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Nach „Machete“ ist dies bereits der zweite Streifen, der aus den Fake-Trailern des Grindhouse-Projektes von Tarantino/Rodriguez hervorgeht. Und so wie Danny Trejo einst die titelgebende Waffe schwang, darf nun Rutger Hauer in regelmäßigen Abständen die Schrotflinte zücken, - da sind Trash und reinste Exploitation vorprogrammiert.

Der Landstreicher (Hauer) kam mit dem Zug in die Stadt, welche von Drogenboss Drake regiert wird. Eine Weile sieht er den geballten kriminellen Machenschaften im Ort zu, bis er bei einem Überfall zur Schrotflinte greift und beginnt, die Stadt vom gesetzlosen Unrat zu befreien…

Es benötigt nur wenige Sekunden, um sich direkt in die Siebziger und Achtziger versetzt zu fühlen, denn solche Schriftarten bei Credits und eine derartige musikalische Einführung ins Geschehen wurde seit Jahrzehnten nicht eingesetzt. Zudem unterstützen die teils grellen Technicolor Farben diesen nostalgischen Turn, der uns eine Geschichte vorträgt, welche ebenfalls aus dieser Zeit stammen könnte.

Reduziert auf nur wenige namentlich genannte Figuren muss man lediglich zwischen Held Hobo, seinem Sidekick, der Prostituierten Abby und den bösen Jungs, nämlich Drogenboss Drake und seinen Söhnen Slim und Ivan unterscheiden, welche sogar Jacken mit ihren Namen tragen, um die beiden unter den tief schwarzen Haaren und der Sonnenbrille auseinander halten zu können. Der Rest ist Kanonenfutter und das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen.

In Sachen Gewalt geht es alles andere als zimperlich zu und dennoch sind die meisten Szenen so comichaft überzeichnet, dass zarte Gemüter eher mit den politisch unkorrekten Tönen Probleme haben dürften als mit dem literweise spritzenden Blut, welches durch überfahrene Köpfe, offene Bäuche, abgetrennte Finger und diverse Bauchschüsse zustande kommt.
Wenn ein Grobian mit einem Flammenwerfer durch einen gut besetzten Schulbus marschiert, ist das natürlich weniger amüsant, doch an der Stelle werden direkte Darstellungen ausgeblendet, während schon mal deutlicher drauf gehalten wird, wenn jemandem die Geschlechtsteile weggeballert werden.

Innerhalb der Gewaltszenen ist man ergo erfinderisch, storytechnisch ist dies leider nicht der Fall. Denn es dauert doch eine ganze Weile bis Hobo loslegt, bis dahin ist seine Figurenzeichnung jedoch zu dürftig und konturlos ausgefallen. Wahrscheinlich verlassen sich die Macher komplett auf Hauers Erscheinungsbild, was allerdings nur phasenweise über den flachen Charakter seiner Figur hinwegtäuschen kann. Demgegenüber müssen die Bösewichte nur klischeebedingt ein paar Gemeinheiten ausüben, was ausreicht, um diesen zum Finale nur das übelste an den Hals zu wünschen.

So sinniert man über Bären, findet bei den Cops nur korrupte Typen, erhält ein wenig Geld für Selbstquälerei vor laufender Kamera und muss sich im Hospital gegen übermenschliche Erscheinungen behaupten. Der Showdown hätte die Gewaltexzesse durchaus etwas ausgiebiger ausleben dürfen, doch zumindest wird das Tempo noch einmal merklich gesteigert und die Geschichte konsequent beendet.

Trash-Freunde dürften bei diesem Retro-Actioner bedenkenlos zuschlagen, denn auch wenn dem Streifen ein wenig Humor gut getan hätte, so machen die vielen Übertreibungen einiges wett, während die bizarre Optik und der nostalgisch anmutende Score innerhalb einer schlichten Story durchaus Laune bereiten.
Man darf gespannt sein, wie viel Retro da noch auf uns zurollt…
Knapp
7 von 10

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