Das Cover zu "Drive Angry" verspricht eine Mischung aus "Nur 60 Sekunden" und "Ghost Rider" - zwei Werke aus der umfangreichen Filmographie des Nicolas Cage, Mitte der 90er die Schauspiel-Hoffnung Hollywoods, der schnell der Fluch eines Oscar-Preisträgers (für die männliche Hauptrolle in dem Trinker-Drama "Leaving Las Vegas") zum Verhängnis werden sollte: vom Charakterdarsteller zum Actionstar in mehr oder weniger big budgetierten Blockbustern zu verkommen, der aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bereit ist, in jedem Schund mitzuspielen, der ordentlich Dollars in den klammen Geldbeutel spielt. Tja, mittlerweile ist er bei Nu Image und Millenium Films gelandet und hat seine Seele an Boaz Davidson verkauft, der in den späten 70ern mit "Eis am Stil" die dicke Kohle scheffelte und mittlerweile Hollywood-Größen wie Sylvester Stallone ("John Rambo") oder Bruce Willis ("16 Blocks") die Rente sichert.
Regisseur Patrick Lussier (ehemaliger Cutter und Regisseur von "My Bloody Valentine") lieferte gemeinsam mit Todd Farmer die Idee und das Drehbuch zu "Drive Angry": Cage spielt darin den untoten Mörder Milton, der aus der Hölle flieht, um den Mord an seiner Tochter zu rächen und einen Sektenguru daran zu hindern, seine kleine Enkeltochter bei einem rituellen Zeremoniell dem Satan zu opfern. Auf seiner Jagd nach der Sekte wird er selbst zum Gejagten, als der mysteriöse "Buchhalter" (William Fichtner - Agent Mahone aus "Prison Break") auftaucht, und genauso wie Milton eine Schneise der Zerstörung hinterlässt.
Ich bin weder ein Fan von Nicolas Cage noch von Filmen wie "Ghost Rider" und auch die Bruckheimer-Produktion "Nur 60 Sekunden" habe ich mir bislang erspart.
Die Story von "Drive Angry" hört sich nach trashigem Schund an - und Gott verdammte Scheiße: das ist sie auch! Und wenn man von vorn herein keine Ansprüche stellt und Trash durchaus nicht abgeneigt ist, dann bekommt man den hier 90 Minuten lang um die Ohren gepfeffert: Handlung und Look erinnern an 70ies B-Movies wie "Fluchtpunkt San Franzisko" oder "Vier im rasenden Sarg" und vereinen explosive Actionszenen mit hohem Krawall-Faktor, coole Sprüche und heiße Chicks zu einer vulgären, abgedrehten Hommage an genau diese Epoche. Dagegen ist Tarantinos "Death Proof" nur ein feuchter Furz!
Was Patrick Lussier aus dem Hut zaubert ist einfach nur ein genialer High Speed-Actioner der Güteklasse "Hirn aus und Fun haben" - und genau das bietet "Drive Angry" von der ersten bis zur letzten Minute: verdammt wenig Brain, umso mehr Speed, Gags und satanisches Brimborium.
Dem Einfallsreichtum der beiden Drehbuchautoren scheint grenzenlos zu sein und selbst wenn dieses Machwerk nicht so höllisch gut und durchgeknallt wäre, würde sich ein Blick schon allein wegen William Fichtners genialer Performance lohnen:
In seiner Rolle als "Buchhalter" verbucht er nicht nur die meisten Gags, sondern ist mindestens genauso cool wie Samuel L. Jackson (bekannt dafür auch in Müll mitzuwirken, hier aber ausnahmsweise nicht mit von der Partie ist) und spielt Nicolas Cage mit seinem beschränkten Minenspiel gnadenlos an die Wand.
Amber Heard sieht nicht nur schnuckelig aus, sondern beweist auch, dass sie mit dem Arsch wackeln und gleichzeitig gute Mine zum infernalischen Spiel machen kann.
Billy Burke (bekannt aus "24 - Season 2", "Untraceable" und "Red Riding Hood") bleibt dagegen als teuflischer Sektenguru erschreckend blass und weniger charismatisch, wie man es von einem Gegenspieler seines Kalibers eigentlich erwartet hätte.
Ansonsten besticht "Drive Angry" durch sauber inszenierte Actionszenen und selbst die CGI-Shoot-Outs und Splatter-Effekte stören weniger, passen sie sich doch dem bewusst auf 70ies getrimmten Style des Films perfekt an.
Das feurige Finale bietet dann doch etwas zu viel Fegefeuer und satanischen Hokuspokus - ach scheiß der Hund drauf! Wer an dem ganzen Schwachsinn keinen Spaß findet ist doch vom Teufel geritten!
9/10