"Otto's Eleven" beginnt damit, dass man fünf Figuren bei ihrem Treiben zusehen darf, die verschiedenen männlichen Spezies angehören, die genau dort am besten aufgehoben sind, wo sie sich gerade befinden - auf einer winzigen Insel. Da gibt es Pit (Rick Kavanian), den Koch, der zwar sein Essen großmäulig ankündigt, dessen immer gleicher Fisch aber ungenießbar ist, Mike (Mirco Nontschew), den Möchtegern - Sportlehrer, der schon in den 80ern als unmodisch galt, Oskar (Max Giermann), der immer wie aus dem Ei gepellt aussieht, Arthur (Arndt Schimkat), den nerdigen Computer-Freak, der für jedes Gespräch eine Statistik parat hat, und natürlich Otto, der wie immer Otto ist. Und am Ende sind diese schwer vermittelbaren Typen alle Millionäre und haben eine attraktive Partnerin/Partner an ihrer Seite - außer Otto, der steht inzwischen darüber.
Wen diese Entwicklung überraschen mag, hat wahrscheinlich nie einen Otto-Film, noch eine deutsche Filmkomödie gesehen, denn darin soll gerade der Witz liegen, dass die größten Nieten am Ende die Gewinner sind. Allerdings ein sehr alter Witz, weshalb es sich die Macher des Trailers wohl nicht nehmen ließen, mit faden Gags und miserablem Timing, den Eindruck zu erwecken, dass in "Otto's Eleven" nur Debile am Werk waren - vor und hinter der Kamera. Das eigentlich Überraschende an "Otto's Eleven" ist deshalb nicht die Story oder die Art und Weise der Gags, sondern das der Film sympathisch ist und im Detail witzig daher kommt.
Glücklicherweise stammen die meisten der im Trailer vorgestellten Fremdschäm-Witze, aus einem Film im Film, der sowieso den leicht unfähigen Versuch der fünf Männer unterstreichen sollte, ausgerechnet vom Tourismus auf ihrer winzigen Insel leben zu wollen. Warum sollte sie auch Jemand besuchen wollen, wenn man schon froh sein kann, dass sie so weit vom Festland entfernt leben? - Aber natürlich erweisen sich die Fünf als nicht nur sympathischer, sondern auch als wesentlich fähiger als so manche Zeitgenossen, mit denen sie es im weiteren Verlauf des Films zu tun bekommen. Besonders der Kasinobesitzer Jean Du Merzac (Sky Dumont) und seine Sicherheitsbeauftragte dürfen hier die Position der rigorosen Machtmenschen übernehmen, denen jeder Zuschauer gerne eins auswischen möchte. Es ist vor allem Sky Dumont zu verdanken, der weder verkrampft böse noch witzig sein will, dass diese Rolle tatsächlich humorig und nicht nur klischeehaft gelungen ist.
Auch die vier Comedians an Ottos Seite können mal mehr, mal weniger witzige Kostproben ihres Könnens abliefern, bleiben dabei aber immer unterhaltend. Letztlich ist es aber immer noch Otto, der aus einer austauschbaren eine individuelle Komödie macht, gerade dadurch, dass er hier sein gesamtes vertrautes Programm abspult, dass er seit fast 40 Jahren drauf hat. Skurrile Gesichtsausdrücke und Bewegungen, sein Sprachwitz und seine Elefanten, die hier als große Kunst verkauft werden, erzeugen erst einen fast altmodischen Charakter, der über dem gesamten Geschehen spürbar wird. Und auch wenn man es problemlos an "Otto's Eleven" kritisieren kann, dass Jemand seit so vielen Jahren scheinbar nichts Neues mehr produziert, so ist es in diesem Film gerade dieses Traditionelle, dass erst die Sympathien entstehen lässt (6/10).