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Die Animationsschmiede von Disney hat den Märchenklassiker von den Grimm Brothers beim Schopfe gepackt und daraus eine herrlich haarige Angelegenheit gebastelt: Rapunzel lässt nicht nur ihr Haar herab, sondern benutzt die lange Pracht zum Schwingen über Klippen ebenso, wie zum Fesseln eines ungebetenen Gastes. Und wie so oft sind es die tierischen Sidekicks, die den Hauptfiguren nahezu komplett die Show stehlen.

Anders als im Original wird Rapunzel bereits als Säugling entführt, denn die magischen Haare sollen der alten Gothel ewige Jugend verleihen. Also wird das Mädchen fast 18 Jahre im Turm eingesperrt, bis sich der Räuber Flynn während einer Flucht zu ihr verirrt und sie mit auf eine abenteuerliche Reise nimmt…

Mindestens drei Argumente sprechen für diese Animationskomödie: Das coole Chamäleon Pascal (der geheim gehaltene Freund von Rapunzel), das königliche Pferd Maximus, immer in Zank mit Flynn und dennoch hilfsbereit wie ein trainierter Hund und schließlich die über zwanzig Meter langen Haare unserer Heldin, deren Animation eine echte Herausforderung gewesen sein muss.
Ohnehin ist die Ausstattung üppig und recht detailgetreu ausgefallen, jedoch nie zu überladen oder grell und man kommt erfreulicherweise auch mal ohne aufgemotzte 3D-Effekte aus.

Demgegenüber bleiben die Charakterisierungen des späteren Paares ein wenig flach, obgleich sie sich ein paar freche Wortgefechte leisten. Ihre Wirkung beziehen jene Figuren eher aus ihrer Umgebung oder der jeweiligen Situation, etwa in einer Kneipe mit einigen Kawenzmännern und Kauzen oder während der Flucht vor den Untertanen ihrer Majestät, welche auch mal zu einer prekären Situation unter Wasser führt.
Allerdings ist es erfrischend, Rapunzel nicht als lebensfremdes Feinsliebchen darzustellen und einen aalglatten Prinzen direkt durch einen frechen Dieb zu ersetzen, - man erkennt noch Eckpunkte des Märchens, betreibt eine Frischzellenkur der äußeren Umstände und trumpft vor allem mit einigen opulent in Szene gesetzten Actionszenen auf.

Wie der niedliche und zugleich lockere Einsteig veranschaulicht, ist das der Grundton der Erzählung: Selten kitschig, immer ein bisschen augenzwinkernd und doch ein wenig den alten Traditionen verhaftet, die sehr an frühere Disney Produktionen erinnern.
Dazu gehört zwar auch der Singsang, der um einige Songs hätte reduziert werden können, doch zumindest triefen die Texte nicht allzu sehr und meistens klingen die (deutschen) Stimmen in Ordnung.

Kurzweil ist bei diesem Streifen auf jeden Fall durchweg angesagt, denn abgesehen von einigen Balladen im Mittelteil ist latent Bewegung im Spiel und die Animation, insbesondere die genial getroffenen Mimiken ist eine wahre Augenfreude, egal ob nun tausend fliegende Laternen am Horizont erscheinen oder sich Flynn und Pferd auf einem Ast im freien Fall befinden.
Klar, für Erwachsene bietet die Story wenige Überraschungen und noch weniger Dramatik, doch für Junggebliebene ist es ein beschwingender Spaß mit Gute-Laune-Garantie, - da sieht man schon mal darüber hinweg, dass inhaltlich eigentlich nicht viel herum kommt.
7 von 10

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