Review

Hai Leute.

Western... wieder einer... was gabs da nicht letzten? Open Range? Appaloosa? Nun gut, allzu lange ist das nun nicht her, aber auch allzu neu ist es nicht. Die Coen-Brüder drehten einen Western und es finden sich einige bekannte Namen in der Besetzungsliste. Bridges, Damon, Brolin, um die mir bekanntesten zu nennen.

Worum dreht es sich? Der Vater eines Mädchens wird erschossen, das Gesetz sieht zwar eine Verhandlung -und dann wohl auch baldige Hinrichtung- in Betracht, aber an der Durchführung hapert es. Somit nimmt sie die juristische und auch exekutivische Seite in die eigene Hand und engagiert einen Marshal. Zusammen gehen sie auf die "it's not a coon hunt" und suchen den Verbrecher/Mörder in den Indianerterritorien.

Dieser Film macht Spaß... trotz des düsteren Themas, der sehr authentischen Umsetzung und einer düsteren Zeit und das liegt vor allem an den Darstellern. Meines Erachtens ist das Darstellerensemble sehr gut gewählt und erwecken ihre Rollen.

Matt Damon gibt einen sehr nobel erscheinenden Texas Ranger, der auch zugleich durch sein Gewehr definiert wird, das legendary Sharp Rifle (wer sich nicht erinnert oder den Film nicht kennt, Quigley/Tom Selleck führte ebenso ein Sharp und war wohl einer DER Scharfschützen der Filmgeschichte). Sein Gentleman scheint oft durch und konterkariert sich durch das eigene Rollenmodell, wenn er der einzigen Protagonistin am Fluß den Hintern versohlt. Zurückhaltend und exzellent von Matt Damon gespielt, er verkörpert einen Charakter der nicht nur durch Edelmut sondern ebenso durch monetäre Interessen glänzt und einige Dialoge mit Rooster Cogburn/Jeff Bridges lassen den Sezessionskrieg aufleben und verdeutlichen die Differenzen, die eben durch einen Friedensvertrag nicht beigelegt werden können.

Dieser Hinweis führt wiederum direkt zu benanntem Rooster Cogburn/Jeff Bridges. Congenial offenbaren uns die Coens und hierbei speziell Jeff Bridges einerseits den Mythos des raubeinigen, ehrlichen, gestandenen, trinkfesten, schießwütigen und treffsicheren Marshals der Vereinigten Staaten und andererseits die ungeschminkte und ehrliche Darbietung eines Gesetzeshüters, der offensichtlich sich selbst genug bei der Auslegung von Verfassung und Rechtsprechung ist. Rooster ist ein guter Schütze, ein Raubein, ein Trinker und ganz eindeutig ein Mörder, der sich selbst dadurch legitimiert den Stern zu tragen. Dabei hat er die Unterstützung des Staatsanwaltes und die Verachtung des Verteidigers und ganz klar ist er die Namensgebung des Films, denn er hat den true grit. Seine Tätigkeit im Sezessionskrieg war, wie man den Dialogen entnehmen kann, nicht sonderlich kriegerisch als eher mörderisch und marodeurhaft. Bridges spielt ihn sympathisch, und doch kaltblütig, ein alter Mann, der scheinbar alles gesehen hat und in dieser sehr rauen Welt zu allem fähig ist, sich jedoch einen Rest an Zivilisation bewahrt hat.

Dies kann man von Chaney/dabei scheint er häufiger die Identitäten zu wechseln/Josh Brolin nicht behaupten. Seine Zeit als Antagonist ist sehr begrenzt, er ist scheinbar auch nie wirklich da, aber ebenso offensichtlich zu allem fähig. Das Töten erledigt er nicht einmal mit Leidenschaft, denn wenn man seinen Worten folgt sind es eher Notwendigkeiten und dabei macht er weder vor Hund, Mann oder Kind Halt. Chaney wird als gewissenloser und zivilisationsfremder Mann gezeichnet, der erstaunlicherweise nicht einmal besonders klug erscheint.

Pepper/Pepper dagegen hat aus meiner Sicht zu wenig Leinwandzeit. Seine Rolle ist ein Anführer, ein echter Fiesling, ein Bandit und Wegelagerer, dessen Autorität jedoch ungefragt anerkannt wird. Ein schmieriger Geselle, der aber erstaunlicherweise Abmachungen einhält und damit einen Teil der Zeit darstellen will, die man gerne dem Westen zuschreibt. Die Geschichte hinter Pepper wird nur erahnt aber könnte gut und gerne deutlicher beleuchtet werden. Als Antagonist entpuppt er sich als tragender und bestimmender, dabei aber auch als menschlicher und berechenbarer als Chaney.

Die Figuren lassen sehr gut die Geschichte hinter jeder einzelnen erspüren und hervor blitzen, diese verleihen Charakter und lassen jede einzelne auch näher erscheinen.

Das lässt mich nicht Mattie Ross vergessen (Hailee Steinfeld). Sie muss es sein und ist es auch: die tragende Rolle, denn sie ist die Initiatin der Jagd. Sie wird resolut und selbstbewusst dargestellt, mit einem rechtlichen Selbstverständnis und dem Willen zur Rache. Mit einer Selbstverständlichkeit sichert sie sich die Dienste des Marshals, handelt dem (wirklich zu bemitleidenden Händler) wiederum alles ab und erträgt die Strapazen stoisch jedoch nicht unemotional. Die Gläubigkeit -interessanterweise erweist sich die junge Mattie Ross als die einzige, die dem Herr für irgendetwas dankt- ist ebenso Teil ihrer Person, wie das Handelsgeschick und klare Vorstellungen. Steinfeld spielt die Rolle außerordentlich gut und trägt mit dazu bei, dass der Film besagten Spaß macht.

Ich habe den Film im Originalton gesehen und so sollte es wohl auch sein, dabei kommen die einzelnen Charaktere noch mehr zur Geltung und es soll nicht als Schande genommen werden, wenn man die englischen Untertitel dazu nimmt, denn Rooster kauderwelscht sich durch Whiskey und Tabak, was das Zeug hält. Humor findet sich ebenso, wie die eindringliche und alltägliche Gewalt dieser Zeit. Ein festgebundener Esel ist dabei wahrlich in der Schuld des Marshals, wie es scheinbare Verdächtige nicht mehr sind, wenn sie sich niedergeschossen vorfinden. Authentizität ist einfach durchweg spürbar, da kann ein Jammerlappen alles von sich geben, ein Selbstgerechter/gerichteter auch noch seinen Standpunkt klar machen, aber der Indianer darf via Sack seine Meinung gefälligst für sich behalten. Die Gesellschaft wird ambivalent dargestellt und die liebe Frau, die eine Übernachtungsmöglichkeit anbietet geizt nicht mit emotionalem Ausdruck als auch mit dem Willen Geld zu verdienen. 

True Grit ist kein Action-Western sondern ein exzellenter Historienausschnitt mit ausnehmend guten Darstellern, die Nebenrollen glänzen ebenso wie die Hauptrollen und die Ruhe tut dem Film gut, unterbrochen von Ausbrüchen obligatorischer und ganz un-cowboy-mäßiger  Gewalt, schnörkellos und funktional. Alles in allem fehlte mir nur der deutlichere Bezug zu den Antagonisten, der sich die meiste Zeit nur über die Erzählungen offeriert.

Darsteller und Ausstattung: 10/10.

Plot und Darstellung: 9/10; ist halt auch nur ein Rachedrama, aber dabei ein sehr gutes.

Charakterzeit: 7/10; ist eher ein ungewöhnlicher Punkt, aber man vermisst doch den Zugang zu den Antagonisten, denn obwohl Chaney/Brolin den Archetyp eines Bösewichts nicht erfüllt (eher den eines Soziopathen) hätte man von Pepper/Pepper gerne mehr gesehen und die Zusammenhänge nicht auf den Showdown beschränkt.

26/30 = 8,6 > 9/10

Lohnender Western, exzellente Darstellerriege und eine unruhmreiche Darstellung der Vergangenheit.

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