Macht bloß nie den Fehler und schaut euch Löwenzahn aus Nostalgie Gefühlen noch einmal als Erwachsene an - oder doch, tut es mal, es ist spannend was man dort zu sehen bekommt.
Plötzlich fällt auf, dass es sich bei dem neugierigen, lustigen und erklärfreudigen Peter in seinem Bauwagen bei manchen Themen eigentlich um einen ziemlich engstirnigen, ideologischen Typ handelt, der moralinsaurem Haltungsfernsehen für Kids ein positives Gesicht geben sollte. Ein Fernsehprogramm, in dem ganz bestimmte, "gute" Narrative verpackt und mit viel Ideologie angereichert werden, neben Wissensinhalten den Kindern also wie indiskutable Wahrheiten erscheinen.
Da wird vom lieben Peter, der nebenbei keiner geregelten Arbeit nachgeht und naiv in den Tag hineinlebt, fröhlich gegen den Kapitalismus gewettert, ein ökologischer Blick wird vom liebenswürdigen Tunichtgut sehr oft dem wirtschaftlichen untergeordnet. Die Aufforderung nach der Sendung doch bitte abzuschalten, setzt der Doppelmoral dann die Krone auf - Fernsehen ist nur gut, wenn die "richtigen" Inhalte vermittelt werden, alles andere muss untersagt, wenn nicht sogar verboten werden: Bitte abschalten!
Doch ist Peter Lustig, als etwas bornierter, ökologisch konsumierender Faulenzer wirklich moralisch so gut, wie er hier dargestellt wird? Als arbeitsloser Aussteiger hat Peter bei seinen Marktbesuchen ein erschreckend unglaubwürdig hohes Budget zur Verfügung, das was Peter hier für tägliche Single-Einkäufe verschleudert haben viele Familien als Wochenbudget zur Verfügung - hier wird ziemlich deutlich an welche Kinder sich Löwenzahn richtet und welchen priviligierten Background seine Macher haben: Der Lebensrealität vieler Kids entspricht das nicht.
Als Gegenentwurf zu Lustig wird dann ein oftmals dummer, verschwenderischer Fettsack, sein Nachbar Paschulke, konzipiert, der zwar an sich ein guter Kerl sein soll, aber dessen Marotten Peter stets zum Nachforschen anregen - auch hier ein weitestgehend einseitiger Narrativ, soll es doch auch intelligente Menschen geben, die einem ökologischen Blickwinkel nicht immer den Vorzug geben, oder die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit miteinander verbinden können. Diese klaren Gegensätze, wo das vornehmlich "gute" in den meisten Fällen in Peter liegt, sind aus erwachsener Sicht absolut problematisch. Im Gegensatz zur "Sendung mit der Maus" wird hier nicht nur erklärt, sondern mit erhobenem Zeigefinger erzogen und zwar mit Inhalten, die äußerst diskutabel bleiben.
Möchte man böse sein, könnte man bei Löwenzahn ein erziehendes Erklärformat für Kinder mit - auf den zweiten Blick - oftmals sehr besorgniserregenden Propaganda-Narrativen konstatieren. Ein naiver Hippie-Lifestyle hat mit der realen Welt da draußen relativ wenig zu tun, gut betucht sein ohne einer Arbeit nachzugehen, ebenso wenig - und einem ökologischen Lifestyle ausschließlich als Besserverdiener frönen zu können gehört mittlerweile zu einem der größten Dilemma unserer Moderne.
Wenigstens hier war Löwenzahn dann wohl unbeabsichtigt seiner Zeit voraus.