Wutbewältigung ala New Exploitation Cinema
Ich hatte "Drive Angry" gar nicht als so krassen Grindhouse-Trash-Action-Kracher auf dem Schirm, wirkten Trailer und Poster immer recht banal, bieder und uninteressant. Nur der Titel war schon immer wunderschön doof (obwohl ich "Hell Driver" noch besser gefunden hätte). Doch "Drive Angry" ist nicht mehr oder weniger als ein Exploitation-Reisser, ins neue Jahrtausend gehievt und durch Tarantinos/Rodriguez' Grindhouse-Hype erst ermöglicht. Kein guter Film, noch nichtmal so spaßig wie "Machete" oder "Hobo With A Shotgun", allerdings drückt er das Gaspedal so dämlich durch, dass die Zeit rasend vergeht. Nic Cage spielt einen Flüchtling aus der Hölle, der sich mit Wut im Bauch und PS im Schlitten auf einen Rachefeldzug gegen einen üblen Sektenanführer macht. Ein keine Sekunde ernst zu nehmender Mix aus "Ghost Rider" und "Cobra", den fast nur Cage so herunterspielen kann. Zwar eher lethargisch amüsiert als wirklich "angry", aber trotzdem ein einmalig geiler Typ. In echt wie in seinen Filmen. Und im Gegensatz zu so manch anderem Cage-Gefährt aus jüngerer Vergangenheit, weiß "Drive Angry" immerhin was er ist bzw. sein will, ist bei weitem kein Totalschaden ala "Wicker Man" oder "Pay The Ghost".
Spritzig, sexy, rasend. Mit Brüsten, Ballerei und Balla-Balla-One-Linern. Cage ist wie gesagt herrlich in seinem Element, Amber Heard ist eine arschtretende Augenweide (passt zu ihr!) und eigentlich stinkt so richtig nur der ein oder andere Effekt und die unnötigen 3D-Gehversuche. Leider versucht der Film sich meiner Meinung nach etwas zu stark uns Genrefans anzubiedern und hakt eigentlich nur geforderte Kästchen ab. Die Zeit vergeht höllisch schnell und mit Bier und Trashgesinnten fährt dieser PS-Heizer zumindest nicht gegen die Wand. Allerdings ist er weder so extrem, so mutig, so brutal oder so cool, wie er meint zu sein oder sein müsste, um im Gedächtnis zu bleiben. Vor allem William Fichtner als teuflischer Anwalt ist so lächerlich, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Egal wieviel Promille man hat. Cage kann nicht kämpfen. Heard kann nicht spielen. Die Action ist zahlreich aber nicht qualitativ gut. Und doch spürte ich so gut wie nie Leerlauf oder Langeweile. Ein fetziger Roadtrip ohne Sinn, Zweck und Realismus.
Fazit: wer fahren will, muss wütend sein... oder so ähnlich. Vom "Ghost Rider" zum Hell Driver. Glattgebügeltes Möchtegern-Bahnhofskino, dass teilweise zwar rockt, sehr kurzweilig und trashig ist, jedoch meist mindestens ebenso arg erzwungen und steif wirkt. Ein Versuch war es wert. Halb erfolgreich.