Colter Stevens (Jake Gyllenhaal), ist Pilot eines US-Army Hubschraubers. Sein Einsatzgebiet: Afghanistan. Seine letzte Erinnerung: Absturz des Helikopters.
Als er danach die Augen aufschlägt befindet er sich in einem Zug, ihm gegenüber sitzt eine junge Frau namens Christina (Michelle Monaghan), die ihn zu kennen scheint und mit ihm plaudert. Colter kann sich beim besten Willen weder an Christina, noch an die seit dem Hubschrauberabsturz vergangene Zeit erinnern. Während unser Held noch versucht sich irgendwie zurechtzufinden und zu erinnern zerreißt eine Explosion den Zug.
Kurz darauf erwacht Colter erneut in einer ihm fremden Umgebung und auf einem Monitor in der Dunkelheit erscheint eine Frau namens Goodwin (Vera Farmiga), die von ihm wissen will, wer der Bombenleger war. Der total verwirrte Soldat kann die Frage natürlich nicht beantworten, woraufhin sich die Szene im Zug mehrmals in verschiedenen Variationen wiederholt bis Colter in dieser Realität angekommen ist und aktiv wird.
Während er versucht Hinweise auf den mysteriösen Attentäter zu finden, rückt auch die Frage nach seinem eigenen Schicksal mehr und mehr in den Vordergrund...
Da Regisseur Duncan Jones nach seinem Erstlingsfilm „Moon“ mit Lob geradezu überhäuft wurde waren die Erwartungen an den nächsten Film natürlich bereits deutlich höher. „Source Code“ ist dann auch ein weiterer Schritt auf der Entwicklungsleiter. Mit deutlich größerem Budget und Darstellern wie Gyllenhaal und Monaghan ausgestattet geht das Projekt gleich in die Vollen. Also von 0 auf etwa 75 in knapp zwei Jahren. Zugegeben im Bezug auf Fahrzeuge ein indiskutabler Wert, im filmischen Bereich aber durchaus bemerkenswert.
Die Frage ob ein junger, innovativer und auch vielversprechender Regisseur den Schritt vom Minoritäten-Kino zum größere Zuschauermengen ansprechenden Kino innerhalb so kurzer Zeit schaffen kann ist unter diesen Vorzeichen durchaus angebracht. Man kann aber feststellen, dass Jones genau diesen Schritt teilweise erstaunlich leicht und locker vollzieht.
Ohne großes Geplänkel ist man mitten im Geschehen um den orientierungslosen Soldaten, der in einer fast klassischen Phase von Amnesie festzustecken scheint und zusammen mit dem Zuschauer erst nach und nach die anfängliche Verwirrung überwindet. In diesem ersten Drittel des Films kommen einem als Zuschauer die ersten Gedanken an Hitchcock und an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in den Sinn. Jones hält hier die Spannung außerordentlich hoch und enthüllt mit jeder Wiederholung der Zug-Szene etwas mehr an Information.
Der Übergang in den zweiten Akt, in dem Colter dann mehr und mehr über sich selbst erfährt gelingt reibungslos und bis dahin wirkt der Film wie aus einem Guss. Erst das Schluss-Drittel flacht etwas ab, da einerseits mehr auf Schauwerte gesetzt wird und andererseits auch die Spannung nicht mehr so hoch wie anfangs gehalten werden konnte.
Das Drehbuch zum Film stammt diesmal nicht von Duncan Jones selbst, sondern von Ben Ripley, was vielleicht erklärt, dass „Source Code“ im Vergleich zu Jones Erstling „Moon“ nicht ganz so rund und tiefsinnig wirkt. Trotzdem ist die Geschichte interessant, temporeich und letztlich auf gehobenem Niveau unterhaltsam.
Die prominenten Darsteller von „Source Code“, Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan und Vera Farmiga schlagen sich hier teilweise wirklich gut. Gyllenhaal hat dabei sicherlich den größten Anteil, denn als Hauptdarsteller ist er in nahezu jeder Szene beteiligt und überzeugt rundum. Dasselbe kann man auch von Vera Farmiga sagen, die sich im Laufe der Handlung von der kühlen Soldatin zu Colters Erlöserin wandelt. Einzig Michelle Monaghan hat hier praktisch keine Gelegenheit ihr Talent ernsthaft unter Beweis zu stellen da ihr Charakter vom Script etwas vernachlässigt wurde.
Regisseur Jones beweist mit seinem neuen Film, dass er auch massenkompatible Unterhaltung beherrscht. Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass er dabei nicht wie die Axt im Walde vorgeht und dem Zuschauer ein Eye-Candy nach dem anderen um die Ohren haut, sondern die Schaueffekte gezielt einsetzt und nicht aus den Augen verliert, dass Darsteller mehr sind als bloße Steigbügelhalter für Effekthaschereien.
Fazit: „Source Code“ ist für einen reinen Unterhaltungsfilm außerordentlich gut gelungen. Spannung, sowie eine interessante Story und gute Darstellerleistungen findet man heutzutage eher selten in ein und demselben Film (7,5 von 10 Punkten)