Um einige in einem Versteck in einer Kirche gefundene, sehr alte und möglicherweise brisante Unterlagen zu begutachten, verschlägt es den Oxford-Absolventen Professor Anderson (Greg Wise) in ein kleines, unscheinbares Städtchen auf dem Lande. Der zuständige Archivar der Kathedrale, Mr. Harrington (Paul Freeman), ist zwar nett und höflich, verhält sich aber distanziert und scheint die Aktivitäten des Professors genau zu beobachten. Schließlich ist die Kirche nicht daran interessiert, daß Anderson weitere schmutzige Details über den eh schon im Zwielicht stehenden Bischof Walgrave ausgräbt und diese anschließend veröffentlicht. Anderson ist im örtlichen Hotel abgestiegen und residiert in Zimmer Nummer 12. Das Zimmer neben ihm, Nummer 14, wird von einem jungen, stark dem Alkohol zugeneigten Burschen namens Jenkins (Tom Burke) bewohnt. Die Nummer 13 existiert nicht, wie Anderson mit einer Mischung aus Belustigung und Verachtung feststellt. Doch des Nachts dringen seltsame Geräusche und lautes Lachen aus dem Nebenzimmer (Jenkins scheidet als möglicher Verursacher schnell aus), was den rational denkenden Gelehrten zunehmend beunruhigt. Steckt doch mehr hinter der fehlenden Nummer 13 als bloßer Aberglaube?
Nach der Wiederbelebung ihrer famosen "A Ghost Story for Christmas"-Reihe mit A View from a Hill (2005) legte die BBC im Jahr darauf mit Number 13 gleich eine weitere M.R. James-Adaption vor, die jedoch mit denselben Problemen zu kämpfen hat wie der unmittelbare Vorgänger. Number 13 ist gut gemacht, toll gespielt und schön photographiert, aber es will weder eine wohlige Schauerstimmung aufkommen, noch ist der vierzigminütige Film besonders gruselig. Es hat den Anschein, als ob es nur in den 1960er- und 1970er-Jahren möglich war, dieses wunderbar altmodische Gruselflair der grandiosen, die Phantasie des Lesers so gekonnt stimulierenden Vorlagen einzufangen und adäquat auf Filmmaterial zu bannen. Das Ergebnis sind solche Sternstunden des subtilen Geisterhorrors wie Whistle and I'll Come to You (1968), A Warning to the Curious (1972) oder The Treasure of Abbot Thomas (1974). Bei den neuen Verfilmungen hingegen entsteht der Eindruck, als ob sich James' Erzählungen mit allen Mitteln gegen eine Modernisierung - gegen eine Entstaubung, wenn man so will - wehren würden. Das Bemühen, die wunderbar intensiven Gänsehautmomente sowie den Geist der Vorlage ins Hier und Jetzt zu transferieren, ist definitiv da. Doch die auf moderne Sehgewohnheiten zugeschnittene Umsetzung scheint dieses Bemühen zu sabotieren. Weder in Bezug auf eine dichte Atmosphäre noch in Punkto Gruselgefühle weiß Number 13 zu überzeugen. Was bleibt, ist ein eher durchschnittliches Gruselfilmchen, eines unter vielen, das rasch wieder vergessen ist.
Erschwerend kommt hinzu, daß - vermutlich aus Budgetgründen - von Drehbuchautor Justin Hopper einige gravierende Änderungen vorgenommen wurden, welche Kenner der Vorlage sauer aufstoßen dürften. So wurde der Schauplatz des Geschehens von Viborg, Dänemark, in ein britisches Provinzstädtchen verlegt (weshalb natürlich auch die Hintergrundgeschichte angepaßt werden mußte), und das sich nachts manifestierende Zimmer mit der Nummer 13 wird nur einige wenige Male konkret gezeigt. Das gemächliche Tempo verlangt, besonders in der zerdehnten ersten Hälfte, dem Zuschauer Geduld ab, und der Protagonist ist ein arroganter, pedantischer Schnösel, dem man keine Sympathien entgegenbringt. Aus diesem Grund verliert leider auch das Finale an Wirkung, wenn sich die Türe des verhexten Zimmers endlich öffnet und Anderson mit dem Bewohner konfrontiert wird. Regisseur Wilkie arbeitet viel mit Licht und Schatten und deutet einiges an, zeigt aber kaum etwas. Ein sich bewegender, "lebender" Schatten hier, eine unheimliche Silhouette da, eine nach Anderson greifende, behandschuhte Hand dort; der Horror ist sehr subtil und zurückhaltend, ohne allerdings für Gänsehaut sorgen zu können. Recht gelungen sind hingegen die Inkludierung eines Gemäldes von Hieronymus Bosch (The Garden of Earthly Delights aka Der Garten der Lüste), das dezente Sounddesign sowie der kleine aber feine Twist gegen Ende, der auf ein scheinbar belangloses Gespräch am Anfang Bezug nimmt. Number 13 ist, wie auch A View from a Hill, nicht schlecht, aber leider auch nicht besonders gut, weshalb man die versuchte Wiederbelebung einer alten Tradition leider als gescheitert betrachten muß.