Tag und Nacht (2010)

Die beiden Studentinnen Lea und Hanna, zusammen auf dem Land aufgewachsen, beste Freundinnen, und ziemlich klamm, entscheiden sich, in der großen Stadt Wien Geld bei einem Escort-Service zu verdienen. Klar man ist ängstlich und scheu, aber mit der Zeit verfliegt die Angst und es regieren  Routine und Geldverdienen. Das Studium leidet, die zwischenmenschlichen Beziehungen gehen nach und nach in die Brüche, und auch die Freundschaft zwischen den beiden muss einiges aushalten. Der Weg nach unten scheint vorprogrammiert, oder doch nicht?

Manchmal denke ich, dass ich einfach zu alt werde. Oder dass mich meine Vorliebe für Krimis und Thriller jedweder Art an eine Stelle geführt hat, wo mir Arthouse-Filme einfach nicht mehr gefallen. Und wenn ich dann das Review von dem, von mir außerordentlich geschätzten, Randolph C. lese, in dem TAG UND NACHT mit hervorragenden Argumenten als erstklassiges Kino europäischen Zuschnitts beschrieben wird (welches im Übrigen ein Review ist, wie ich es gerne einmal hinbekommen würde), dann frage ich mich halt doch, ob ich beim Filmeschauen nicht am falschen Ende des Fernsehers saß. Gar zu spröde erschien mir die Machart, zu (für mich zumindest) richtungslos die Erzählung, und zu oft gab es den Blick auf die Uhr, an dem ich doch auch ein wenig die Qualität eines Filmes messe. Die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten sind unbeschreiblich und grandios, die erzeugte Stimmung fängt ein, und die pointiert eingesetzte Musik macht den Rest. Aber irgendwie, irgendwie hat es für mich nicht so richtig gepasst. Wo ist der Unterschied zu etwa Uwe Schraders MAU MAU der mich so begeistert hatte? Kann ich persönlich vielleicht mit den am Boden lebenden Menschen der Hamburger Kneipenszene einfach mehr anfangen als mit Studentinnen, die in Wien die Niedertracht und Verkommenheit von Männern kennenlernen wollen? An der Authentizität kann es nicht liegen, die ist bei beiden  Filmen vorhanden. War es am Ende vielleicht die falsche Stimmung bei mir? Eine falsche Erwartungshaltung? So etwas hat mir schließlich sogar schon Meisterwerke von Jess Franco verhagelt …

Bleibt nur der Schluss zu ziehen, dass TAG UND NACHT gut ist. Er ist wirklich gut, und er ist auch absolut sehenswert. Aber irgendwie war das zumindest an diesem Tag einfach nicht meines. Schade …