Ich gebe mal zu, Hauptbeweggrund, diesen Film zu sehen, war die Hauptrolle für Salma Hayek. Das Thema „Frida Kahlo“ war da eher zweitrangig.
Was bekommt man also in dieser Filmbio einer bei uns nicht so populären Malerin geboten.
Hauptsächlich einen bewegten Bilderbogen eines wahrhaft revolutionären Lebens, wie es wohl zu den damaligen Zeiten (30er/40er) nur in Mexiko möglich war.
Kahlo wird hier präsentiert als freigeistige Künstlerin, die nach einem schweren Busunfall dauerhaft unter Schmerzen lebend, stets mit dem Leben und der Liebe hadert und dennoch nicht genug davon bekommt.
Sie praktiziert freie Sexualität und lebt diese bisexuell auch aus, ihre innere Welt wird durch ihre Bilder sichtbar, die in direkter Verbindung zu ihrem Zustand stehen.
Regisseurin Julie Traynor hat ein Händchen für diesen inspirierenden Bilderbogen namens Leben, der zur Blaupause für Kahlos Kunst wird, die zumeist aus Schmerz geboren ist.
Episode reiht sich an Episode, ohne dass man sofort und auf der Stelle eine zeitliche Einordnung zulassen kann, aber die Faszination der Charaktere überspielt dieses Manko.
Was leider nicht ganz so gut tut: es ist kein richtiger Film über Frida Kahlo!
Denn all das was passiert, wirkt wie eine Reflexion der Umwelt auf diese Frau, sie selbst bleibt ein Enigma. Die Beziehung zu ihrem Malerkollegen, Liebhaber, Lehrer und Konkurrenten Diego Rivera (Alfred Molina bietet eine Top-Leistung als lebenshungriger Künstler) ist so stark gezeichnet, dass es manchmal wie eine Biographie von Rivera wirkt, an der Kahlo wie durch Zufall teilnimmt.
Auch die längeren Episoden rund um das Asyl von Leo Trotzki (Geoffrey Rush gewohnt perfekt) in Riveras Haus und die Probleme bezüglich eines Kunstwerks mit Milliardär Rockefeller (Edward Norton in einem ausgeweiteten Cameo) scheint nur Pastichen über den Charakter zu sein.
Hayek gibt sich zwar ganz hin, Kahlo zu „sein“ – aber letztendlich scheint niemand gewusst zu haben, wer oder wie Frida Kahlo wirklich war – der Film wird zu einem Puzzlespiel, in dem es um Liebe, Verlust und immer wieder um Schmerzen geht. Freie Liebe – offene Beziehungen, die dann doch in Eifersuchtstiraden übergehen, genährt durch Einsamkeit und Besitzansprüche an die Kunst und das Leben.
Wer jetzt aber nicht auf dezidierte Charakterschöpfung wert legt, der bekommt einen opulenten und dramatischen Bilderbogen um die Ohren gehauen, der den Rausch einfach wert ist, auch wenn man sich über den wahren Gehalt nicht sicher sein kann.
Aber wenn Film das Leben feiern soll – dann ist es in aller Opulenz hier gelungen. (7/10)