Nach MACHETE ein weiterer Vertreter aus dem Rodriguez/Tarantino GRINDHOUSE Fake-Trailer Archiv. Ist das GRINDHOUSE Konzept an sich jedoch am hochgesetzten Anspruch der Authentizität in beiden Features aus verschiedenen Gründen gescheitert haben wir uns doch zuletzt bei MACHETE recht gut unterhalten.
So auch hier bei HOBO. Und das mit Jason Eisener, einem noch sehr unerfahrenen Regisseur. Der quasi reanimierte Rutger Hauer tut sein bestes in der Hauptfigur des Hobo. Der Film lässt sofort deutlich mehr Street-Credibility als MACHETE durchblicken, muss er doch auch sichtlich mit signifikant weniger Budget auskommen als dieser. Hobo's sind die US Tramps die schwarz auf den Zügen innerhalb der USA rumgereist sind. Sie stellten den untersten Abschaum der Gesellschaft dar und wurden nicht selten einfach totgeschlagen.
Hobo trifft in einer Stadt auf völlig verwahrloste Zustände und insbesondere Banden von Jugendlichen die die Stadt und die Bürger, besonders die gesellschaftlich ungeschützten wie Obdachlose und Prostituierte quälen und grausam ermorden. Aber auch die Polizei macht gemeinsame Sache mit den Jugendlichen und der Bande der Protagonisten. Diese erinnern etwas bzgl. einheitlicher Kleidung und Attitüde an die Drugs in CLOCKWORK ORANGE. Hobo wird selbst Opfer dieser Zustände und nimmt dann die Sache zur Herstellung der Ordnung selbst in die Hand. Dabei lernt er eine junge Prostituierte kennen und gemeinsam nehmen sie ihr Schicksal in die Hand.
Das hört sich nun sehr konservativ an, es erwartet einen aber ein Splatter-Gewitter ohne Ende. Den sehr guten handgemachten Splatter FX tut die Budget-Beschränkung keinen Abbruch. Von CGI Inflation wird man verschont, die Effekte sind grossartig und auch in vielen Szenen innovativ, das Abtrennen von Körperteilen, Köpfen usw. wird in bester Fun-Splatter Manier ohne Rücksicht auf Verluste aber stets mit wenig Fun dargeboten. Menschen werden bis auf die letzten Reste zerstückelt und Innereien fliegen einem schon derb um die Ohren.
Obwohl man denkt schon alles gesehen zu haben ist der Film auch hier kreativ und zeigt neue Methoden zur Köpfung und kompletten Ausweidungen. Einmal wird sogar einmal ein Bus mit Schulkindern mit Flammenwerfen bearbeitet...zu der Disco Musik "Disco Inferno" von "The Trammps"..(mit dem Text "..burn, Baby burn...). Diese extreme, weit über alle SAW Teile hinausgehende Härte wird sicherlich nicht ungeschnitten nach Deutschland kommen und auch die Zuschauerschaft sehr begrenzen.
Bei diesem Setup kratzt der Film natürlich sehr stark am Trash Gefilde, insbesondere deshalb weil ausser Rutger Hauer der Rest nur aus Laienschauspielern bestehen zu scheint. Somit kommt also regelrecht TROMA Atmosphäre auf, und das ist durchaus positiv gemeint. Ohne jedoch wirklich lustig wirken zu vollen. Das zieht sich durch bis zur Musik die auch handgemacht von schrägem Mainstream Rock bis zu Metal-Avancen reicht.
So stellt "Overacting" das durchgängige Element in der Darstellerkunst da, es wird ekstatisch geschrien und die Szenenfolge ist manchmal so sympathisch holprig-hölzern wie bei Lloyd Kaufman und seinem Gefolge. Aber es passt gut zu den "bösen" Charakteren. TROMA's Höhepunkte und Aufstieg lagen auch eher in den 80igern und auch HOBO orientiert sich mehr an dem Look dieser Epoche als der eigentlichen Grindhouse Welle der 60er und 70er Jahre.
Konnte MACHETE noch ein offenes Mainstreampublikum begeistern wird HOBO die Seher noch viel mehr spalten. Der Film kommt tatsächlich extrem sick daher was vielen Normalsehern ein unbestimmbares mieses Gefühl mit auf die Filmreise geben wird. Dies ist natürlich gewollt und deshalb besteht die Gefahr, dass man sich unbewusst von dem Geschehen distanziert und sich nicht im Geringsten identifiziert.
Man kann den Film durchaus als Exploitation Film in eine Reihe mit anderen Film dieses Subgenres stellen und Gorehounds und Trash + Tarantino Fans werden den Film doch zumeist mögen auch wenn er vom Konzept her nie ein ganz grosser Wurf sein kann. Aber für Genre Fans wie mich hat er extrem gut unterhalten und man konnte sich trotz der extremen Randbedingungen gut mit Hobo und seinen Gefühlen und Taten identifizieren.
8/10 Punkten