Durch Panna Rittikrai erdachtes, initiiertes und im Verbund mit Morakot Kaewthanee inszeniertes stuntfest als andauernder Showdown, der mit eigener Einfalt und ohne alibihafte Entschuldigung auf eine Erzählung nahezu vollkommen verzichtet, sich aber umso mehr durch die Notwendigkeit von Aktion und Reaktion und der spürbar brachialen Folge dessen erlebbar gemacht wird. Der Film als logische Konsequenz der letzten Jahre, in dem das Thailändische Kino zwar Anfang des Jahrtausends plötzlich und nachhaltig sowie auch rückwirkend seine Aufwartung machte, diese Vorschlusslorbeeren aber nur kurzzeitig und dann noch vereinzelt einlösen konnte. Zwar übte man durch den Erfolg vor allem von Ong-bak ( 2003 ) auch verstärkt Einfluss auf andere asiatische Länder und vor allem auch den Westen aus, konnte innerlandes aber selber nicht mehr an die eigenen Taten heranreichen und schien dies nach wenigen Versuchen auch nicht mehr weiter zu mobilisieren. Bangkok Knockout dabei als Licht im Dunkel, als hard-hitting Steigerung im Exzess, wie als gesammeltes Material des letzten Jahrzehntes, dass zwar nicht als Inhalt, da es eh keinen hat, dafür als Zurschaustellung angehäuften Überdrusses, verzweifelter Tatkraft und gesammelter Ideen blendend funktioniert. Eine verwirrte Zuneigung in streitbarer Beständigkeit:
Nachdem die "Fight Club" - Truppe um Pod [ Chatchapol Kulsiriwootticha ] einen Wettbewerb vor dem amerikanischen Filmproduzenten Mr. Sneed [ Speedyn Arnold ] und dessen Zuarbeiter Dr. Dachanon [ Patrick Kazu Tang ] und so vermeintlich eine Einladung nach Hollywood gewonnen haben, wachen sie nach einer durchfeierten Nacht und ohne Erinnerung in einem leerstehenden Gebäude weit vor der Stadt auf. Kurz darauf Von maskierten, martial arts - erprobten Killern attackiert und ihrem Mittelpunkt Joy [ Supaksorn Chaimongkol ] beraubt, schlagen ihr anwesender Chauffeur Jaram [ 70er und 80er Jahre Idol Sorapong Chatree, dessen Karriere man zumindest als Quelle unzähliger copy & paste Arbeiten von Filmark und IFD Films and Arts kennt ] sowie die in Joy verliebten Pod und Pom [ Tanavit Wongsuwan ] plus ihre Mannen Ao [ Sumret Muengput ], Lerm [ Poonyapat Soonkunchanon ], Eddo [ Puchong Sarthorn ], Bai-Fern [ Pimchanok Leuwisedpaiboon ], Kuk Yai [ Krittiya Ladpanna ] u.a. zurück.
Sicherlich vergehen 20min Vorlaufphase und dann auch noch einmal wenig Zeit, in denen die Situation erklärt und überschaut wird, wird bis dahin aber vor allem auch Marketing und Mundpropaganda sowie Kenntnisse von Rittikrais bisherigen Schaffens geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt. Dass dort die Einleitung aus Vorahnung und Androhung nicht kontinuierlich, sondern chronologisch durcheinander, in der Zeit vor und danach wechselnd und so rückversetzt die Aufklärung erfolgt, hilft diesem nötigen Präludium durchaus auf seine Weise. Die Ankündigung auf mehr ist weithin sichtbar, werden Kostproben, Appetizer und die Regelkunde gereicht. Das anfängliche Mysterium setzt, aufgrund dessen man eben nicht alles erklärt sogar die richtigen, da fehlenden Worte. Der Sinn dahinter wird später auch nicht gefüllt, höchstens mit einer Reihe diverser ausgedachter und auch so wirkender Motive, in Anführungszeichen, deren Gehalt man weder vor der Kamera noch vor dem Bildschirm weiter ausdiskutieren muss.
Geld, Liebe, und Ruhm als Anreiz aller Beteiligter, im Grunde das Kolosseum der Neuzeit, in dem sich wie auch im Alten Rom mit stetig steigender Ausschweifung und bald gesundheitsverneinender und [scheinbar] lebensmüder showreel - Triebhaftigkeit getreten und geprügelt werden muss. Ein Kampf um das nackte Überleben, dass von außen mit Kameras und Kommentaren bzw. nichtigen Sprüchen im mehr als brüchigen Englisch und so faktisch wie als Zusammenfassung des bisher gesehenen und Anmoderation des nächsten Kampfes verfolgt wird. Diese Mitwirkung aus dem Auditorium dient als eigentliche Zwischenpausen der ansonsten komplett durchgezogenen Schlägerei, was einerseits die Vorbereitung und auch nötige Erholung setzt, andererseits aber auch immer wieder störende Lücken in die teils auseinandergerissenen, nichtsdestotrotz immer hitzköpfigen und schonungslosen Duelle reißt. Feingefühl in der bzw. das Wissen um eine durch Athletik und Schmerz in Erinnerung bleibende Choreographie, aber eben nicht der Dramaturgie; ein sonst nicht begrüßenswertes, diesmal aber eigentlich zu vernachlässigendes, da anderweitig mehrfach kompensiertes Manko.
In dem einen mehr fordernd, in dem anderen immer noch unfähig; in auffälliger und von Natur aus offenherziger Weise verweist das Brot und Spiele - Treatment, wenn das Feuer seiner physischen Dispute denn einmal entfacht und dann wie in früher Leidenschaft permanent am Lodern gehalten ist, deutlich auf Rittikrais mit entscheidenden und vergleichsweise big budget gehaltenen Erfolg Born to Fight ( 2004 ). Dort ein Dorf im Niemandsland, hier die de facto urbane Alternative, ähnlich außerhalb der Gesellschaft und seiner Zivilisation. Die Arena dieser schlichten Mustermesse ein stillgelegtes Bauareal, eine verstaubte Gebäuderuine im Rohzustand, bei dem die Außenwände, Geländer und auch Zwischenstücke fehlen, aber allerlei Utensilien, Werkzeuge und anderes formschönes wie Kisten, Fässer und Bretter für Stürze dagegen oder aus hoher Höhe darauf ausgerichtet sind. Ein abstrakter Abenteuerspielplatz im full battle mode. Die nahe Umgebung ähnlich unwirtlich bis am Weggehen mit dem Tode bestraft und so gehindert. Auch die Gruppierung ist – mal abgesehen von dem mit gewohnt gewöhnungsbedürftigen,da niederen Thai-Humor um sich schießenden comic relief durch Kiattisak Udomnak – durchaus dieselbe, wieder ist eine sich beruflich und privat mit sportlicher Aktivität beschäftigte und damit allein ihr Leben bestreitende Truppe am Start, deren Individuen der Cliquenwirtschaft zwar blass wie Abziehbilder und selbst egal im Namen und so in ihrem Status als eben Stuntman und extra verbleiben, hier allerdings trotzdem oder gerade deswegen ihren Einzelauftritt im Scheinwerferlicht spendiert bekommen. Die Unterscheidbarkeit und einzig hervorstechende Eigenschaft in der Ausübung der jeweiligen Kampfsportart, von verständerlicherweise Muay Thai über Sambo, Taekwondo, Tai Chi und Capoeira; dazu noch modische Neuheiten wie freerunning und das ehrwürdige Gymnastik selber.
Gleichsam differierend auch die ausgetragenen Aggressionen, von der Plänkelei bis zum artistischen bis zum rein mit Fäusten, Schwertern, Eisenstangen, Äxten einprasselnden Schlagabtausch. In grober und deswegen Realismus antäuschender, angenehm gering auskomponiert daherkommender Übersicht, die weder durch schnelle Ab- und Überblendungen noch unstete Kamera gestört und so einmal und ausnahmsweise eben nicht am Genuss gehindert wird. Harter, trockener Schnitt wie aus dem frühen HK - Kino und die geringe Mitwirkung der Fotographie, in der Eigenbewegungen auf das Nötigste reduziert sind, sorgen dabei sogar für überraschende Nebeneffekte. Tauchen nicht nur Angreifer, sondern teils auch Abwehrende und Objekte plötzlich wie aus dem Nichts im Bildkader und so als Verblüffung aus dem Hinterhalt auf, ohne das dadurch zusätzliches Durcheinander, sondern nur noch mehr oder abwechselnd neuer Einfluss erzeugt wird. Zeitlupen oder gar Wiederholungen in dieser brachialen Nummernrevue, die der auch gerne mal mit Mauern durchbrochen, ein halbes Dutzend Angreifer in einen vorher schon schrottreifen Wagen bzw. dessen Karosserie geprügelt und die Leute im freien Flug von Motocrossmaschinen getreten werden, tauchen dabei lange erst gar nicht, später dann vermehrt und bei einem Massen-smackdown teilweise fast wie das Vorspiel zu einem alles einfrierenden Standbild und so die genusssüchtige Absurdität komplett machend auf.