Autor Ari Libsker geht in seiner Dokumentation dem Phänomen der "Stalags" auf den Grund. Dies sind billige Groschenromane welche die Schrecken des Holocaust mit Erotik und pornografischen Sado-Maso-Phantasien verknüpt. Aus meiner Sicht werden hier gleich 2-3 Tabus dieser Zeitepoche und seinem Entstehungsland Israel der 60er Jahre auf einmal gebrochen: Hemmungslose sadomasochistische Erotik in Verbindung mit der Gewalt der Konzentrationslager und der SS was dann auch noch im prüden Israel dieser Zeit entstanden ist und für eine kurze Zeit geboomt hat.
Wer skandalöses, Tabubrüche oder explizite Einsichten auch nur im Ansatz in Wort oder Bild von der Dokumentation erwartet sollte den Erwerb der DVD nicht in Betracht ziehen. Dies gibt es nicht und es liegt auch nicht im Geringsten in der Absicht des Autors. Es handelt sich um sehr neutrale schwarz-weiß Bilder die mit den bunten Bildern der Heftchen schön im Kontrast stehen. Unterlegt ist das ganze mit dem hebräischen Originalton mit deutschen oder engl. Untertiteln, alles sehr ruhig und sachlich, aber es wird auch etwas unvermittelt und unstrukturiert zwischen zeitgenössischen Originalaufnahmen und den einzelnen Interviews und interessanten Archivbildern hin- und hergesprungen.
Der eigentliche Inhalt der Romane war sehr überschaubar und zielorientiert und drehte sich meist um einen (amerikanischen) Soldaten der in die Gefangenschaft von sadistischen weiblichen (!) SS-Offizieren gerät die ihn foltern und vergewaltigen. Der Autor läßt Verleger, Autoren und Rezipienten des Phänomens zu Wort kommen, aber dokumentiert nur die Dinge aus verschiedenen Richtungen ohne jedoch die schwierige Frage der Hintergründe oder gar psychologischen Beweggründe erörtern zu können oder vielleicht auch zu wollen. Ari Libsker rekonstruiert nur penibel die Fakten, aber es wird auch die Schwierigkeit damals wie heute deutlich, das ganze überhaupt angemessen zu diskutieren oder zu verarbeiten.
Dabei ist das Phänomen nicht wirklich unbekannt und wer im Filmbereich das Genre der "Naziploitation" (= Nazis+Exploitation) und seine vielen Erscheinungsformen kennt der wird über die Aufregung nur überrascht sein. Allerdings sind die Romane durchaus als Vorläufer dieser Filme zu sehen denn die filmische Hochphase war in den 70er Jahren. Das ganze nur als krude "Männerphantasien" abzutun wird dem Phänomen nicht ausreichend gerecht. Wer sich für mehr Informationen zu faschistischen Symbolen in Kombination mit Sexualität interessiert dem u.a. seien die Werke von Marcus Stiglegger SADICONAZISTA und NAZI-CHIC empfohlen.
7/10 Punkten