Review

Der an diversen Orten doch so gelobte JULIA X beginnt wie ein weichgespülter Softporno. Leider bleibt dieser Eindruck über die Laufzeit erhalten wobei dann die sexuelle Komponente durch explizite Gewalt ersetzt wird. Dazu kommen Dialoge die Nachmittags-Talkshow Niveau haben. Dieser Eindruck kann nicht an meinen Ansprüchen liegen da ich ein Freund von Splatter und auch gut gemachten harten Thrillern und Trash bin.

Ob nun dem Opfer ein Branding verabreicht wird, gefoltert und genagelt wird bis die Menschen vor Blut fast nicht mehr erkennbar sind, lässt es einen auf seltsame Weise kalt. Es ist trotz viel Action vor der Kamera einfach langweilig und man wünscht den unsympathischen Darstellern und sich selbst, dass es nicht mehr lange dauert.

Nichts gegen das Genre an sich. Ich verfolge Torture Porns seit den Anfängen und es gibt eine Reihe guter Beiträge darunter. Es gibt Parallelen von JULIA X zu THE LOVED ONES wobei letzterer wirklich gut gelungen und schön schwarzhumorig ist. JULIA X peppt die normale Täter-Opfer Konstellation etwas auf und heraus kommt ein Film, der sich leider von der schauspielerischen Umsetzung und den Dialogen her schlechter präsentiert als er es verdient hat und dessen Handlung man schon in besseren Varianten gesehen hat.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. JULIA X hat eine sehr hochwertige Ausstattung, ist ansprechend gefilmt und technisch auf bestem Niveau. Allerdings wirkt das Geschehen doch etwas gestellt und die Schauspieler agieren oft nicht nachvollziehbar und versuchen die fehlende Spannung durch zum einem kleineren Verletzungsattacken und zum anderen durch billigste und abgedroschenste Verbalerotik und Flucherei zu kompensieren. Selten war so oft fremdschämen angesagt.

Der kleine Twist am Ende rettet es das Filmchen auch nicht. Am Schluß wird es sogar noch etwas splattermäßig, aber das bewahrt diese “Style over Substance-Blaupause” nicht vor der tiefen Mittelmäßigkeit. 10 Tonnen Selbstironie könnten den Film noch retten, aber Fehlanzeige. Wir haben hier wieder mal ein Beispiel wie aus geschicktem Marketing und dem Aufspringen vermeintlicher Szenezeitschriften ein Hype generiert wird.

Es wurde ein Bild von einem Film geschaffen wurde, welcher in der tiefer gehenden Betrachtung ein völlig durchschnittlicher, ja sogar erzählerisch und von den Dialogen her trashiger und langweiliger Film ist. Aufgrund von aufgesetzter Gewalt wird versucht Grauen beim Zuschauer zu erzeugen. Was er erreicht ist das Abwenden vom Gezeigten, nicht wegen der oberflächlichen Blutshow, sondern dem banalen Drehbuch und mega-konservativer Kameraführung, dem holzschnittartigen Acting der Protagonisten sowie lächerlich-ernsthaften Dialogen.

4/10 blutigen Nägeln....äh,....Punkten

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