Review

Die fantastischen Coen-Brüder haben wieder zugeschlagen. Auch wenn ich einige Filme dieses familiären Duos noch nicht gesehen habe, so kann man allgemein betrachtet schon sagen, dass die beiden Herren mittlerweile zur Regie-Elite gehören. Diesmal haben sie sich einem Western-Remake gewidmet, der wiedermal von aller größter Schauspielkunst glänzt. Das Original, mit Johny Wayne, kenne ich nicht und kann deshalb nur das Remake als alleinstehendes Werk beurteilen. In "True Grit" geht es um ein 14jähriges Mädchen namens Mattie Ross, die den Tod ihres Vaters rächen möchte und heuert dafür den versoffenen Marschall Cogburn, nach langem Hin und Her, an. Begleitet werden die Beiden vom Texas Ranger LeBeouf, der ebenfalls hinter dem Mörder von Mattie her ist und so beginnt ein spannendes Abenteuer mit viel Witz und Charme. Nun könnte man denken, dass Jeff Bridges (immerhin Oscarpreisträger und auch für diese Rolle nominiert) die tragende Figur in diesem Film ist. Doch das ist ein unfassbar großer Irrtum. Für mich ist Mattie (Hailie Steinfeld) die klare Hauptfigur in diesem Film, da sie permanent im Mittelpunkt steht und man praktisch keine Szenen ohne sie zu Sehen bekommt. Weshalb also ausgerechnet Sie als beste Nebendarstellerin nominiert war, verwundert mich immer wieder aufs Neuste. Den Oscar hätte sie zumindest in dieser, leicht irreführenden, Kategorie kriegen MÜSSEN, denn das was Steinfeld hier spielt ist einfach überragend. Es fällt schwer zu glauben, dass dieses kleine Mädchen, welches vor dem Film noch komplett unbekannt war, wirklich erst 14 Jahre alt sein soll. Die Figur, die sie hier verkörpert wirkt einfach unglaublich reif und Hailie Steinfeld sorgt zudem noch für eine traumhafte Überzeugungsarbeit. Ich weiß nicht, ob ein anderes 14Jähriges Mädchen ihre Rolle so gut hätte verkörpern können. Ich wusste zwar im Vorfeld schon, dass sie eine tolle Leistung in diesem Film abliefert, aber dass sie sogar Jeff Bridges, Matt Damon und Josh Brolin an die Wand spielt, hätte ich nicht mal in meinen kühnsten Träumen erahnt. Natürlich soll das nicht heißen, dass Jeff Bridges schlecht spielt. Er macht auch als versoffener Marschall einen guten Job, aber er wirkt nicht ganz so authentisch wie in manch anderen Rollen. Solch versoffene Cowboys sind irgendwie keine besonders originellen Charaktere und auch eine etwas tiefsinnigere Bindung zwischen ihm und Mattie wäre löblich gewesen. Dafür macht Matt Damon, trotz aller Unkenrufe, aus meiner Sicht einen fantastischen Job, da er hier mal einen total anderen Typ spielt, wie man es sonst kennt. Ich persönlich liebe es, wenn Schauspieler etwas wagen und auch mal Rollen annehmen, die sie so in der Form noch nie gespielt haben. So wirkt Matt Damon z.B. viel älter als er ist und hat irgendwie überhaupt nicht den Milchbubi-Charme aus der "Bourne-Trilogie". Ebenfalls in einer tollen Nebenrolle zu sehen ist Josh Brolin, der mal wieder zeigt, dass er die geborene fiese Sau ist. Leider kann er seine Flügel hier nicht komplett entfalten, da seine Figur viel zu kurz kommt, aber wenn er mal aktiv wird, dann richtig und zu 100% überzeugend. Ebenfalls in einer ungewöhnlichen Rolle ist hier Barry Pepper (The Green Mile, Der Soldat James Ryan) als vergammelter Gauner Ned. Auch er ist eigentlich immer ein Gute-Laune-Typ und so hat mich ebenfalls sein Auftreten sehr überrascht. Allerdings geht auch seine Figur ein wenig lieblos unter und man bekommt zu wenig über ihn und seinem Handlanger erklärt. Ich mache den Film im Moment aber wieder viel schlechter als er überhaupt ist. Auch wenn ich noch nicht allzu viele Western-Klassiker gesehen habe kann ich klar sagen, dass dieses Genre nicht übel, wenn auch extrem klischeebeladen ist. Wir bekommen eine tolle Kameraarbeit geboten, die uns grandiose Landschaftsaufnahmen auf die Flimmerkiste zaubert.
Ok, "True Grit" ist mit Sicherheit nicht das stärkste Werk der Coen Brüder, aber trotzdem ist der Streifen noch verdammt empfehlenswert, weil er eine grandiose Spannung aufbaut und eine überragende Hauptdarstellerin (ja für mich ist sie die klare Hauptdarstellerin) zu bieten hat. Ich habe wirklich schon schlechtere Neuzeit Western wie "American Outlaws" oder "The Missing" gesehen. "True Grit" ist weit entfernt von so einer Gurke und kann deshalb problemlos von Western-Fans angeschaut werden.


Fazit : Hailie Steinfeld führt diesen Film klar an. "True Grit" hat mir trotz ein paar Mängel erstaunlich gut gefallen, auch wenn der Film eher untypisch für Coen-Verhältnisse ist. Zwar kein Oscarwerk wie "Black Swan" oder "No Country for Old Men", aber innerhalb des Genres sicherlich eine kleine Perle. Nun habe ich sogar Lust auf das Original!


8/10

Details
Ähnliche Filme