kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 13.01.2013
Drama mit Metaverstärker: Die zweite Erde bietet der klassischen Dramenkonstruktion eine gespiegelte Fläche zur Reflektion und damit eine Fläche an zusätzlichen Optionen: Was wäre wenn? Von diesem Grundgedanken zehren sämtliche Figuren in diesem Independent-Drama. Die Erde prangt für alle Erdbewohner unübersehbar am Himmel, und somit bildet das theoretische Gedankenspiel einen allgemeinen Konsens, der von der Psyche einer einzelnen Figur weggeht, die sonst eine Besessenheit pflegt, in die andere nicht einsehen können. Diesmal ist alles für alle einsehbar, und hierin liegt auch das Novum, von dem dieser Film profitiert und durch welchen er ein ungeheures Diskussionspotenzial evoziert. "Another Earth" versteht den plötzlich auftauchenden Himmelskörper nicht wie "Melancholia" als Ursache nachfolgender Ereignisse und damit als anthropologische Studie, sondern als Metapher für menschliche Sehnsüchte. Anders gesagt: Der Planet in "Melancholia" war real, der aus "Another Earth" ist eine Konstruktion des kollektiven Geistes. Und das erhebt diesen Film über manche logischen Fehler, die einem begegnen mögen.
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