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Dark Castle Entertainment schwimmt mal wieder in fremden Gefilden. Die von Gilbert Adler, Robert Zemeckis und Joel Silver gegründete Schmiede legt ihr Hauptaugenmerk zwar auf Horrorfilme, doch schon "Ninja Assassins, Rock N Rolla" und auch "Die Echelon Verschwörung" gehen auf deren Konto. Sie finanzierten Regisseur Jaume Collet-Serra "House of Wax" als auch "Orphan - Das Waisenkind". Der liefert mit "Unknown Identity" nun seine vierte Regiearbeit ab, welche auf der Novelle "Hors de moi" von Didier van Cauwelaert basiert. Neben Dark Castle waren die Studio Babelsberg AG, eine britische, sowie eine französische Produktionsschmiede beteiligt. Knappe 40 Millionen Dollar verschlangen die Produktionskosten, wobei sich Hauptdarsteller Liam Neeson seit "96 Hours" an größter Beliebtheit in diesem Genre erfreut und somit als Zugpferd optimal ist. Jedoch folgt auch eine kleine Ernüchterung, denn aufgrund des Trailers erwartet man eher einen Actionfilm als einen verschachtelten Thriller. Doch allein die angestrebte FSK 12 Freigabe lässt gar nicht viel Raum für diverse Actionszenen, weshalb man in diesem Bereich auch Abstriche hinnehmen muss.

Dr. Martin Harris (Liam Neeson) reist zusammen mit seiner Frau Elizabeth (January Jones) nach Berlin zum Bio-Tech Gipfel. Beim Hotel angekommen merkt Martin, dass ein Koffer am Flughafen vergessen wurde. Während Elizabeth im Hotel wartet, fährt Martin mit dem Taxi zurück, doch es kommt zu einem Verkehrsunfall und Martin erwacht vier Tage später aus dem Koma. Er kann sich nicht mehr an alles erinnern und zurück im Hotel erlebt er die größte Überraschung. Elizabeth behauptet ihn nicht zu kennen und auch ein anderer Martin Harris (Aidan Quinn) ist zugegen. Martin ist nun völlig auf sich allein gestellt in einer fremden Stadt, seine letzte Hoffnung ist die illegale Einwanderin Gina (Diane Kruger), welche damals das Taxi fuhr, mit dem Martin verunglückte. Auch wendet er sich an den ehemaligen Stasi-Agenten Ernst Jürgen (Bruno Ganz). Nur langsam kann er das Puzzle zusammensetzen und dabei kommt Unglaubliches zu Tage.

Wie oben schon erwähnt ist "Unknown Identity" kein Actionfilm, sondern orientiert sich an großen Vorbildern wie Alfred Hitchcock oder Roman Polanski auch gewisse Parallelen zu Ludlums Agenten Jason Bourne sind auszumachen. Dennoch hat Cauweleart hier eine gute Geschichte gesponnen, die Drehbuchautoren Oliver Butcher (Dr. Jekyll und Ms. Hyde, Do you know me) und Stephen Cornwell (Desert Force, Kalifornia Nightmare) verlegten das Geschehen lediglich von Paris nach Berlin. Collet-Serra verzichtet bei der Inszenierung fast ganz auf optische Spielereien, Berlin im Winter hat er sehr authentisch eingefangen. Gedreht wurde nicht nur im Studio, sondern auch an Originalschauplätzen. hierbei wird stets gewechselt zwischen noblen und heruntergekommenen Vierteln. Aber das größte Plus ist natürlich die Story, welche den Zuschauer genauso wie seine Hauptfigur ins kalte Wasser schmeißt. Man weiß überhaupt nichts und erst durch Martins langsame Informationsbeschaffung setzt sich das Puzzle nach und nach zusammen. Doch meint man die Auflösung zu kennen, schlägt "Unknown Identity" erneut einen Haken und weiß somit über die gesamte Distanz von knapp zwei Stunden zu fesseln. Besonders interessant ist dabei die Figur des Ernst Jürgen, hervorragend verkörpert vom deutschen Schauspieler Bruno Ganz. Er ist nicht nur stolz auf seine Stasi-Vergangenheit, sondern liefert auch entscheidende Hinweise und stößt auf ein interessantes Detail, welches bis in den Kalten Krieg zurückreicht.

Derweil verbündet sich Martin mit Gina und auch die beiden Killer Smith (Olivier Schneider) und Jones (Stipe Erceg) sind plötzlich hinter Martin her. Actionfans dürfte vor allem Olivier Schneider ein Begriff sein, der hier nicht nur als skrupelloser Killer punktet, sondern auch schon die Choreographie zu "96 Hours" lieferte. Hier hatte er leider nicht viel zu tun, Denn Neeson bekommt nur zwei längere Fights spendiert, die leider durch schnelle Schnitte ziemlich verhunzt wurden. Oft ist überhaupt nicht zu erkennen, wer wem gerade eine verpasst, aber Schneider trägt hier keine Schuld. Man ist hier eher darauf erpicht die umfangreich Story plausibel aufzuklären, Action ist dabei Nebensache. Der Höhepunkt ist dabei der Zweikampf gegen Smith mit anschließender Autoverfolgungsjagd, danach geht es erst wieder im Finale richtig rund. Diverse Sachschäden wie Autocrashs, oder die große Explosion gegen Ende lassen kaum CGI zu, bis auf einige Elemente kommt "Unknown Identity" erfreulich altmodisch daher. Liam Neeson macht mit seinen 58 Lenzen noch eine erstaunlich gute Figur und ist auch als Schauspieler zu Recht noch eine Größe. Diane Kruger (Inglourious Basterds) steht die Rolle der Illegalen Einwanderin Gina ebenfalls sehr gut, während der restliche Cast auch weit über Durchschnitt agiert.

Erwartet keinen Actionfilm, doch dafür darf man sich auf einen durchweg spannenden Thriller mit guter Story freuen. Auch wenn man gewisse Dinge vorausahnen kann, so hält "Unknown Identity" noch einige Überraschungen parat. Action ist dabei rar gesäht und besonders bei den Zweikämpfen stören hektische Schnitte. Dennoch ist Collet-Serras Inszenierung eher altmodisch und auch die guten Darsteller übertünchen die ein oder andere kleine Länge.

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