Vom Umgang mit Kunden...06.08.2012
Schwieriges Thema, welches hier verarbeitet wird, und volle Konzentration ist angesichts des sehr betriebswirtschaftlichen Szenarios wahrlich vonnöten - und es hilft auch deutlich, wenn man mit dem einen oder anderen Begriff aus der Finanzwelt etwas anfangen kann, denn ansonsten steht man hier schon ein wenig wie der Ochs vorm Berg. 2009 war das Jahr der Schrottanleihen, und hier sehen wir, ähnlich wie beim ganz anders aufgebauten Wall Street 2, die Folgen einer sich abzeichnenden Privatbankpleite für die nichtsahnenden Kunden. Als entdeckt wird, daß die Bank aufgrund von fehlerhaft bewerteten Assets davor steht, insolvent zu werden, kommt es binnen einer einzigen Nacht zu vielen Gesprächen, die in eine gezielten Verkaufsaktion münden. Es gilt, bei Börsenöffnung so viele der wertlosen Anliehen zu verkaufen, wie nur irgend möglich, unabhängig davon, daß man den Käufern ihr Geld nimmt, ohne einen Gegenwert zu liefern.
Erklärt wird dabei wenig, vielmehr konzentriert man sich auf die Vielzahl der agierenden Personen, die allesamt den eigenen Vorteil im Auge behalten - vom Vorstand über den Bereichsleiter bis hin zum Abteilungsleiter. Man sieht auch, wie kalt es in diesem Geschäft zugeht, wenn zahllose Menschen gefeuert werden, wenn es nur um die Höhe der Abfindung geht, wenn selbst moralisch halbwegs integre Menschen für eine Million mal eben schnell einen Tag im Büro verbringen, obwohl sie eigentlich gefeuert wurden...nur, damit sie nichts nach außen dringen lassen können.
Darstellerisch ist hier vieles gut, auf Demi Moore hätte man verzichten können, denn weder sie noch ihre Filmfigur bringen den Film voran. Gut indes die Herren Bettany, Irons und Spacey, skrupellose Herren in perfekt sitzenden Anzügen, schön auch die Ansichten von New York bei Nacht...aber dennoch läßt einen der Film ein wenig ratlos zurück. Er ist trotz des realen Sujets kein Dokumentarfilm, aber zu einem Wirtschaftsthriller fehlt es hier vor allem an Spannung. Man sieht halt den Bankern beim Versuch zu, die Firma mit einem miesen Trick zu retten, und als der dann binnen fünf Filmminuten durch ist, ist auch der Film schon fast vorbei...ohne wirklich den Draht zum Zuschauer aufgebaut zu haben. Gut geeignet als Lehrstück über die Finanzwelt, aber weitgehend spannungsarm...07/10.