Im Vergleich zu den meisten anderen Jesus-Verfilmungen war Pasolini´s Film diesen seiner Zeit etwas voraus. Denn er stellt Jesus keineswegs so mildtätig und barmherzig dar wie man es gewohnt ist. Bei Pasolini ist Jesus wirklich nur ein Mensch, dessen Reden und Predigten auch durchaus Widersprüchlichkeiten zeigen. Vieles, was er hier den Menschen erzählt, ist schon fast zornig und "aggressiv".
Die Glaubwürdigkeit stellt somit also den klaren Pluspunkt des Films dar. Durchwachsen ist allerdings die episodenhafte Inszenierung des Ganzen - manchmal funktioniert das ganz gut (bei den Zusammenschnitten der verschiedenen Predigten zum Beispiel), sehr oft wirkt es aber auch reichlich holprig und abgeharkt. Viele der Szenen wirken überhastet und brechen aprupt ab. Sicherlich ein Stilmittel - aber eines, das mich nicht wirklich überzeugt hat.
Dennoch bleibt es ein gelungener Bibelfilm, dessen "Moral" nicht ganz so dick aufgetragen daherkommt wie bei manchen anderen. Im Gegenteil: alles wirkt authentischer und sachlicher, was durchaus zu gefallen weiß. Das übrige tut die gelungene Musik und die Schwarzweiß-Bilder.