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Wenn ein Film gewisse Schauwerte hervorbringen soll, benötigt er automatisch ein recht hohes Budget, - könnte man meinen, doch Evan Glodell beweist mit handwerklichem Geschick und viel Herzblut genau das Gegenteil. Mit gerade einmal 17000 Dollar („Blair Witch Project“ kostete rund 60000) liefert er sein Debüt als Regisseur, Autor, Hauptdarsteller und Bastler für das getunte Auto und die spezielle Kamera.

Das titelgebende Bellflower ist ein armseliges Wüstenkaff, in dem die Freunde Woodrow (Glodell) und Aidan (Tyler Dawson) hausen. Seit ihrer Kindheit schwärmen sie von Mad Max und träumen davon, im Falle einer Apokalypse mit einem Muscle Car mit Flammenwerfer über den Highway zu düsen. Fast ist das Gefährt fertig gestellt, da tritt Milly in Woodrows Leben und krempelt es komplett um…

Inszenatorische Ambitionen lässt der Streifen mit den ersten Szenen erkennen, in denen es kleine Fragmente dessen zu sehen gibt, was den Zuschauer möglicherweise noch erwartet, - und zwar mit rückwärts abspielenden Momentaufnahmen, die glücklicherweise nichts Inhaltliches vorwegnehmen.
Dass Glodell und Dawson auch im wahren Leben echte Kumpel sind, macht das Zusammenspiel zwischen den beiden zu jederzeit glaubhaft, denn binnen kurzer Zeit hat man die Nerds lieb gewonnen. Verpeilt sind sie beide, einem Job gehen sie augenscheinlich nicht nach, doch ihre leicht naiven Phantasien mit ihrer „Mother Medusa“, den technischen Spielereien mit Waren aus umliegenden Supermärkten und ihre unkomplizierte Art lassen die zwei recht sympathisch erscheinen.

„Don´t drink and drive“ gehört allerdings nicht zum Motto der Protagonisten, denn hier wird zu jeder Tages - und Nachtzeit alles Alkoholische in sich hinein geschüttet, was das eigentlich trostlose Dasein der Loser untermauert. Auch als Woodrow Milly kennen lernt und die beiden einen Trip nach Texas unternehmen, betäubt man sich ständig, vielleicht auch, um dadurch nicht allzu aufrichtig miteinander umgehen zu müssen, denn Milly warnt bereits beim ersten Date vor einer herben Enttäuschung für Woodrow, der sich dennoch auf die Blondine einlässt und seinen Kumpel Aidan entsprechend vernachlässigt.
Es folgt ein einschneidendes Ereignis, direkt danach ein zweites und daraufhin wechselt die Stimmung der Erzählung und schlägt recht düstere Töne an.

Action sollte man bei alledem allerdings nicht erwarten, trotz des imposanten Fahrzeugs mit Flammenwerfern im hinteren Bereich, welches auch mal mit Feuerbällen während der Fahrt eingefangen wird. Denn auch wenn im letzten Drittel etwas mehr Bewegung im Spiel ist, handelt es sich in erster Linie um ein Drama mit romantischen Anleihen, um eine Geschichte über Freundschaft, Täuschung, Rachephantasien und vor allem Sehnsüchte.

Markant ist vor allem die Optik, welche nicht von ungefähr an Grindhouse Zeiten erinnert.
Ungewöhnlich harte Kontraste vermengen sich mit einer zunächst gewöhnungsbedürftigen Schärfentiefe, hinzu kommen Egoperspektiven, die das Umfeld auch mal aus einer 90 Grad Drehung wahrnehmen. Kameramann Joel Hodge, der bislang hauptsächlich Extremsportarten einfing, sorgt nicht zuletzt mit seinen stimmungsvollern Bildern für eine fast schwebende Atmosphäre, die zu jeder Zeit ins Positive, aber auch ins Düstere abdriften kann.

Und mit solchen storytechnischen Brüchen muss man, schon aufgrund einiger Zeitsprünge jederzeit rechnen. Dabei ist der Rhythmus der Erzählung nicht immer ganz rund, hier und da sind kleine Längen zu verzeichnen und auch das Timing ist nicht konstant stabil.
Doch die durchweg überzeugenden Mimen, die ansprechende und ungewöhnliche Optik, sowie die sympathischen Hauptfiguren kaschieren einige Mankos dieses Erstlings.
Stylisch, zuweilen cool, manchmal angenehm unaufgeregt wird mit „Bellflower“ eine Geschichte erzählt, von der man lange Zeit nicht weiß, worauf sie überhaupt hinauslaufen soll, doch spätestens im letzten Drittel laufen alle Fäden zusammen und ergeben ein abgerundetes Bild.
Ein beachtliches Debüt, welches eine Menge Potential hinter Evan Glodell erkennen lässt, von dem in Zukunft hoffentlich noch mehr zu sehen sein wird.
7,5 von 10

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