Ein Güterzug rollt in die Station - der letzte Halt. Ein Landstreicher (Rutger Hauer) steigt aus dem Waggon, bereit für einen neuen Start in einer neuen Stadt. Aber stattdessen findet er die Hölle auf Erden vor. Hope Town heißt der Ort, wo Kriminelle das Sagen haben und Gangsterboss Drake mit seinen sadistischen Söhnen Slick & Ivan die Straßen regiert. Inmitten diesem Chaos läuft der namenlose Landstreicher an einem Schaufenster mit einem ausgestellten Secondhand Rasenmäher vorbei, der Teil seines neuen Lebens werden soll. Um das Geld zusammenzukriegen, geht er betteln, sammelt Pfandflaschen und frisst Glasscherben für ein paar lumpige Dollar. Doch die Brutalität um ihn herum ebbt nicht ab. Als er seinen Wunschladen betritt, mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche, wird er Zeuge eines Überfalls. Er nimmt Notiz von einer Schrotflinte, die über dem Rasenmäher hängt. Und er kapiert schnell; der einzige Weg, die Dinge in dieser Stadt zu ändern, geht nur über diese Schrotflinte in seiner Hand und zwei Patronen in der Kammer...
Das Grindhouse-Projekt von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino beinhaltete ja einige Fake-Trailer, aus denen eigentlich überhaupt keine abendfüllenden Spielfilme entstehen sollten. Nachdem man nun jedoch schon "Machete" verfilmt hatte, folgt nun mit "Hobo with a Shotgun" eine weitere Verfilmung eines dieser Trailer, die im Prinzip genau die gleiche Richtung einschlägt. Die Hauptrolle hat man dabei mit dem in die Jahre gekommenen Rutger Hauer besetzt und nach Sichtung des Werkes kann man durchaus feststellen, das es sich hierbei keinesfalls um eine Fehlbesetzung handelt. Ganz generell ist es schon ein kleines Phänomen, das insbesondere in dieser Filmgattung einige in die Jahre gekommene-und ehemalige Stars des B-Movies eine Art Renaissance erfahren, denn schon beim erwähnten Grindhouse-Projekt konnten mit Kurt Russel (Death Proof), Michael Biehn oder auch Jeff Fahey (beide in Planet Terror) einige Schauspieler auf sich aufmerksam machen, um die es in den letzten Jahren doch etwas ruhiger geworden ist. Und nicht zu vergessen, das der geborene Nebendarsteller Danny Trejo in "Machete" endlich einmal in einer Hauptrolle zu sehen war und so nicht wie so oft schon sehr zeitig das Zeitliche gesegnet hat.
"Hobo with a Shotgun" bietet nun auch ein vollkommen überzogenes Szenario, das in kräftigen Farben wunderbar dargestellt wird. Schauplatz ist dabei eine Stadt, die vollkommen verwahrlost ist und in der Zustände herrschen die man kaum in Worte fassen kann, sondern selbst gesehen haben muss. Hier geht es zu wie bei Sodom und Gomorra, der Drake-Clan unterjocht die Bewohner und hat selbstverständlich die korrupte Polizei unter Kontrolle, so das dem Verbrechen Tür und Tor geöffnet sind. An sich ist ein solches Szenario nichts sonderlich Neues, jedoch hat Regisseur Jason Eisener das Ganze so herrlich überzogen dargestellt, das man die Geschehnisse schon fast in den Fantasy-Bereich einordnen könnte. Die Story geht dann auch gleich zu Beginn einmal in die Vollen und konfrontiert den Zuschauer mit der ersten Tötung, wobei es sich sogar um ein Familienmitglied der Drakes handelt, der auf eine sehr fantasievolle Weise im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verliert. So bekommt man gleich einen tiefen Einblick in die teils sehr sadistischen Methoden des Familien-Clans, der in der Wahl seiner Mittel nicht gerade zimperlich ist, um seine Schreckensherrschaft aufrecht zu erhalten. Zudem offenbart sich auch der erste Hinweis darüber, in welche Richtung der Film in Sachen Härtegrad tendiert, denn in dieser Geschichte wird nicht gekleckert sondern echt geklotzt.
Man kann sich also auf eine ganzzeitig extrem unterhaltsame Story freuen, die man keinesfalls nach ihrer inhaltlichen Substanz beurteilen sollte. Das sollte man allerdings schon im Vorfeld wissen, denn wie auch bei den anderen erwähnten Werken steht hier ganz eindeutig der Unterhaltungs-Faktor im Vordergrund und dieser kann sich wahrlich sehen lassen. Der Film nimmt sich dabei fast keinerlei Auszeiten, in denen man als Betrachter einmal durchschnaufen könnte, denn der Action-Gehalt ist extrem hoch angesiedelt. Immer wenn man gerade denkt das es einmal etwas ruhiger wird, zieht Eisener das Tempo sofort wieder an und bietet dabei jede Menge SFX, die jedem Fan das Herz im Leibe höher schlagen lassen. Der Verbrauch an Kunstblut nimmt phasenweise schwindelerregende Ausmaße an und es gibt jede Menge Kills zu begutachten, die sich insbesondere durch die Vielfalt der Tötungsmethoden auszeichnen. Neben einigen verheerenden Kopfschüssen durch die Shotgun kommen auch ganz andere Werkzeuge zum Einsatz, um hier für einen erhöhten Splatter-Gehalt zu sorgen. Da werden mit einer Säge Halsschlagadern durchtrennt, mit Schlittschuhen Rückenpartien zerfetzt oder einige Gullideckel werden kurz mal zweckentfremdet, um Menschen ins Jenseits zu befördern. Man merkt also das durchaus für Abwechslung gesorgt ist, was den reinen Unterhaltungswert der Geschichte noch einmal zusätzlich nach oben treibt. Zudem entseht eine wunderbar skurrile Situationskomik, die man kaum besser hätte in Szene setzen können und die für so manchen Schmunzler beim Betrachter sorgt. Ein weiterer Höhepunkt des bunten Treibens sind sicherlich die unterschiedlichen Charaktere, wobei vor allem die Bösewichter extrem schmierig und sadistisch dargestellt werden. Die beiden Drake-Söhne stechen hierbei ganz besonders ins Auge und sind an Boshaftigkeit nur schwerlich zu überbieten.
Insgesamt gesehen bietet "Hobo with a Shotgun" genau das, was man sich von diesem Film erwarten sollte, nämlich vollkommen skurrile-und überzogene Action-Kost mit einem hohen Bodycount und jeder Menge SFX, an denen man seine helle Freude hat. Ein glänzend aufgelegter Rutger Hauer ist die ideale Besetzung für den obdachlosen Hobo, der durch seinen unermüdlichen Einsatz erst einmal kräftig in einer Stadt aufräumt, in der Gesetze keine Chance haben. Betrachtet man das Werk in seiner Gesamtheit, dann bewegt es sich schon teilweise im Bereich des Trash-Genres, doch genau dafür ist das grell-bunte Szenario auch ausgelegt. Wer Filme wie "Death Proof", "Planet Terror" und "Machte" gut fand, wird auch hier jederzeit auf seine Kosten kommen, denn "Hobo with a Shotgun" ist definitiv kein Film, den man sich nur einmal anschaut. Viel zu hoch ist der Untergaltungswert angesiedelt und die jederzeit stimmige Gesamt-Inszenierung führt einen immer wieder in Versuchung, sich dieses Werk ein weiteres Mal anzuschauen.
Fazit:
Wer eine Vorliebe für extrem überzogene Action-Szenarien im Grindhouse-Stil hat bekommt hier einen Film geboten, der sämtliche Zutaten beinhaltet, die diese Werke so sehenswert-und unterhaltsam machen. Ein farbenprächtiges Action-Spektakel mit einem Härtegrad, der sich echt gewaschen hat. Groteske Tötungsmethoden, jede Menge Kunstblut und etliche wirklich derbe Einstellungen sorgen für Kurzweil ohne Ende, so das man sich den Film am Ende am liebsten gleich noch einmal anschauen möchte.
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