamahoris belgisch-niederländische Koproduktion „The Devil’s Double“ basiert auf dem Roman von Latif Yahia, dem wirklichen Double von Saddam Husseins Sohn. Allerdings nahm er sich einige dramatische Freiheiten heraus (so das Ende), um die Wirkung des Films noch zu erhöhen. Ob das wirklich nötig war, sei mal dahin gestellt, denn auch so ist diese Geschichte unfassbar.
Letztendlich ist Tamahoris Film etwas unausgegoren, eine schräge Mischung aus „The Last King of Scotland“ und „Scarface“, aber dennoch ist der Film packend, spannend und teilweise sogar so beklemmend, das man ahnt, was für ein gestörtes und korruptes Regime das irakische Volk drangsalierte. Beispielsweise die Szenen, in den Uday mit seinem Porsche durch Bagdad kurvt und Schülerinnen aufgabelt, um diese dann später zu misshandeln. Gesetzt den Fall, dass dies tatsächlich so war (was man sich leicht vorstellen kann), ist man mitunter regelrecht schockiert und verstört von diesem Regime und seine hochgradig kranken Protagonisten und seinen rückratlosen Schergen. Eine weitere Szene ist sicher auch bezeichnend: Saddam besucht seinen verletzten Sohn im Krankenhaus und droht kurzerhand mit einem Säbel, Uday seinen Penis abzuschneiden – in so einer Familie liegt die Psychose irgendwie nah.
Klar könnte man auch einwenden: wieso reden alle Irakis Englisch, aber solche Argumente lass ich mal links liegen, sie sind nicht wirklich zielführend, wenn man einen kommerziellen Film dreht. Der Film beschönigt nichts (eventuell hat Yahia seine eigene Rolle beschönigt), er ist gut gespielt (Dominic Cooper ist exzellent, Ludivine Seigner hätte ich unter ihrer schwarzen Perücke fast nicht erkannt), teilweise spekulativ und tendenziös, nimmt sich wie gesagt (vielleicht zu) viele Freiheiten, aber bei so einem schrägen Thema ist das, so finde ich, durchaus erlaubt. Es ist ja keine Dokumentation!
Wegen einiger deutlicher Unzulänglichkeiten in der Story „nur“ eine gute 7, aber dennoch hinterließ er bei mir bleibenden Eindruck.