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Es gibt eine Vielzahl von kritischen Ansätzen, mit denen man Florian Henckel von Donnersmarcks erst zweitem Film begegnen kann, die alle einen Charakterzug gemeinsam haben - sie bleiben im Ungefähren.

Da ist zum Einen der deutsche Gesichtspunkt, der die Tatsache, das ein einheimischer Regisseur mit großem Budget und ebenso bekannten Darstellern in Hollywood drehen darf, entweder besonders toll oder besonders skeptisch betrachtet. Oder der vergleichende Standpunkt, der Donnersmarcks "Oskar" - preisgekröntes Erstlingswerk in diesem reinen Unterhaltungsfilm nicht bestätigt sieht, geflissentlich dabei übersehend, dass auch "Das Leben der Anderen" eher Unterhaltung als zu entlarvende Kritik anbot, woraus sich sein Erfolg erst begründete. Natürlich darf auch der Vergleich zum französischen Original "Anthony Zimmer" nicht fehlen, dem deutlich mehr Charme zugestanden wird, wodurch sich die hanebüchene Story besser verdauen ließ.

Jeder dieser Gesichtspunkte ist legitim, hat aber mit "The Tourist" selbst nur wenig zu tun, der sich als typisches professionelles Hollywood-Vehikel entpuppt, dass über keine besondere individuelle Handschrift verfügt. Die Story basiert zwar auf einem anderen, wenige Jahre alten Film, wirkt in seiner Anlage aber eher altmodisch, weshalb man die Handlung in Venedig ansiedelte. Letztlich geht es um die gute alte Frau-Mann-Beziehungskiste im Gewand eines Polizeithrillers.

Die Frau wird von Angelina Jolie gespielt, der man schlicht unterstellt, dass ihr jeder Kerl automatisch verfällt. Wenn sie - von ihrem Geliebten dazu aufgefordert - im Zug nach einem Mann suchen soll, der ungefähr seine Statur hat, dann stellt sich nur die Frage, wann sie ein solches Exemplar erblicken wird, nicht aber, ob dieser vielleicht keine Lust hat, mit ihr anzubändeln. Der Mann ist dagegen ein Phantom, dessen Name zwar ständig durch den Raum geistert, dessen Aussehen aber Niemand kennt - nicht einmal Elise (Angelina Jolie), die schon ein Jahr mit ihm zusammen war, weshalb sich die Polizei unter der Leitung von Inspector Acheson (Paul Bettany) auf ihre Spur setzt, da sie hofft, dass der Meisterdieb nach seiner Gesichts-OP wieder Kontakt zu ihr aufnimmt.

Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt "The Tourist", weshalb die titelgebende Figur auch kurz danach auftritt, denn sie soll die Verfolger ablenken, damit Frau und Mann wieder zusammen kommen können. Den Ersatzmann gibt Johnny Depp entsprechend im verschnarchten "Piraten"-Modus - schlampig-lässige Kleidung und Sprache, sowie scheinbar naives amerikanisches Lehrer-Gehabe, dass sich dann doch als erstaunlich tough heraus stellt, als die Verfolger zu aufdringlich werden. Die Polizei durchschaut das Manöver zwar schnell, nicht aber der um Millionen bestohlene Unterweltboss (Stephen Berkoff), der samt russischer Leibgarde hier den einzig echten Bösewicht markieren darf.

Die Klischees tropfen in "The Tourist" aus allen Knopflöchern, ebenso wie man die Story nicht auf Logik hinterfragen sollte, oder sich darüber Gedanken machen sollte, ob eine Gesichts-OP schon genügt, um die Polizei, Gangster und vor allem die eigene Freundin täuschen zu können. Doch trotz der Tatsache, dass sich Jolie mehr mit einer Domina-Attitüde als mit einem gewinnenden Wesen in das Geschehen stürzt und Depp nur die soundsovielte Variante seiner Piraten-Rolle gibt, verfügt der Film über viele Ingredienzien der klassischen Unterhaltung - alles sehr schick und edel, schnell, voller Action und überraschenden Wendungen, vorausgesetzt man lässt sich darauf ein.

Eine individuelle Handschrift Donnersmarcks wird darin nicht unbedingt erkennbar, allerdings klassische Fehler, die schon Hitchcock anprangerte, an dessen "Über den Dächern von Nizza" sich der Film zu orientieren versuchte. Es ist legitim, sein Publikum zu täuschen, genauso wie eine Story auch verwirrend angelegt sein darf, manchmal auch durch die Zurechtbiegung der Logik, aber niemals in einer Szene des Täuschenden, die so nur vom Publikum beobachtet werden kann. Für Viele sicherlich ein zu vernachlässigendes Detail, aber letztlich signifikant für einen sehr durchschnittlichen, auf Hochglanz getrimmten Genrebeitrag (4/10).

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