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Der Wunsch, einen schon geschehenen Vorgang wieder rückgängig machen zu können, ist so alt wie die Menschheit selbst, weshalb es nur nahe liegend ist, dass sich der Film dieser fantastischen Idee immer wieder widmet. Das besondere Interesse bei der Änderung der Vergangenheit liegt in der Illusion, so die Zukunft nach seinem Wunsch gestalten zu können. "Source Code" versucht einen eigenen Weg, indem es die futuristische Technik zur Wiederholung eines bereits zurück liegenden Ereignisses in ein möglichst reales Szenario einbettet, bestimmt von klaren Regeln und immer noch vorhandenen Grenzen.

Die ersten Minuten haben noch den Charakter eines klassischen Thrillers, als Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal), seines Zeichens Hubschrauberpilot in Afghanistan, in einem Zug erwacht und von einer jungen Frau (Michelle Monaghan), die er noch nie zuvor gesehen hat, mit "Sean" angesprochen wird. Bei einem kurzen Stopp des Zuges erfährt er, dass dieser bald in Chicago ankommt, und bei einem Blick in den Spiegel der Toilette sieht er in ein ihm fremdes Antlitz. Doch der Versuch, näheres von der jungen Frau, die ihn gut zu kennen scheint, zu erfahren, scheitert an einer Bombe, die den Zug komplett zerstört. Jetzt wäre die Story schon zu Ende, wenn sich Colter Stevens nicht plötzlich in einem seltsamen abgeschlossenen Raum befände, von dem aus er nur über einen Bildschirm mit einer Armeeangehörigen, Colleen Goodwin (Vera Farmiga), kommunizieren kann. Diese konfrontiert den Captain mit seinem Auftrag - er soll herausbekommen, wer die Bombe in dem Zug gelegt hat - und schickt ihn wieder zu dem Moment zurück, indem er im Zug erwacht.

Was nun kommt, kann sich Jeder denken, scheint aber wenig originell, denn bei einer unbegrenzten Anzahl an Wiederholungen, dürfte es letztlich kein Problem sein, den Täter ausfindig zu machen, weshalb der Verantwortliche für das Projekt, Dr. Rutledge (Jeffrey Wright), Colter das Prinzip des "Source Code" erläutert, das nur unter erheblichen Einschränkungen funktioniert. Das ist natürlich reine Fantasie, da dem Drehbuchautor bei der gedanklichen Entwicklung einer solchen Technik, jede Möglichkeit offen gestanden hätte, aber "Source Code" versucht das Zeitreise-Motiv so weit wie möglich einzuschränken. Das beginnt schon bei dem Protagonisten selbst, der über seinen eigenen Zustand nur langsam aufgeklärt wird, geht weiter zu einem sehr knappen Wiederholungs - Zeitraum von nur 8 Minuten zwischen Erwachen und Explosion, bis zu der Tatsache, das damit das Geschehene gar nicht rückgängig gemacht werden kann. Nur die Zukunft kann mit der möglichst schnellen Aufdeckung des Attentäters verändert werden, da dieser einen weiteren Anschlag planen soll.

Diese Rahmenbedingungen sind letztlich beliebig, aber "Source Code" funktioniert, weil er Gyllenhaal im Körper eines ihm unbekannten Mannes dazu zwingt, in acht Minuten hektische Detektiv-Arbeit zu leisten. So wie Bill Murray im "Murmeltier"-Film, lernt Colter Stevens auch mit jeder Wiederholung besser, die Zukunft voraus zu sehen, weicht Kaffeetassen schon aus, bevor sie verschüttet werden, kommt dem Täter näher und lernt vor allem Christina immer besser kennen,die ihm zuerst noch unbekannte junge Frau. Im Gegensatz zu dem originalen Sean, der sich nicht mehr in seinem Körper befindet, gefällt Colter Christina ausgesprochen gut, die ganz offensichtlich schon länger auf ein entsprechendes Zeichen von ihm wartete. Man kann darüber sinnieren, wieso sie nicht spürt, dass der von ihr gemochte Mann plötzlich einen anderen Charakter hat, aber das spielt keine Rolle, da Gyllenhaal und Monaghan ausgesprochen gut miteinander harmonieren.

"Source Code" gelingt es in einer Laufzeit von überschaubarer Länge das Tempo jederzeit hoch zu halten und verfügt mit Gyllenhaal, Monaghan und Vera Farmiga über Darsteller, die die Logiklöcher vergessen lassen, um damit einen stimmigen Thriller mit zurückhaltenden Romantik-Einlagen entstehen zu lassen, der am Ende auf einen emotionalen Höhepunkt zusteuert. Leider endet der Film nicht in diesem Moment, der den Film über die üblichen Auflösungstheorien gehoben hätte, sondern verfällt zum Schluss doch wieder in gewohnte Konventionen. Dieser kleine Wermutstropfen ändert aber nichts mehr daran, dass es sich bei "Source Code" um einen wirklich guten Unterhaltungsfilm handelt (8/10).

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