Warum werden die Kinogänger in Deutschland eigentlich für blöder gehalten, als die in England ? - Dort genügt ein lässiges "Paul", um den Film zu vermarkten, hier dagegen muss den Zuschauern noch mit dem Zusatz "Ein Alien auf der Flucht" auf die Sprünge geholfen werden. Das nimmt dem Film einen gewissen Reiz, denn zu Beginn stehen zwei ganz andere Aliens im Mittelpunkt des Geschehens - Greame (Simon Pegg) und Clive (Nick Frost), ihres Zeichens Science-Fiction und Comic-Freaks auf ihrer Pilgerfahrt zu den sagenumwobenen Orten der USA, an denen angeblich Außerirdische gesichtet wurden. Dank ihrer hellhäutigen, unsportlichen Optik und ihren sendungsbewussten Shirts, werden sie schnell als Nerds geoutet, aber noch mehr fallen sie damit auf, dass sie Engländer sind.
Pegg und Frost haben sich mal wieder zusammen getan, um ein sympathisches Pärchen zu bilden, dass alles über skurrile Buch-Autoren wie Adam Shadowchild (Jeffrey Tambor) weiß, aber kaum Chancen beim anderen Geschlecht hat. Dieses Konstrukt funktioniert deshalb so gut, weil man den Beiden die Liebe zum Genre jederzeit anmerkt. Sie spielen nicht nur zwei Freaks, sondern ihr gesamter Film atmet die Begeisterung für sein Thema - nicht erstaunlich, dass sich hier Steven Spielberg oder Sigourney Weaver selbst zitieren. Das mit "Paul" ein "echtes" Alien auf dieses Duo trifft, ist nur folgerichtig, genauso wie sie sich schnell einig werden, gemeinsam die Flucht vor Pauls Häschern anzutreten. Eine idealere Mitfahrgelegenheit hätte Paul nicht finden können.
Der Witz des Films entsteht konsequenterweise weniger durch eine übertriebene Gestaltung des Außerirdischen, der nur über dezente ungewöhnliche Fähigkeiten verfügt, sondern durch die Selbstverständlichkeit, mit dem dieses Trio gemeinsam auftritt. In der Konfrontation mit den zwei Engländern und Paul, werden die US-Amerikaner zu den eigentlichen Freaks - vom Sonderermittler Agent Zoil (Jason Bateman), verstärkt durch die zwei Polizei-Pfeifen Haggard (Bill Hader) und O'Reilly (Joe Lo Truglio), über zwei grobschlächtige und homophobe Hillbillys bis zum bigotten Moses Buggs (John Carroll Lynch). Nur dessen Tochter Ruth (Kristen Wiig) darf sich dem Trio als Love-Interest anschließen, da sie sich durch eine Brille mit einseitigem Blindglas und einem reaktionären, verschrobenen Weltbild dafür auszeichnet. Diese Merkmale ändern nichts an Greames sofortiger Begeisterung für sie, aber natürlich hat die Anwesenheit der drei Aliens auch auf sie eine heilenden Wirkung.
Trotz dieser und anderer satirischer Anspielungen auf die amerikanische Denk- und Lebensweise, ist der Film vor allem ein großer Spaß, in dem sich Pegg und Frost mit allerlei Zitaten durch die Science-Fiction Filmgeschichte kalauern. Zu Beginn vermittelt "Paul" noch eine gewisse Spannung, was dem Geschehen eine gelungene Ausgewogenheit zwischen Fun und Action verleiht, aber mit zunehmender Laufzeit flacht die Handlung etwas ab, da sie sich in ihrer Zitatfülle verliert und dem Geschehen nichts wirklich Neues hinzufügen kann.
Keine Frage, Pegg und Frost sind Sympathieträger, genauso wie man ihnen ihre eigene Begeisterung jederzeit abnimmt, aber das ändert nichts daran, dass der Film vor allem für die eigene Zielgruppe geschrieben wurde - Nerds aller Länder vereinigt euch! (6/10).