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Mit „Blue Crush“ und „Into the Blue“ hatte John Stockwell maritime Mainstreamfilme gemacht, „Turistas“ war dann eher für den DVD-Markt gedacht und auch „Cat Run“ erreichte ein eher kleines, ausgesuchtes Publikum.
Hauptfiguren sind die Schulfreunde Anthony (Scott Mechlowicz) und Julian (Alphonso McAuley), die sich am Strand von Montenegro wiedertreffen. Der hochintelligente, aber ausgesprochen schüchterne Anthony verkriecht sich vor der Welt und arbeitet als Koch, der beliebte Julian hingegen lebt ziellos in den Tag hinein und kreuzt als Weltenbummler auf. Texttafeln führen die beiden und auch andere Figuren ein, kein neues Mittel, aber es ist eine stimmige und spritzige Präsentation der Protagonisten, welche beschließen eine Detektei zu gründen. Inszenatorisch weiß Stockwells Film eh zu gefallen, vor allem die gelegentlichen Splitscreensequenzen von „Cat Run“ sind immer pfiffig gemacht.
Das Geschäft der beiden läuft allerdings schleppend an, weshalb die erste Klientin kurzerhand selbst ausgesucht wird: Das Callgirl Catarina (Paz Vega), genannt Cat, das kurz zuvor Julians Handy und Anthonys Auto stahl. Diese ist jedoch Zeugin eines Massenmordes, eine unfreiwillige Femme Fatale sozusagen, denn sie bringt die beiden Möchtgern-Hardboiled-Detektive nicht von sich aus in Gefahr, aber sie bringt sie in Gefahr.

Denn zur Vertuschung des Verbrechens setzt man Elitekiller wie Helen Bingham (Janet McTeer) auf Cat an und der haben die beiden Glücksritter nur wenig entgegenzusetzen – trotzdem versuchen sie verzweifelt ihre Klientin am Leben zu halten…
Das mag auf den ersten Blick nicht wahnsinnig originell klingen und sicher stellt „Cat Run“ im Grunde keinen übermäßig innovativen Beitrag zum Genre des Verschwörungs- und Fluchtthrillers dar: Grimmige Killertypen auf der Jagd nach einer Zeugin und Beweisen, unterwegs tote Nebenfiguren und eine Liebesgeschichte, denn der schüchterne Anthony verguckt sich ausgerechnet in die abgebrühte Cat. Allenfalls die Ahnungslosigkeit und Naivität der beiden Hauptfiguren ist nicht unbedingt business as usual – dafür aber ist es urkomisch mit welcher Energie sich die beiden jungen Männer vollends übernehmen und denken sie kämen in der Geheimdienstwelt klar.
Der Einfallsreichtum steckt eher in der Komik des Films, denn schräge Ideen hat „Cat Run“ zuhauf zu bieten: Eine Prügelei zwischen Helen und dem beinlosen, einarmigen Assistenten der Detektive, der sich dabei hervorragend schlägt, einen Genitalwitz mit „what the fuck?“-Effekt während des Showdowns oder den Versuch jemandem per Tretboot, dem vielleicht langsamsten aller Wasservehikel, zu Hilfe zu eilen. Dabei ist „Cat Run“ überraschend schwarz, es türmen sich die Leichenberge und im punkto Härtegrad steht man „Turistas“ wesentlich näher als Stockwells Planschfilmen. Es ist erstaunlich wie leicht der Film zwischen gelegentlich pubertären, aber doch pointierten Witzeleien und extremer Gewalt (z.B. bei der Folter via Zigarettenschneider) hin und her springt; nur gelegentlich treibt „Cat Run“ etwas mit den kleinen Geschmacklosigkeiten.

Zwischendrin gibt es immer wieder comicartige, harte Actionszenen zu bestaunen, deren Höhepunkt sich der Nahkampf Helens gegen einen Ex-Geheimdienstler ist, den John Stockwell ganz offensichtlich als Tanznummer inszeniert, ansonsten reicht die Palette vom waffenlosen Gerangel über verschiedene Flucht- und Verfolgungsjagden bis zu kleineren Shoot-Outs. Ausgerechnet die beiden Heroen des Films sind es diesen Szenen dann, die durch mangelnde Erfahrung auffallen, womit „Cat Run“ bekannte Muster des Buddy Movies liebevoll auf die Schippe nimmt.
Großen Anteil am Gelingen des Films trägt jedoch die Chemie der beiden eher unbekannten Schauspieler. Scott Mechlowicz werden einige vielleicht noch aus „Eurotrip“ kennen, hier gibt er den unverbesserlichen Romantiker mit Hingabe, während Alphonso McAuley eher für die laute Komik in der Tradition von Eddie Murphy und Chris Tucker zuständig ist, die frechen Punchlines aber zu liefern weiß. Paz Vega muss vor allem attraktiv und geheimnisvoll sein, kriegt sie auch hin, während Janet McTeer in einer wahrhaft starken Frauenrolle aufzutrumpfen weiß. Christopher McDonald als Schmierlappen könnte etwas mehr Screentime vertragen, dafür kann Karel Roden in seiner gewohnten Schurkenrolle mal wieder richtig auftrumpfen.

Alles in allem ist „Cat Run“ ein ziemlich witziges, temporeiches und schick gefilmtes Off-Mainstreamprodukt, das überraschend ruppig und blutig daherkommt. Nicht unbedingt für Feingeister, nicht besonders neu und mit kleinen Längen zu Beginn des letzten Drittels, aber schon ein ziemlicher flotter Spaß, der mit „Private Eyes, They’re Watching You“ genau den richtigen Stimmungssong im Abspann trägt.

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