Florian Henckel von Donnersmarck (nein, das ist nicht der Irre, der in USA immer mit gefälschten Zigarren rumläuft und mit Zsa Zsa verheiratet ist) lieferte fünf Jahre nach dem französischen Thriller "Fluchtpunkt Nizza" 2010 das Remake dazu ab.
Elise Ward (Angelina Jolie) ist eine Agentin, die auf einen gewissen Alexander Pearce angesetzt ist, der der britischen Regierung noch 744 Mio Pfund Steuergeldern schuldig ist. Leider verliebte sich Elise in Pearce und verhalf im zur Flucht. Mittlerweile klebt Interpol nur noch Elise an den Fersen, da von Phantom Pearce (man hat kein einziges Bild von ihm) jede Spur fehlt. Als wäre das nicht schon genug, sind der russische Gangster Reginald Shaw (Steven Berkoff) und seine Schergen auch noch hinter dem Wiesel Pearce her, da Percey den Russen um Milliarden beklaut hat.
Der Zuschauer wird ohne viel Hintergrundwissen in ein Pariser Cafe versetzt, in dem Elise einen Brief von Pearce erhält, in dem die Aufforderung steht, sich um 08.22 Uhr in den Zug nach Venedig zu begeben - und Elise soll sich einen Mann im Zug angeln (der Pearce in Statur und Aussehen etwas ähnelt) um Policia auf die falsche Fährte zu locken. Die Wahl fällt auf den aus Amerika stammenden Mathematik-Lehrer Frank Tupelo (Johnny Depp), der als Tourist durch Europa gondelt. Natürlich verliebt sich Frank direkt in die Botox-Lippe, und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Nicht nur Interpol sieht in dem ahnungslosen Touristen den Staatsfeind Nr. 1, sondern auch der Russe. Und so beginnt ein Katz- und Mausspiel durch Venedig, bei dem Elise immer wieder Frank abschütteln will, weil sie ihn einfach nur benutzt hat, und Frank sich das aber nicht gefallen lassen will (weil er sich eben verliebt hat). So folgt er Elise und will sie überzeugen, dass sein Penis dicker ist, wie der von Pearce - und sich somit für ihn entscheiden könnte. Egal ob Polizei oder Gangster nun die Waffe auf ihn richtet...
"The Tourist" beginnt ruhig und schmeißt den Zuschauer ins kalte Wasser. Zuerst dachte ich, ich müsste die Blu Ray mal nach dem Ton prüfen, da in den Anfangsminuten ausschließlich französisch (natürlich extra für mich: mit deutschen Untertiteln) gesprochen wird. Im Fokus steht Angie, und man weiß nicht warum - oha, doch, ihr Freund ist ein klebriger Schmierfinger, der verhaftet werden soll, weil er in 14 Ländern gesucht wird und ziemlich jedem Menschen auf der Welt Geld schuldet. Gemütlich plätschert die Observierung vor sich hin, bis Johnny Depp im Zug ins Spiel kommt. Depp gibt mit seinem naiv wirkenden Charakter dem Spiel etwas Pepp, jedoch wird es auch da nicht doller. Denn es plätschert weiter vor sich hin. Im Namen des Deckmantels "Action-Thriller" scheint "The Tourist" ein Liebesfilm zu sein, aufgewürzt mit einigen seltenen actionreichen Passagen (actionreich ist wohl das falsche Wort), bei dem es auschließlich um die Liebe geht. Spielt Johnny Depp seine Rolle ganz gut aus, stolziert Angelina Jolie mit ihren aufgeblasenen Lippchen immer nur wie ein Pfau mit verschiedenen High Heels, verschiedenen Designer-Kleider und verschiedenen Hochsteck-Frisuren durch den Film, dass man sich fragt, warum diese Frau überhaupt durch Schauspielerei ihr Geld verdient. Andere Figuren bleiben ebenfalls blass bis austauschbar. Lediglich der Russen-Big-Boss darf einmal over the top handeln und als 80jähriger einen seinen Leibwächtern mit einem Massband erdrosseln - weil er grad mal launisch war...
Im unteren Mittelfeld der Unterhaltung schaut man dem Treiben dann zu, dass Jolie eine Undercover-Agentin ist, erfährt man erst sehr spät (falls man noch nicht auf der Couch versackt ist oder sich freiwillig den Balkon runtergestürzt hat) und auch den Twist, diesen miesen Braten, der alles auf den Kopf stellen soll, kann man von weitem erahnen. Man denkt zumindest mal dran, aber sagt sich: "Neee, das kann nicht sein!"
Doch genau dieser Twist ist es dann, der denn Film vom unterem Mittelmaß in grenzenlose Dummheit fallen lässt. Denn, so schön clever man hier am Drehbuch gefeilt hat, desto idiotischer kommt das beim Zuschauer rüber. Sagen wir es mal so: Der ganze Plot steht dermaßen hölzern vorm Einbrechen dar, weil man so extrem auf das Handeln verschiedener Charaktere angewiesen ist, wie es scheinbar in der ganzen Film-Geschichte noch nicht vorgekommen ist. Würde sich nur eine Person aus diesem "parallelen SAW-Universum" mal für Plan B entscheiden, würde "The Tourist" nicht mehr funktionieren. Und das stinkt mir zum Himmel. Selbst Jigsaw wäre neidisch auf die bahnbrechenden, psychologischen Verhaltensmuster, die man vorrausahnen kann, die das Gauner-Duo sich hier zusammenbasteln.
"The Tourist" ist eine Liebesschmonzette mit leichten Action-Anteilen, der mit seinem Twist am Ende jedoch alles auf den Kopf stellt, den Zuschauer in seiner Intelligenz beleidigt und gnadenlos durchfällt. Ein Wunder, dass so etwas 200 Mio Euro einspielen kann.
2/10