Es soll ja hier und anderswo Leute geben, die bestimmte Filme immer schon blind und vorab bewerten, ohne sie gesehen zu haben. Dazu gehöre ich nicht; aber bei den DTV-Sequels, die Hollywood an Filme wie The Descent, Butterfly Effect und andere anhängt, die als mittlere Erfolge kein echtes Kino-Sequel rechtfertigen, könnte ich fast unbesehen vorab schon eine regelmäßige Bewertung von 4 Punkten mit minimaler Toleranz von einem Punkt nach oben oder unten eintragen. Auf der meist überschaubaren Habenseite steht da eine zumindest grundkompetente Machart, mit der sich das Studio den mehr oder weniger guten Namen des Franchises nicht komplett ruinieren will (schon um ggf. noch einen weiteren Teil nachzuschieben). Dazu gesellen sich noch ein paar Schauspieler, die diesen Namen gerade noch verdienen sowie ein Budget, das immerhin nicht zum ausschließlichen Drehort "Lagerhalle in Osteuropa" zwingt. Damit enden die guten Nachrichten aber regelmäßig schon; fantasielose Drehbücher, die das Vorbild entweder einfach kopieren oder mit ihnen nur noch den Namen gemeinsam haben sowie ein letztendlich doch durchschlagender Mangel an Geld, Ideen und gutem Personal lassen die meisten dieser Kommerzprodukte im Niemandsland von knappstem Mittelmaß stranden.
Aus dem meiner Erinnerung nach auch schon nicht weltbewegenden, aber zumindest angenehm altmodischen PG13-Actioner S.W.A.T. hat man dann auch allenfalls die grundlegende Storyidee (Ausbildung + etwas Realaction) herausdestilliert, die austauschbaren Figuren mit Nicht-Ganz-No-Names der Liga 2-3 besetzt und einen in diesem Fall viel zu ambitionierten Nachwuchs-Regisseur dazugemixt. Kurzinhalt: Der erfahrene L.A.-SWAT-Cop Paul Cutler (Gabriel Macht) soll ein paar mehr oder weniger willigen Kollegen in Detroit geiselbefreiungstechnisch auf die Sprünge helfen, wird dabei aber von einem sinistren Typen behindert, der eine ziemlich misslungene Befreiungsaktion zum Anlass für einen kruden Rachefeldzug nimmt.
Verlieren wir über einen wenig bedeutsamen Film nicht allzu viele Worte und kommen sofort zum Knackpunkt - dem Actiongehalt. Trailer, Cover und das rückblickend schlicht absurde FSK18-Siegel versprechen einem actionhungrigen Publikum einen zumindest nicht unknackigen Old-School-Actioner, aber im Endeffekt droht dem Fan in einem völlig überstylten B+-Movie schlicht der actionseitige Hungertod. Wenn ich die rund die Hälfte der Laufzeit ausmachenden, lautstarken Ausbildungsszenen mal außen vor lasse und das, was man gemeinhin als Action bezeichnet, überschlägig zusammenrechne, komme ich auf eineinhalb Szenen von vielleicht 3 Minuten Dauer incl. des kurzen, unspektakulären Finales. Als "halbe" Szene rechne ich dabei die hundertfach (besser) gesehene Überfallssequenz auf ein Ladengeschäft, die der Regisseur durch ein paar völlig unnötige Egoshooter-Perspektiven weitgehend vergeigt hat, so was ist angesichts der Thematik unangebracht und für fast jeden Actionfan auch eine Spaßbremse erster Kajüte. Die unmotivierten, über die Gewehrläufe gefilmten Einstellungen plus ein paar Slo-Mo-Kugelflüge haben es dem Mann offenbar angetan; vielleicht sind sie auch die (letztlich lächerliche) Rechtfertigung für die hohe FSK-Einstufung, denn in Sachen Härte liegt der Film im völlig unblutigen Bereich, weit unter dem Gewaltgehalt aktueller TV-Serien.
Was noch bleibt, ist eine dürftige Handlung, die zu viel Leerlauf mit viel inszenatorischer Scheindynamik übertüncht; Ausbildungsszenen, bei denen sich schlicht nicht erschliesst, was die da noch lernen sollen (Ballern mit MP3-Player ? Durch eine Geisterstadt gehen und "Gegner erkannt" brüllen ??); eine dazugekleisterte, leicht absurde Rachestory; und - immerhin, siehe Einleitung - einige wenige Spannungsmomente, die sich sogar sehen lassen können. Ein paar ansatzweise oder gerade noch bekannte Namen wie Robert Patrick und Gabriel Macht verkaufen sich immerhin nicht völlig unter Wert; gerade Macht spielt das routiniert herunter, während Patrick die eher verquere Rolle als offene Entschuldigung fürs Chargieren zu nehmen scheint.
Damit ist das eine begrenzte Empfehlung allenfalls für ausgehungerte filmische Allesfresser (wie mich), die eine sehr billige Off- oder Onlinevideothek zur Verfügung haben; viel Geld, Action und gute Ideen haben die Macher nicht investiert und das sollte der zahlende Kunde dann auch nicht tun (natürlich nur auf das Geld bezogen).