"Five Minarets in New York": Zwischen Thriller und politischer Botschaft
Five Minarets in New York (2010), in den USA als Act of Vengeance und in Australien als The Terrorist veröffentlicht, ist ein ambitionierter Actionfilm des türkischen Regisseurs Mahsun Kırmızıgül, der zugleich als Drehbuchautor und Hauptdarsteller agiert. Der Film, der sich mit Themen wie Islamophobie, Vorurteilen und der Suche nach Gerechtigkeit befasst, ist eine Mischung aus Thriller und gesellschaftlicher Reflexion, der jedoch trotz hoher Produktionswerte und einer international besetzten Schauspielerriege seine erzählerischen Schwächen nicht überwinden kann.
Die Handlung dreht sich um die türkischen Anti-Terror-Beamten Firat (Mahsun Kırmızıgül) und Acar (Mustafa Sandal), die nach New York geschickt werden, um den vermeintlichen Terroristen Hadji Gümüş (Haluk Bilginer) ausfindig zu machen und nach Istanbul zu bringen. Hadji, der als frommer Muslim ein friedliches Leben in den USA führt, wird verdächtigt, der gefürchtete Terrorist „Dajjal“ zu sein. Die Ermittler sind fest von Hadjis Schuld überzeugt, besonders Firat, der persönliche Rachegelüste hegt. Doch im Laufe der Handlung werden diese Vorurteile in Frage gestellt, und die Unschuld Hadjis tritt zutage – eine Wahrheit, die Firat nicht bereit ist zu akzeptieren.
Auf den ersten Blick bietet der Film spannende Action und internationale Schauplätze, von den geschäftigen Straßen New Yorks bis hin zu den beschaulichen Dörfern der Türkei. Die Kameraarbeit von Jim Gucciardo ist solide und unterstreicht die Hochglanzproduktion, die mit einem Budget von 20 Millionen US-Dollar ausgestattet ist. Besonders beeindruckend sind die Actionszenen, die dynamisch und gut choreografiert sind.
Allerdings leidet der Film unter einem schwerfälligen Drehbuch. Kırmızıgül verfolgt offensichtlich hohe moralische und politische Ziele, indem er Themen wie die Nachwirkungen des 11. September und die Missverständnisse gegenüber Muslimen anspricht. Doch genau hier liegt das Problem: Die Figuren wirken mehr wie Sprachrohre für die politischen Überzeugungen des Regisseurs als wie echte Charaktere. Besonders Emine Yıldırım von Today’s Zaman kritisierte, dass die Dialoge oft platt und belehrend wirken, was dem Film eine gewisse Schwere verleiht und ihn wie ein politisches Manifest anstatt eines durchdachten Thrillers erscheinen lässt.
Ein Lichtblick inmitten der oft überladenen Erzählung ist Haluk Bilginer als Hadji. Trotz des schwachen Skripts bringt er die Komplexität seines Charakters glaubwürdig rüber – ein friedliebender Mann, der aufgrund von Vorurteilen ins Visier gerät. Bilginers nuanciertes Spiel und seine emotionale Tiefe verleihen dem Film eine Menschlichkeit, die Kırmızıgül in seiner Rolle als Firat, die von Rache getrieben ist, nicht erreicht.
Ein weiteres Thema des Films ist der Konflikt zwischen Rache und Vergebung. Firats besessene Suche nach Gerechtigkeit, angetrieben durch den Verlust seines Vaters, wird schließlich als eine gefährliche Form von Blindheit entlarvt. Doch diese thematische Schwere wird durch das klischeehafte Ende – eine Tragödie, in der Firats Großvater Hadji tötet – überdehnt und lässt den Film melodramatisch wirken.
Five Minarets in New York versucht, wichtige Fragen über Vorurteile, Gerechtigkeit und religiösen Fanatismus zu stellen, scheitert jedoch an seiner überladenen Erzählweise und den plakativen Figuren. Trotz beeindruckender visueller Umsetzung und einer herausragenden Leistung von Haluk Bilginer bleibt der Film hinter seinen Ambitionen zurück und wirkt letztlich wie ein moralischer Vortrag. Fans von Polit-Thrillern könnten den Film dennoch schätzen, auch wenn die subtilere Tiefe fehlt, die ein wirklich großer Film dieses Genres auszeichnet.