Review
von Leimbacher-Mario
Old Bourne made by Little Hitchcock
Jaume Collet-Serra entwickelt sich immer mehr zu einem meiner liebsten Regisseure aus Hollywoods zweiter bis dritter Reihe. Sein Debüt "House of Wax" war spaßige Horrorkost, "The Shallows" der beste Hai-Horror seit langem & "Orphan", sein für mich bester Film, sogar echter Stoff für Alpträume. Selbst wenn ihm vielleicht noch das ganz große Ding fehlt & der endgültige Durchbruchauf sich warten lässt, ist der Mann immer gut für einen unterhaltsamen, adrenalinpumpenden Nachmittag.
Er entwickelt sich zu einem People's Champion, dessen Filme gerade im Streaming etliche Anhänger finden. "Unknown Identity" ist da keine Ausnahme & reiht sich in die soliden Thriller seiner Filmographie ein, ist nicht schlechter als "Non-Stop" oder "Run All Night". Alles solide Kost, mit der man wenig falsch macht. Zwischen ihm & Neeson scheint sich eine fruchtbare Kameradschaft entwickelt zu haben. Das müssen selbst Leute wie ich zugeben, denen der alte Liam als Actionstar etwas auf die Nerven geht...
In "Unknown Identity" verliert er als Wissenschaftler nach einem Unfall in Berlin nicht nur für Tage sein Bewusstsein, sondern scheinbar seine Identität. Weder Frau noch Kollegen erkennen ihn & er steht kurz davor sich selbst für verrückt zu erklären... Ein Thriller irgendwo zwischen Bourne & "Frantic", zwischen "The Game" & Hitchcock. Das sind zwar hochgegriffene aber unübersehbare Einflüsse. Und lieber bei den Besten abkupfern als in der zweiten Liga.
Neeson spielt solide seine Stiefel runter & Längen kennt der Film nicht, trotz herausfordernder Laufzeit. Das verschneite Berliner Setting wirkt heimelich & sehr atmosphärisch. Toll dies mal wieder in einer Hollywood-Produktion zu sehen. In Sachen Action bleibt wenig länger hängen, dafür verzaubern Wunderwesen wie January Jones oder ein strahlender Bruno Ganz in Nebenrollen. Runder Thriller, dem man sogar ein paar doppelte Böden & dumme Wendungen zu viel verzeiht. Die Spannung bleibt nämlich durch die Bank hoch, was lange nicht jeder Thriller von sich behaupten kann.
Fazit: feiner Identitätsklau-Thriller, der, trotz Logiklöcher in der Größe des Berliner Flughafens, gut unterhält. Schnell verdaut, aber schmackhaft. Wie immer von dem Regisseur - eine Bank.