Review

"BE A SIMPLE KIND OF MAN, OH BE SOMETHING TO LOVE AND UNDERSTAND"

Erinnert ihr euch evtl. noch an den Mega Flop von Rodriguez/Tarantino? Das Ding nannte sich Grindhouse und war ne Bombenidee. Leider hats kaum einer verstanden oder gewollt. Nach dem desaströsen Einspielergebnis in Übersee kam Grindhouse in zwei Filme geteilt in Europa ins Kino. Eine der vielen tollen Einfälle des Urprojektes waren die berühmt berüchtigten Fake Trailer. Von diesen blieb für uns Europäer nur Machete zum Bestaunen übrig (vor Planet Terror, kapice?). Im Internet - besonders bei You Tube - schwirrte plötzlich ein weiterer ziemlich professionell wirkender Fake Trailer mit dem Titel Hobo mit dem Schiessgewehr herum. Gerüchte besagten, es handele sich gar um einen Fake Trailer, der es nicht in den Grindhouse Film geschafft hatte. Genau wie bei Machete, fühlte sich die "Uns fällt einfach nichts Neues mehr ein Hollywood Mafia" sofort durch das nicht weg zu diskutierende Fan Interesse genötigt, dass Ding zu finanzieren. Mit dem coolen Gauda Import aus Türkische Früchte in der Titelrolle. Soweit zur Vorgeschichte.

Als Hobo, wurden die Tramps bezeichnet, welche während der Weltwirtschaftskrise die Vereinigten Staaten von Amerika unerlaubt auf Güterzügen bereisten. Manchmal wurden diese armen Kerle einfach tot geschlagen oder an die Züge genagelt. Siehe Boxcar Bertha (Martin Scorsese, usa 1974).

Der Rutger kommt mit solch einer Lokomotive in einer Stadt an, in welcher die Göttin Kali das Chaos hat ausbrechen lassen. Alle paar Yards geschieht ein überzeichnet in Szene gerücktes Gewaltverbrechen. Dantes Inferno USA 2011! Der Hitcher macht erstmal nüscht, er beobachtet nur und versucht zu überleben. Als jedoch einer der Oberspackos eine verlauste Nutte besteigen möchte, erwacht beim Replikanten das Beschützerherz und er mischt sich ein. Nicht ohne schwerwiegende persönliche Folgen. Da die örtliche Bullerei selbstverständlich mit den Vollhonks, welche die City beherrschen und tyrannisieren voll unter einer Decke hängen. Der olle Jugger wird gefoltert (wie beim Schlitzer von Onkel Deodato) und schwerverletzt vor die Tür des Polizeipräsidiums gesetzt, ach nee, auf den Müll geworfen. Zum Glück trifft Hauer die olle Bitch wieder, die hilft unseren Helden und bietet Unterschlupf im Mini Puff. Hobo lässt sich am nächsten Vormittag nochmal von einem Reality Reporter demütigen und frisst Glas für ne Fistfull of Dollaris. Bei nem Überfall auf nen Krämerladen reicht es unserem Penner Helden aber endgültig. Mal kurz von den maskierten Creeps unbeobachtet, greift sich der alte Holländer die bereits voll geladene im Regal stehende titelgebende Shotgun und los gehts ....

Als ich das erste Plakatmotiv dieses Filmchens beäugte, lief mir der Speichel aus dem eigentlich geschlossenem Maule. Ähnlich erging mir das übrigens auch bei dem Scheissfilm Hell Ride aus dem Jahre des Herrn 2008. Hobo ist nicht wie dieser als totaler Vollfuck zu bewerten, aber ....
 .... beide Filmchen lassen den erklärten B oder gar C Movie Veteranen oder Fanatico - wegen der Plakate und des unberechtigten Hypes -  glauben, es mit ernst gemeinten Reanimierungsversuchen seiner Lieblingsfilme zu tun zu haben. Falsch gehofft!

Mir gefällt an Hobo schonmal überhaupt nicht, dass ER sich nicht auf die Exploitationsstreifen der seeligen 60er und 70er Jahre bezieht, sondern auf die 80er. Mir ist schon klar, das der Großteil der ofdb User genau mit Filmen dieser Dekade aufgewachsen ist und jene Werke verehrt. Mir geht das nicht so, Genre Movies der 80er haben für mich rückblickend bereits ihre Unschuld verloren. Zuwieder ist mir, dass Hobo mich mindestens alle 10 Minuten an die Hirnschisse des Herrn Kaufman erinnerte, welche jenes Geschäftsmänneken mit seiner verabscheuungswürdigen Produktionsfirma Troma (würghh) auf die ahnungslose Qualität erwartende naive Fanschar loslies. Es ist ein Klischee, dass Freunde des etwas anderen Kinos jeden Junk fressen, der ihnen von profitorientierten künstlerischen Verlierertypen in den Blechnapf geschleudert wird. Güllewürmer wie Kaufman, denken/dachten aber genau so über die Konsumenten ihrer Produkte - Kinofilme waren Troma Produkte nie. Okay, weiter geht's mit Hobo. Was habe ich eigentlich erwartet? Na einfach nen coolen spannenden eiskalten mit gut gesetzten Jokes und Zitaten gewürzten Exploitationfetzer. Ihr merkt schon, das (Un)Wort Grindhouse vermeide ich diszipliniert, da die Fachmänner welche den Begriff alle drei Sätze stolz erwähnen, vor Tarantinos und Rodriguez Meilenstein dachten, es würde sich um das neueste Deo von Axe handeln. Will mich nicht als der coole Opa darstellen, der schon alles geschaut hat und eh alles besser weiß, dem ist mitnichten so, aber mit Trendbegriffen wie Trash oder Sleaze konnte ich noch nie etwas anfangen. Ein Gorehound bin icke ooch nich. Wieder zurück zu Hobo. Story? Habe nichts anderes erwartet, deshalb Schwamm drüber. Inszenierungsstil? Unter dem Durchschnitt Herr Director, gerade mal ausreichend, setzen. Schauspieler? Rutger Hauer agiert wie (fast) immer über jeglicher unangebrachten Kritik erhaben, ja er schwebt über diesen mich auf seltsame Weise in jeglicher Form kalt lassenden amerikanischen Spielfilm. Darsteller? Der Rest des Ensebles ist Schweigen. Serien, oder Z Movie Akteure. Jedenfalls spielen die so. Auffallend ärgerlich und deshalb besonders erwähnenswert ist ein gewisser Gregory Smith. Dieser Zwergenmensch (im Film hört der nicht richtig tickende Typ auf Slick, was passend ist, da er ein saudummes Slickface sein Eigen nennen darf) macht auf penetranteste Art und Weise verzweifelt einen auf Chris Bale trifft Tom Cruise, kann man kaum ertragen den Menschen. Spannung? Falsch gedacht. Humor? Häh?!  Action? N' bissel, aber eher mau. Gewalt? Jaaaa, das isses doch was alle wollen und tief in ihrem Inneren sogar brauchen. Köppe fliegen weg und Nutten suhlen sich in Blutfontänen die aus den Rümpfen sprudeln (wie ein frisch angepiektes Bohrloch). If you want Schrot you've got it.  Die gesamte Belegschaft der Notaufnahme wird liquidiert und an die Decke gebaumelt. Ein Schulbus mit kleinen Kinderlein wird mit Flammenwerfer abgefackelt (hält der Director of Photography sonst voll drauf, wird hier schön korrekt ausgeblendet). Zerfetzter Unterarm, ist nach Verstümmelung glücklicherweise noch als Mordwerkzeug zu gebrauchen - aua auah. Undsoweiterundsofort .....

Fazit:
Steht der Film des Jahres mit I SAW THE DEVIL bereits so früh im neuen Jahr fest, so nimmt Hobo auch schon eine Spitzenposition bei den Enttäuschungen 2011 ein.
Hobo bewirkte in mir garnichts. Ein kalter Film, der einen kalt lässt. Wie ein mittelmäßiger Porno fürs schnelle Abspritzen runtergekurbelt. Lächerliche Bösewichte, ohne Profil. Wie soll ich jemanden fürchten oder gar hassen, wenn er mich nur langweilt. Ein Film den ich mir nicht nochmal angucken möchte und das ist eigentlich das Vernichtendste was ich über einen Film absondern kann. Im direkten Vergleich mit ähnlichen Verwanten wie beispielsweise Death Wish 3 wohl klar besser abschneidend, aber was bedeutet das schon, wenn ich  Machete, The Devils Rejekts oder Grindhouse im Regal stehen habe? Von den richtigen Klassikern will ich, gütig wie ich bin, garnicht erst anfangen. Hobo ist uninteressant, belanglos und hat die Daseinsberechtigung eines Werner Herzog Werkes - nämlich keine.

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