Review

kurz angerissen*

Mr. Moto, Charlie Chan oder Mr. Wong sind als Assoziation zwar schnell zugegen, wenn man sich einen Titel wie „Detective Dee“ auf der Zunge zergehen lässt, sie lassen als (meist amerikanisierte) Sherlock-Holmes-Varianten im dezenten Schwarzweiß-Rahmen aber eben nicht grüßen, wenn Tsui Hark sich des Themengebiets annimmt. Ganz im Gegenteil gleicht der Prolog diversen chinesischen Großproduktionen der letzten Jahre; von einem „kleinen“ Fall kann hier nicht die Rede sein, demzufolge auch nicht davon, dass nach 60 bis 80 Minuten bereits eine Auflösung im Raum stünde. Die riesenhafte Buddha-Statue, die den kompletten Film als Kulisse bestimmen wird, sorgt für eine anonymisierte, handschriftlose Gigantomanie, die von den zeremoniellen Abläufen auf dem Boden mit allerhand bunten Kostümen und Flaggen nur noch verstärkt wird. Von Harks einstmals so prägnantem Stil noch keine Spur.

Tritt aber einmal Andy Lau als Titelfigur auf den Plan, bessert sich die Lage. Mit ihm spannen sich auf einmal Figurennetze fester, als er den Ereignissen auf den Grund geht und langsam das wohlbekannte Gefühl entfacht, wie es all die Detektiv-Klassiker zu beschwören vermochten. Und hier findet auch Hark zu alter Stärke. Gezielt führt er seine Hauptfigur auf irrwitzige Wege an seltsamen Schauplätzen, wo kurzzeitig sogar „A Chinese Ghost Story“-Flair aufkommt, wenn etwa ein Ruderboot durch den Aufprall von Eiszapfen in absurden Bahnen in die Höhe geschleudert wird und Kontrahenten sich irgendwo zwischen Wasser und Luft bekämpfen.

Hier gewinnt der bereits aufs Abstellgleis verwiesene Filmemacher einen großen Teil seiner Reputation zurück, denn er hebt sich wohltuend von all der Wuxia-Fließbandware ab, die er mitunter selbst geliefert hat. Zwar gelingt es ihm nicht, die frischen Ansätze auf die stattlichen zwei Stunden Laufzeit auszubreiten, so dass sich doch manche Länge einschleicht, aber als Rehabilitation eignet sich das Detektivabenteuer dennoch.

*weitere Informationen: siehe Profil

Details
Ähnliche Filme