Drogen sind schlecht und machen uns kaputt, das wird uns von Kindesbeinen an mit auf den Weg gegeben und dennoch rutschen täglich mehr Jugendliche ins soziale Abseits. Jim Carrolls Aufarbeitung seines eigenen Abstiegs ist umso eindrucksvoller, weil hier eben mal kein Lehrkörper oder Elternteil mit erhobenem Zeigefinger hinter unserem Rücken steht. „The Basketball Dairies“ stellt nüchtern den Fall eines Teenagers dar, der schneller auf die schiefe Bahn gerät, als er es sich träumen lassen hat.
Jim Carroll (Leonardo DiCaprio) ist ein Durchschnittsteenager wie du und ich es sind (oder zumindest mal waren). Er kommt nicht aus den besten Verhältnisse, hat aber Ziele und Wünsche die es zu erfüllen gilt. Der jugendliche Leichtsinn und seine rebellischen Einstellung bringen ihm Ärger ein, der zunächst noch nicht ernsthaft erscheint. Er lebt den Traum vieler Jugendlicher: Er will Profisportler werden, der einzige Weg um aus New Yorks Gossen zu finden. Seine literarische Ader scheint nur ein Hobby. Er arbeitet sportlich hart an sich, kann zusammen mit seinen Freunden Erfolge feiern. Einer schafft es nicht, ihn besiegt die Leukämie. Als Jim die ersten Drogen über den Weg laufen, ist es mit der Herrlichkeit vorbei.
Der Film trifft und zwar mitten ins Gemüt und zeigt dramatisch wie die Drogensucht von Carroll Besitz ergreift. Seine Mutter kann ihm nicht helfen, der Coach zeigt sein zweites Gesicht. Obwohl ich DiCaprio nicht sonderlich ausstehen kann, muss ich ihm hier eine sehr intensive Spielweise attestieren. Von zu Hause weg gelaufen und ohne Bleibe taumelt er zusammen mit seinen Freunden von einer Drogenhöhle in die Nächste. Klaut, raubt und bricht ein, um an auch nur etwas Geld für Drogen zu gelangen.
Nicht nur körperlich (bleich, abgemagert) werden die Folgen deutlich. Kein Geld für Kleidung und kein Geld für Hygiene ziehen ein Äußeres nach sich, das sie auf das Niveau von Pennern stellt. Insbesondere die Szenen, in denen die Jungs sich als Stricher verkaufen müssen, um den nächsten Schuss zu finanzieren, sind in ihrer Darstellung beeindruckend. Es sind Zombies, die nur noch für den Kick leben und ihren Körper damit zugrunde richten. Sie werden abstoßender, widerlich und unsympathischer, als man es nach den ersten fünf Minuten des Films für möglich gehalten hätte – und doch tun sie einem leid.
Erst Reggie (Ernie Hudson), ein väterlicher Freund Jims aus vergangenen Tagen, kann Jim den rechten Weg zeigen, den er fast verfehlt hätte. Der Entzug ist die Hölle und zeigt, dass ein unbändiger Wille, den Jim erst nach einer fürchterlichen Erfahrung aufbringt, dazugehört, da sonst alle Liebesmüh vergebens ist. Nicht jeder schafft es...
Fazit:
„The Basketball Dairies“ ist die ungeschönte Darstellung eines Jugendlichen, der sein Lebensziel aus den Augen verliert, sich dafür den Drogen hingibt und immer tiefer in einen Strudel von Kriminalität gerät. Sein Umfeld gibt ihn auf oder enttäuscht ihn und seine Freunde erleiden das gleiche Schicksal. Erst ein alter Freund verhilft ihm zu einer Chance sein Leben zu retten. Selten war DiCaprio besser, selten ein Drogenfilm mitreißender. Glaubwürdig, intensiv, ohne Klischees und mit wirklichen Charakteren. Kaum ein Film, der das Thema besser angegangen ist.