Action in Berlin...10.03.2012
Sieht schon gut aus, unsere Hauptstadt, wenn ein versierter Regisseur sie ablichtet. Dazu noch ein sanfter Blaufilter, und schon versteht man, warum ausgerechnet im Hotel Adlon eine Biotech-Weltkonferenz als zentraler Punkt der Handlung stattfindet. Ein unverbrauchter Ort eben, und gut geeignet für ein gar packendes Szenario, welches ab und an - und unerfreulicherweise auch wieder wegen der Unübersichtlichkeit in den Faustkämpfen - an den hervorragenden Bourne-Identität erinnert, sehen wir doch hier wie da einen Mann, dessen Gedächtnis flöten geht - und der mit zunehmender Laufzeit des Films entdeckt, was in ihm steckt. Und wie wir ja bereits im ebenfalls erstklassigen Taken gesehen haben, ist Liam Neeson als Actionheld durchaus eine Bank.
Doch bis es zu Actionszenen kommt, muß man sich in Geduld üben. Wir folgen Liam Neeson in seiner Rolle als Dr. Harris, Biotechnologe, samt Ehefrau zu einer Konferenz in Berlin. Leider wird Harris in einen Unfall verwickelt, nachdem seine Frau im Hotel Adlon eingecheckt hat und darf ein paar Tage im Krankenhaus verbringen. Als er dieses verläßt und endlich in den sicheren Hafen des Hotels samt Gattin zurückkehren möchte, geht es ihm wie Has und Igel...er ist schon da...und nun hat Harris eine Aufgabe, nämlich herauszufinden, wer der Mann ist, der sich an seiner statt als Gatte ausgibt - und warum die Ehefrau so tut, als kenne sie ihn nicht. Dabei helfen ihm eine Taxifahrerin und ein ehemaliger Stasi-Offizier, und wir lernen, daß wieder einmal nichts ist, wie es scheint.
Das ist auch gut so, denn die Story bleibt bis zum Schluß spannend, woran auch die kleineren Logikpatzer nicht viel ändern. Es ist halt so, man darf nicht zu kleingeistig an einen modernen Film herangehen und die Dinge hinterfragen, denn auf Details wird einfach zusehends weniger Wert gelegt. Störend auch die Feuersbrünste aus dem Rechenknecht, das mag vielleicht billiger sein, als endlich wieder einmal ein Auto abzufackeln, sieht leider aber auch billig aus...nun ist es zu verstehen, daß man das ehrwürdige Adlon nicht sprengen darf, aber da sollte die Tricktechnik ein wenig mehr hergeben. Egal, der Film ist durchgängig gut konzipierte Unterhaltung für Erwachsene, hat einen feinen Hauptdarsteller, vernünftige Actionszenen und verschafft dem Zuseher insgesamt einen angenehmen Abend...8/10.