Regie-König Christopher Nolan hat es mit "Inception" vorgemacht und nun zeigt auch Regisseur Duncan Jones (Moon), wie man eine komplexe und verwirrende Geschichte mit einem Popcorn-Kinofilm vereinen kann. Source Code war doch weitaus besser wie ich es im Vorfeld erwartet habe, auch wenn der Film selbstverständlich nicht mit dem großen Kunstwerk "Inception" mithalten kann. Doch ich persönlich liebe Zeitreisen Filme und habe es hinterher ein klein wenig bereut, dass ich den Film nicht im Kino gesehen habe. Der Film hat von Vorne bis Hinten einen rasanten Erzählstil, hat fast keinerlei Längen und liefert uns neben spektakulären Hetzjagden eine ziemlich komplexe Geschichte, in die man allerdings nicht ZU viel hinein interpretieren sollte, auch wenn der Film das sicherlich gern beabsichtigt hat. Klar, streng gesehen gab es eine solche Thematik schon in vielen Filmen, aber durch den interessanten Schauplatz und vor allem durch Jake Gyllenhal macht "Source Code" einfach ungemein viel Spaß und hat genau die richtige Lauflänge.
Der US-Soldat Colter Stevens wacht urplötzlich in einem Zug auf und weiß nicht wie er dort hin geraten ist. Die Frau, die ihm gegenüber sitzt scheint ihn gut zu kennen, doch Colter kann sich an nichts erinnern. Als er sein Spiegelbild im Toilettenraum erblickt stockt ihm der Atem : Er blickt in ein völlig fremdes Gesicht. Kurz darauf gibt es eine gigantische Explosion und Colter findet sich kurz darauf in einem dunklen Raum wieder. Auf einem Monitor erscheint eine Frau namens Godwin, die ihm erklärt, dass er mitten in einer Geheimmission steckt. Langsam kehren Colters Erinnerungen zurück und schon bald erfährt er, dass er sich in einem sogenannten "Source Code" befindet, Welcher es ihm ermöglicht rückwärts durch die Zeit zu reisen. Seine Aufgabe ist es, den Attentäter des Bombenanschlags im Zug ausfindig zu machen, da dieser ein noch viel gefährlicheren Anschlag plant. So muss er immer wieder zurück durch die Zeit reisen und heraus finden, wo sich die Bombe befindet und wer sie letzten Endes detoniert. Der Haken an der ganzen Sache ist allerdings, dass er jedes mal nur 8 Minuten Zeit hat, den Täter zu entlarven.
Der Film wirkt wie eine packende Mischung aus "Zurück in die Vergangenheit" und "Und täglich grüßt das Murmeltier" und wird zusätzlich noch mit einer grandiosen Optik verfeinert. Klar, bei Filmen über das Zeitreisen sind Logikfehler immer vorprogrammiert, allerdings halten sich die groben Fehler hier eher im Hintergrund. Natürlich hat der Film auch ein paar Schwächen und liefert vor allem zu wenig Aufklärung in der Schlussphase. Selbstverständlich hat das Duncan Jones so beabsichtigt, da man noch viel über das Ende diskutieren und sich seine eigene Interpretation aufbauen soll. Allerdings wirkt das in diesem Film leicht überflüssig, da der Film ab einer bestimmten Stelle eigentlich perfekt abgeschlossen ist, doch danach zieht sich das Ende noch ein wenig hin, bis es dann etwas zu abrupt abgeschlossen wird. Auch die Frage, wer nun der Bombenleger ist, liegt eigentlich relativ schnell auf der Hand, da eine bestimmte Szene, bei jeder Zeitreise, eigentlich klar auf die Auflösung hinweist. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn der Film wirkt nicht so, als ob er sich nur einzig und allein auf die "Killer-Frage" beschränkt. Es geht hier eigentlich speziell nur um den Source Code an sich. Was ist der Source Code? Wer sind die Leute, die mit dem Source Code arbeiten und die wichtigste Frage von allen : Wer ist Colter Stevens eigentlich wirklich? "Source Code" ist wiedermal so ein Film, der von Anfang bis Ende rasant erzählt ist und dem Zuschauer keinerlei Atempausen gönnt. Je mehr der Film sich dem Showdown nähert, umso bedrückender wird die Lage und man kann es am Ende kaum noch erwarten, wie sich Colter Stevens in seinem mehrfachen Kampf gegen die Zeit am Ende schlägt.
Jake Gyllenhaal ist eine absolute Traumbesetzung für die Hauptrolle. Er verkörpert den verwirrten Zeitreisenden mit dem typischen Gyllenhaal-Charme und hat zudem noch immer wieder lockere Sprüche auf Lager. Ok, er verhält sich in manchen Situationen nicht immer ganz glaubwürdig, insbesondere in den Szenen wo er sich lieber der attraktiven Frau widmet, anstatt der tödlichen Bombe, aber dennoch überzeugt er als Schauspieler auf ganzer Linie und holt das beste aus dieser Rolle heraus. Ebenfalls sehr überzeugend ist Vera Farmiga als Godwin, die eigentlich immer mit einer tollen Ausstrahlung daherkommt und immer stets in sehr vielseitigen Rollen schlüpft. Sie agiert besonders mit Gyllenhaal in einem grandiosen Einklang und wird gegen Ende noch zu einer enorm interessanten Figur. Die restlichen Darsteller sind leider nicht der Rede wert, besonders Michelle Monaghan enttäuscht hier etwas, da sie viel zu blass bleibt und zu keiner Minute mit Farmiga oder Gyllenhaal mithalten kann. Auch einen Jeffrey Wright habe ich schon besser erlebt, zumal seine Figur hier viel zu kurz kommt und nie die genauen Hintergründe über seine revolutionäre Erfindung ans Tageslicht kommt, was mich persönlich sehr interessiert hätte. Es gibt übrigens noch einen netten Cameo-Auftritt von Scott Bakula, dem Hauptdarsteller der Kult-Serie "Zurück in die Vergangenheit". Allerdings ist seine Stimme nur am Telefon zu hören und dies ist nicht die einzige ziemlich interessante Hommage an diese Serie. Die besagte Spiegel-Szene vom Anfang erinnert doch schon sehr deutlich, an das gewohnte Schema dieser alten Serie.
Source Code ist jetzt kein Film, der die Kinowelt vollkommen revolutioniert, so wie es "Inception" getan hat. Aber er war viel besser, als ich es im Vorfeld erwartet habe und es steckt unfassbar viel in diesem Film drin, obwohl er gerade mal knappe 80 Minuten geht. Wer also ein Fan von Zeitreisen und Paralleluniversen ist, wird bei Source Code sicherlich Freude haben auch wenn der Film mit Sicherheit für strenge Quantenphysik-Freaks zu wenig sein wird.
Fazit : Jake Gyllenhaal überzeugt erneut, auch wenn der Film nicht die aller größte Charaktertiefe hat. Muss er aber auch nicht, denn der Film konzentriert sich stets auf die kuriose Situation und wird zu keiner Minute langweilig. Definitiv ein Film den man mehrmals sehen kann!
8/10