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Nach "Machete" ist "Hobo With A Shotgun" der nunmehr zweite abendfüllende Spielfilm, der auf einem Fake-Trailer aus dem "Grindhouse Double Feauture" basiert. Auch wenn aus inszenatorischer Sicht Robert Rodriguez und Quentin Tarantino Pate standen, so erreicht Jason Eiseners Hommage an die 70er- und 80er-Selbstjustizwelle nur selten Klasse und Originalität der großen Vorbilder.


Wenn gleich zu Beginn Hobo (genial dargestellt von Rutger Hauer) auf dem Zug Richtung Hopetown fährt und dabei eines der Main-Themes aus dem Inquisitionsfilm "Mark Of The Devil" erklingt, ist klar welche Marschrichtung "Hobo" einschlägt: Michael Holms kitschig-romantische Melodie soll nicht die einzige einschlägig bekannte Nummer sein, die Regisseur Eisener hier perfekt auf die jeweilige Szenerie anwendet und somit kongenial die Atmosphäre des sleazigen Grindhouse-Kinos der 70er und 80er Jahre einfängt.
Auch hinsichtlich der dargestellten, streckenweise überspitzt dargestellten Gewalteinlagen orientiert sich Eisener an den unangefochtenen Meistern des Subgenres, doch was die Dialoge dieses schmierigen Actioners angeht kann Drehbuchautor John Davies einem Genie wie Tarantino wohl kaum das Wasser reichen.
 Die überspitzt dargestellten Charaktere sind weitestgehend deplatziert, da der daraus resultierende Humor dem ernsten und sehr düsteren Grundton des Films sehr schadet.
 Hobo, der Straßenpenner, gleichzeitig der Archetyp des einsamen Rächers und Abby, die Nutte mit Herz, sind die tragischen Hauptfiguren, deren Charaktere Substanz und Tiefe bieten und gemeinsam gegen den brutalen Unterdrücker einer Kleinstadt antreten, der mit seinen Söhnen die Bewohner unterjocht und den gesamten Polizeiapparat in der Tasche hat.
 
Und so ist das Grundgerüst von "Hobo" ebenso unkonventionell wie Tarantinos und Rodriguez´ Werke: eine abgedrehte Variante von "Gran Tarino" im Stil des dritten "Death Wish"-Teils, eingebettet in ein modernes Wildwestszenario mit entsprechender Charakterisierung der Prota- und Antagonisten,  einem Hauch von Gesellschafts- und Medienkritik und einem melancholischen Finale. 
Den abgekupferten Absurditäten aus dem Rodriguez/Tarantino-Universum mangelt es jedoch hier und da an Einfallsreichtum, so dass "Hobo" streckenweise nüchtern, aber ohne das nötige "Feel Good"-Feeling gesichtet werden kann.
 Das Bad einer Bitch in der Blutfontäne eines enthaupteten Lynchopfers ist ebenso befremdlich wie der Auftritt eines riesigen Tentakels. Die Ermordung von mehreren Schulkindern, die einen grausamen Feuertod sterben, ist dann auch der Höhepunkt an filmischer Geschmacklosigkeit und Grenzüberschreitung, die den abgebrühten Gorehound zwar in Verzückung geraten lässt, dem Film aber einen bitteren Beigeschmack verleiht und unpassend auf das durchgeknallte, abgedrehte Gesamtbild des Films wirkt.

Die Mischung ist einfach zu extrem und nicht 100 Prozent überzeugend als dass "Hobo" bei allem Unterhaltungswert durchweg fesseln könnte.
 Zwar wird die schmierige Atmosphäre brachialer Rape & Revenge-Movies wie "Savage Streets", "Lipstick - Eine Frau sieht rot" oder "Death Wish" superb eingefangen - aber literweise Kunstblut, comicstrip-artige Gewaltausbrüche und dreckige Dialoge machen noch lange keinen kongenialen Rodriguez/Tarantino-Verschnitt, auch wenn "Hobo" visuell und thematisch  auf einem guten Weg ist.
Der Härtegrad ist durchaus angemessen, der Spannungsaufbau  gelungen, der Score und die Effekte über jeden Zweifel erhaben. Den Dialogen mangelt es dagegen an Witz, der Story an Einfallsreichtum und absurden Story-Elementen - ein Manko, dass durch ein hohes Mass an Brutalität ausgebügelt werden soll, was nur bedingt gelingt. Fäkal- und Gossenjargon sind ebenfalls keine Garanten für geistreiche Dialoge im Stil eines Tarantino und grenzüberschreitende Tabubrüche machen noch lange keinen guten Film.

Vor- und Nachteile von "Hobo With A Shotgun" halten sich somit die Waage und letzten Endes ist der Film allenfalls Durchschnitt. Einen weiteren Gnadenpunkt gibt es für den Unterhaltungswert, den "Hobo" durchaus zu bieten hat und für die gelungene 80ies-Atmosphäre mit der genialen Soundtrack-Untermalung mit musikalischen Stücken aus beispielsweise dem Belmondo-Klassiker "Der Greifer" oder von Simon Boswell.
Ansonsten kommt "Hobo" relativ trocken und nüchtern daher und wirkt über die gesamte Laufzeit so, als würde ihm das gewisse Etwas fehlen. Man schaut es sich an, schüttelt hin und wieder den Kopf und geht anschließend irgendwie unbefriedigt und auch etwas enttäuscht zum Alltag über.                                                                                                                                                                                                           

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