Review

Oft überraschend sicheres, gleichzeitig normkonformes und trotzdem unerwartet frisch und lebendig wirkendes, wenn auch populistisches Abenteuerspektakel vom unlängst müde geglaubten Tsui Hark, der sich seit der finanziellen Misere und dem so Nichtzustandekommen des einst geplanten Seven Swords Mehrteilers eher als Gliederpuppe in der aufstrebenden chinesischen Kinoszene bewegte. Detective Dee in seinem allgemein als gegeben bewerteten künstlerischen und zusätzlich noch verdientermaßen wirtschaftlichen Erfolg als eine Art [erneutes] Comeback. In persönlicher poetischer Gerechtigkeit, dass vor allem die vergangenen Zeiten wiederaufleben und mit moderner lokaler Technik und unerwarteter Schaffenskraft am Erhalten ist.

Dabei wandert der Film gleichermaßen zwischen den Welten, von tiefer Not zu ungeheurem Glück, stellt sich zuweilen und besonders anfänglich ungewohnt gar nicht so sehr als das Werk seines sonst autark arbeitenden und so auffälliger inszenierenden Regisseurs, sondern vielmehr als das eines großen Drehteams, eine Schatzkammer unterschiedlicher Hexenmeister, gestützt durch die hauseigene Film Workshop, umso mehr aber der geldschweren Huayi Brothers & Taihe Film Investment Co., Ltd. heraus. Fabriziert strikt nach Geschmack von Produzent und Publikum, inspiriert durch die historisch verbürgte Legende des "the mainstay of the Tang dynasty", die anonym verfassten, von Robert Hans Van Gulik übersetzten und danach von ihm, Frédéric Lenormand und Eleanor Coone fortgeführten "Celebrated Cases of Judge Dee", mit den Ideen des frühen Hongkong- und den Mitteln des aktuellen China-Kinos und so den starken Abrissen der damaligen und der Institutionen und Bedingungen der heutigen Zeit beinhaltend. Eine Strategie der Positivität von Perspektive und Retrospektive, die sich in dem bereits angekündigten Prequel und/oder Sequels sowie in Harks bereits im Dreh befindlichen The Flying Swords of Dragon Gate gerne andauernd fortführen dürfte. [Der diesjährige koreanische Detective K: Secret of Virtuous Widow basiert trotz scheinbar und zufällig vielen Überschneidungen auf einen ganz unabhängig entstandenen Roman.]

689 A.D.
Trotz siebenjähriger Herrschaft der Empress Wu Zetian [ Carina Lau ] ist das Land weiterhin und vor allem auch wegen ihrer bevorstehenden endgültigen Krönung im Aufruhr. Beim Bau eines riesigen Statue vor ihrem Palast zu Ehren kommt Master Jia Yi [ Chun Hyn ], Vice Minister of Public Works, plötzlich und ohne Vorwarnung durch Selbstentzündung des Körpers von innen heraus grausam ums Leben, nur der Anfang einer Reihe von erschreckenden Zwischenfällen, deren nächstes Opfer Master Xue Yong [ Liu Jin-shan ] vom Supreme Court, einer der nächsten Vertrauten der Empress wird. Dermaßen aufgeschreckt und durch die Erkundungen von Xues Assistenten Pei Donglai [ Deng Chao ], die sich ergebnislos auf Shatuo Zhong [ Tony Leung Ka-fai ], einen der Vorarbeiter des Denkmals und ehemaligen Rädelsführers konzentriert haben, nicht wirklich ermutigt, entlässt die kommende Kaiserin Shatuos Freund und ehemaligen Mitverschworenen und so wegen Landesverrates eingesperrten Detective Dee Renjie [ Andy Lau ] aus dem Knast. Während dieser sich von Beginn an weg mit immerfort auftauchenden Assassinen und Wus Leibgardistin Shangguan Jing'er [ Li Bing-bing ] als unfreiwillige Begleiterin herumschlagen muss, wendet er sich statt an den als Hauptverdächtigen ausgemachten General Li Xiao [ Yao Lu ] lieber an seine alten Kontakte. Den in der Unterwelt im "Phantom Bazaar", einem Schwarzmarkthandel lebenden Donkey Wang [ Richard Ng ] bzw. Dr Wang Lu [ Teddy Robin Kwan ]. Die Angreifer immer auf den Fersen, und auch nach vorne hin hat nicht alles den Anschein, wonach es aussieht.

So wird auch Vorgang und Verhalten erst in-, und dann spät durch die vor allem gegen Ende hin schwächenden Effekte wieder entthronisiert.
Ein Wandern und mäandern auch in den Genres, dessen Kombination erst das auf vielen Linien triumphierende, dann leicht über die eigenen zu groß gewordenen Füße stolpernde Spektakel selber auslöst. Eine Vollziehung zwischen Sherlock Holmes in China, einem Mysterykrimi mit übernatürlicher Berührung, Geschichtsstunde und politischem Geplänkel, einem Fantasyepos, einem luftleichten Wuxia, dem schnellen Abenteuer mit Notwendigkeit und Plausibilität und kleinen Horrorschüben, die erst die lange unsichtbare Gefahr und ihre tödlichen Folgen und spät die völlige Aufklärung über das Geschehen zuteil haben lassen. Zugute kommt der Erzählung die innen liegende Verwirrung über sowohl Handlung als auch Figuren und deren Verhalten, transformieren sich die Ereignisse als auch die Personen über mehrere entscheidende Momente hinweg. Des Rätsel Lösung ist im Grunde offensichtlich, zumindest signalisierend, wird aber durch vielerlei morphologische Schleier und klassische Gimmicks und red herrings nahezu vollständig vor zu neugierigen, die Wahrnehmbarkeit vorwegnehmenden Blicken ein-, wenn auch sicherlich nicht verdeckt. Täuschungs- und Ablenkungsmanöver der mal schon zusammenarbeitenden, aber stetig widerstreitend wirkenden Parteien plus allerlei Dunkel und Mirakel zeichnen die Zusammenstellung der oft faszinierend einsogenden Handlung aus. Ein Hinabgleiten in ferne Zeiten und längst vergangene Orte, dessen Reise man gleichzeitig mit staunenden als aufgrund Informationsdiskrepanzen bzw. verzerrter Informationsvergabe dennoch auch verbundenen Augen und so argumentierend und parallel kapitulierend teilwohnt.

Sowieso ist das weniger an den Verstand als an die Visualität appellierend, oft träumerisch und schwärmerisch, wird in heldischen und verschlagenden Gefühlen, fernen Historien, mit offensiven Genuss ausgestatteten Welten einer ballungszentralen Hafenstadt, eines undurchdringlichen Laubgehölzes mitsamt abgeschotteter Klosterpforte, einer gar nicht so verlassenen Schutzunterkunft am Waldsee gewildert, schwebt man mitsamt der Schwerkraft ungebändigt hereindringender Actionszenen in die Lüfte wie auch die Unterwelt hinab. Erinnern tut man in dieser entsprechend stetig fortschreitenden, niemals länger Rast machenden und mit Angriffen aus dem Nichts vollgestopften Bewegung an gleich mehrere Eigen- und Fremdwerke; so stellen sich Tsuis frühe Intuitionen Butterfly Murders, Zu: Warriors of the Magic Mountains, die Swordsman Saga ebenso an-, wenn auch kleinteilig als durchtränkte Reminiszenzen wie bspw. auch Gordon Chans antiker Neujahrskomödie Cat and Mouse in gelinde aufkommender Erinnerung heraus. Ein wie die hiesige Geschichte im Nacheinander von vielfach wechselnden Begebenheiten interessant seltsamer Fall voll kreativer, final etwas überbordender Energien.

Denn wie auch im Film ist der eigene Aufstieg leichter als die mit allen Mitteln versuchte und gegen alle Ratschläge wehrende Machterhaltung des Filmes selber; nicht alles, was sich auf dem Papier gut und interessant liest, ist dann auch umsetzbar, und schon gar nicht mit einem vergleichsweise mediokren Budget von 13 Mio USD. Besonders der großteils mit CGI umgesetzte Showdown reißt eher aus dem Geschehen heraus als dass er den letzten Triumph aussticht und auch vorher schon hätte man sich mehr auf eine Bodenständigkeit verlassen können, obwohl dies Tsuis Anliegen seit jeher nie war. So entsprechen auch die zahlreichen Actionszenen [des nach Bekunden schon von der Anstellung gar nicht so begeisterten Sammo Hung] natürlich auch dem Verständnis des Regisseurs, der es mit den Regeln der Gravitationskraft nicht wirklich streng und diese lieber mit viel Wirework aufgehebelt hat. Trotz Erfahrung auf diesem Gebiet ist dies nicht wirklich Hungs Stärke, was die vielen Einsätze sicherlich mit reichlich eye-candy, forschen Bogen-und-Pfeilattacken und hier und da vorzüglichen Trittkombinationen ausstatten, aber sicherlich nicht an die Spitze des Genre oder auch aus dem gehobenen Durchschnitt herausheben lässt.

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