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Das deutsche Kino hat leider schon lange kein neues, frisches Gesicht mehr hervorgebracht. Viele Leute bringen sich das Filmen inzwischen autodidaktisch bei. Meistens sind diese Ausflüge ins Filmgeschäft nicht gerade von Erfolg gekrönt und sind auf Grund ihrer Machart nur für einen kleinen Kreis wirklich interessant. Aber ab und zu gibt es auch Leute, die sich der Filmerei mit Herz und Seele verschreiben und eine große Zukunft vor sich haben, wenn man denn ihre Fahigkeiten erkennt. Andreas Schlee beschert uns nun nach Heroic Bloodshed, seine Hommage an eben jenes Genre, seinen zweiten (Kurz)Film „Nachrichten“. Wird er sich damit einen Namen machen können, oder wie so viele vor ihm nicht aus der Maße hervorstechen können?

Herr Schmidt ist krank, aber er weiß davon nichts. Als er eines Tages Blutspenden will, kriegt er kurze Zeit später die Nachricht, er möge sich doch bei seinem Hausarzt melden. Dort erfährt der junge Mann, dass er sich mit dem HI-Virus infiziert hat. Eine Welt bricht für ihn zusammen. Wie soll er mit diesem Befund umgehen, seine Gefühle spielen verrückt und er muss einen Weg finden mit der Diagnose umzugehen.

Die Story von „Nachrichten“ wirkt sehr erfrischend und kann den Zuschauer sofort fesseln. Man erlebt wie ein Leben auf Grund einer Diagnose zerstört wird. Man leidet richtig mit dem Hauptdarsteller mit. Glücklicherweise behandelt Schlee das Thema mit sehr viel Einfühlungsvermögen, sodass es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder lächerlich wirkt. Die Schauspieler sind außergewöhnlich gut gewählt und können sich deutlich von den normalen Independentschauspielern abheben. So hat man mit Eva Habermann und Udo Schenk zwei bekanntere Akteure für sich gewinnen können, welche ihre Sache natürlich sehr gut machen. Das Highlight dürfte aber Arne Stephan sein, der den HIV kranken Mann mit so viel Hingabe und Verständnis spielt, dass man ihm zu jedem Zeitpunkt seinen Charakter abkauft.

Die Musik ist auch sehr gut gewählt worden. Ruhige Klavierklänge vermitteln einen gewissen Grad an Melancholie, die die Ausweglosigkeit der Thematik hervorragend unterstreicht. Besonders ergreifend dürfte dann aber die Rede von Herrn Schmidt sein, die einen einfach nur umhaut und die Füße unter dem Boden wegzieht. Kamera und Licht wirken durchweg professionell und können sich im Vergleich zu anderen deutschen Filmen wirklich sehen lassen.

Fazit: Außergewöhnlicher Film, von einem jungen Regisseur, der ergreift, aufwühlt und nachdenklich macht. Zudem macht der Film alles richtig und kann sich wohlwollend von den anderen Vertretern des Independentbereichs absetzen. Hoffentlich macht Andreas Schlee genau so weiter. Man sollte den Namen auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Unbedingt anschauen!!

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