Nachdem mich Regisseur Duncan Jones bei einem eigentlich sehr anspruchvollem Thema der Klonerei mit "Moon" fast zum Einschläfern gebracht hat, haut er mich mit "Source Code" aus den Socken. Sein Erstlingswerk war mir zu ruhig, und ich hatte dieses Thema beispielsweise in "Die Insel" von Michael Bay besser gesehen. Man möge mir jetzt nicht unterstellen, mein IQ wäre so hoch wie 5 Meter Feldweg lang sind, aber "Moon" kam mir mehr vor, wie irgendeine CD, die man abends beim Nichteinschlafen einlegt (so wie Meeresrauschen), damit man neben Baldrian auch die perfekte Kulisse dazu hat.
In "Source Code" wird ein anderes komplexes Thema behandelt, das aber auch in die Spur "Wertvoll für die Zukunftsphantasie" prescht. Der Source Code stellt einen genau acht Minuten langen Erinnerungsmoment da, in dem Helden oder besser gesagt, ausgesuchte Army-Fritzen in Rolle von Opfer schlüpfen, die bei fiesen Sachen, wie beispielsweise hier, bei einem terroristischem Anschlag in einem Zug mittels Bombe sterben.
So befindet sich Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) auf dieser Mission, der in einer Kapsel sitzt und ständig diese acht Minuten im Zug wiederholt, um den Terroristen dingfest zu machen, da dieser kleine Osama für den heutigen Tag ein neues Blutbad angekündigt hat, das mit einer A-Bombe viel mehr Menschen in den Tod reißen soll. Das Kuriose daran ist: Captain Stevens weiß nichts davon, dass er sich für ein solches Projekt gemeldet hat und meint, er wäre doch Helikoptor-Pilot in Afghanistan. Er sitzt in einer abgeschotteten Kapsel und erfährt per Monitor nur spärlich Informationen, warum dies alles so ist.
Selbst seine Freunde von der Armee scheinen ihm fragwürdig zu sein. Kann Stevens den den Drahtzieher finden, und kann er die ca. 250 Menschen retten, die bei dem Anschlag im Zug ihr Leben ließen?
Wie kann man sich "Source Code" vorstellen? Naja, zum einen haut er zu 80 % in die Maschen von "Und täglich grüßt das Murmeltier" rein. Immer und immer wieder derselbe Tag - in diesem Fall eben derselbe Moment. Gepaart mit meiner Lieblingsserie aus der Kindheit "Zurück in die Vergangenheit", in der Scott Bakula immer einen anderen Menschen spielte, und einer Prise von Agenten-Thriller ist der Film fertig. Scott Bakula spielt übrigens den Vater des Auserwählten, eine kleine Hommage an seine TV-Serie.
Der Zuschauer erhält bei diesem Rätsel auch nur genauso viele Informationen wie Captain Stevens selbst. Man weiß nicht wieso, weshalb und warum. Genau das macht es spannend und komplex, denn während seiner öfteren 8-Minuten-Reise taucht man nebenher immer tiefer in die Gesetze des Source-Code ein. Regisseur Jones, der alte Schlawiner, will dem Zuschauer sämtliche Hoffnungen auf Rettung der Getöteten nehmen, da es sich um keine Zeitreise handelt. Zunehmend wird auch die Identität des Captains in Frage gestellt, warum er nicht in Afghanistan irgenwelche Talibans per Helikopter niederballert und in diesem Scheiß Würfel sitzt.
Und auch wenn alles irgenwie logisch mit "unlogischen" Löchern vollhängt, weiß der Film mit seinem Spannungsaufbau und seinen kargen Auflösungen zu unterhalten und zu fesseln.
Trotz starker Nebencharaktere wie der süßen Schnecke Michelle Monaghan, dem weiblichen Drill-Seargent Colleen Goodwin (Vera Farmiga) und dem sichtlich überforderten, dämlich wirkenden Projektleiter Dr Rutledge (Jeffrey Wright) ist der Film komplett auf Gyllenhaal zugeschnitten, und er weiß, wie er den Zuschauer an der Stange hält. Das Ende ist so faszinierend wie niederschmetternd und schreit nach einer Fortsetzung (die wohl nur kommen wird, wenn der Rubel bei "Source Code" richtig rollt.
Aber lassen wir es mal so stehen wie es ist: "Source Code" kann man jedem empfehlen, der auf Science Fiction abfährt und vorallem an einem Aufbau eines "Und täglich grüßt das Murmeltier" keine Störung seiner inneren Ruhe spürt.
Ich hatte meinen Spaß, sowie meine Nachdenklichkeitsphase, die bei wenigen Filmen in Erscheinung tritt.
8,5/10