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Verstehe einer diesen Liam Neeson. So ein toller Charakterdarsteller wie er (Oscar für "Schindlers Liste") verkommt langsam zu einem B-Movie-Star und schraubt seine eigenen Möglichkeiten von Film zu Film immer mehr herunter. "96 Hours" oder auch "Taken" war zwar noch ein recht unterhaltsamer Actionthriller, aber schauspielerisch keine große Herausforderung für diesen tollen Mann. Dann kam sein absoluter Tiefpunkt in "Kampf der Titanen" und spätestens da durfte man sich als Neeson Fan große Sorgen machen. Doch Liam Neeson zieht sein Ding knallhart durch und denkt nicht mal daran, wieder eine ernstzunehmende Rolle anzunehmen. In "Unknown Identity" verschlägt es den sympathischen Charakterdarsteller nach Berlin, wo er zusammen mit dem Studio Babelsberg einen rasanten Actionthriller auf die Beine gestellt hat, der aber leider zu sehr auf rasante Action reduziert ist und inhaltlich eine ziemlich durchschaubare Geschichte erzählt, die so hölzernd daher kommt, dass man schnell vor Müdigkeit überschüttet werden könnte.

Das Ehepaar Harris ist auf dem Weg nach Berlin zu einem wichtigen Gipfeltreffen unter Wissenschaftlern. Als Martin Harris (Liam Neeson) bemerkt, dass er einen Koffer am Flughafen vergessen hat, setzt er sich vom Hotel aus alleine nochmal in ein Taxi, um den Koffer am Flughafen abzuholen. Doch leider gerät er in einen schweren Autounfall und das Taxi fällt von einer Brücke ins Wasser. Als Martin daraufhin im Krankenhaus aufwacht, kann er sich an gewisse Details aus der Vergangenheit nicht mehr erinnern. Doch viele seiner Erinnerungen kehren schnell zurück und er hat nur den Wunsch, schnell zu seiner Frau zurückzukehren. Doch als er seine Frau im Hotel Adlon antrifft erlebt er einen waschechten Alptraum : Nicht nur, dass seine Frau ihn nicht erkennt, es gibt zudem noch ein Mann der seine komplette Identität, inkl. seiner Frau, übernommen hat. Wird Martin Harris verrückt oder steckt eine ganz andere Sache hinter diesen mysteriösen Vorkommnissen?

Schon zu Beginn des Films, wenn man das erste mal das Ehepärchen sieht, bekommt man schon eine leise Ahnung (sofern man den Trailer gesehen hat und die Grundstory kennt) wohin der ganze Hase letztendlich laufen wird und die Auflösung am Ende bietet dadurch nur ein paar kleine Überraschungen im Detail. Grob gesehen ist das Ganze hier leider dann doch eine etwas vorhersehbare Geschichte, die aber immerhin mit tollen Action - und Verfolgungsszenen ausgestattet wurde und zumindest in den spannenden Momenten einen gewissen Unterhaltungswert hat. Auch die Wahl des Ortes, Hauptstadt Berlin, ist eine recht gelungene Auswahl, auch wenn viele in Berlin wohnende Menschen (wie ich) viele Fehler bei gewissen Autofahrten entdecken werden. Was ich sehr angenehm fand war, dass hier die normale deutsche Sprache in den Film integriert wurde und man keine Amerikaner zu sehen bekommt, die bröckeliges deutsch reden und dennoch einen reinrassigen Deutschen verkörpern sollen (Beispiel : X-Men First Class). Leider war es dann auch fast schon mit den positiven Aspekten vom Film. Der Rest ist leider streng gesehen ziemlicher Einheitsbrei, der kaum Eigeninitiative ergreift und seinen gewohnten, standardmäßigen Gang bis zum Ende fortführt.

Die Schauspieler machen jetzt auch nicht alle gerade die beste Figur. Liam Neeson spielt eine Rolle, die für jeden zweitklassigen Hollywoodstar machbar gewesen wäre und das finde ich überaus schade, denn ich weiß einfach was für eine großes Genie in Liam Neeson schlummert. Er holt zwar auch hier das beste aus seiner Rolle heraus, aber wenn Diese nun mal schon im Drehbuch wenig interessanten Freiraum parat hat, kann eben selbst ein Liam Neeson da nicht viel heraus holen. Einziger großer schauspielerische Lichtblick war der großartige Bruno Ganz, der für mich einer der besten Schauspieler aus Deutschland ist. Er spielt einen Ex-Stasi-Schnüffler und zeigt dabei vollen Einsatz und überzeugt mit gutem Englisch und den besten Aktionen, die dieser Film zu bieten hat. Bruno Ganz stellt somit das ganz große Highlight dieses Filmes dar und spielt alle Anderen Akteure, ja auch Liam Neeson, locker an die Wand. Die bescheuertste Idee betraf jedoch Diane Kruger. Wieso zum Teufel lässt man eine deutsche Schauspielerin in einem Hollywood-Film der in Deutschland spielt eine Bosnierin spielen, die illegal in Deutschland lebt? Hätte man dafür echt eine so Hollywood berühmte deutsche Schauspielerin nehmen müssen oder hätte da nicht gleich eine echte Schauspielerin aus Bosnien ausgereicht? Immerhin sind alle Deutschen, die in diesem Film auftauchen auch echte deutsche Schauspieler, wie bspw. der wunderbare Sebastian Koch. Achja und noch zu guter Letzt January Jones, die Liam Neesons Frau spielt. Ohne zu viel vom Ende verraten zu wollen, aber eine derart dumme Person habe ich schon lange nicht mehr in einem Film gesehen. Ihre Aktion am Ende ist so bescheuert dargestellt, dass es fast schon als klischeebeladene Beleidigung gegenüber allen Blondinen aufgenommen werden kann.

Unknown Identity ist mit Sicherheit kein großes Werk. Zu wenig inspirierend ist die Story und viel zu wenig wird aus der interessanten Grundidee heraus geholt. Wer aber ein reiner Actionfan ist, der auch gegen dezent gehaltene Thriller Elemente nichts hat, kann ruhig auf diesen Film zurück kaufen. Einen Liam Neeson in Hochform sollte man allerdings nicht erwarten.


Fazit : Schade, hier war deutlich mehr drin. Liam Neeson enttäuscht erneut und nur Bruno Ganz macht diesen Film noch einigermaßen sehenswert. Natürlich gibt es zehntausend schlechtere Filme, aber eben leider auch mindestens mehrere tausend bessere.


6,5/10

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