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Nach dem Überraschungserfolg des Geister-Gruslers „Paranormal Activity" war es nur eine Frage der Zeit bis zum zweiten Teil. Der erzählt dann mit einem cleveren Kniff die Vorgeschichte des Schockers: Hier werden, etwa einen Monat vor den Ereignissen aus dem ersten Teil, Katies Schwester und ihre Familie in ihrem Haus von einem unsichtbaren Dämon terrorisiert. Wie das in Verbindung mit den späteren Ereignissen steht, klärt sich in einem besonders bösartigen Storytwist.

Mit ähnlichen Mitteln und trotzdem geschickt dem Hollywood-Fortsetzungs-Prinzip „mehr, mehr, mehr" folgend, widmet sich „Paranormal Activity 2" einer weiteren Familie, in deren behüteten Alltag das unsichtbare Grauen einbricht. Vieles davon, sowohl formal als auch inhaltlich, dürfte einem bekannt vorkommen: lange Einstellungen der Videokameras, nächtliche Ereignisse, deren Intensität und Bedrohlichkeit sich immer weiter steigern, und um größtmögliche Authentizität bemühte Bilder, die nicht immer alles zeigen oder erkennen lassen. So wird hier aus einer Handkamera ein ganzes Arsenal von Überwachungskameras, die die meisten Winkel des weitläufigen Hauses einfangen.

Das sorgt allerdings nicht zwingend für mehr Nervenkitzel. Tatsächlich verliert sich der zweite Teil im ersten Filmdrittel zu sehr in alltäglichen Belanglosigkeiten, sodass sich tatsächlich eine kleine Flaute einschleicht, bevor endlich die ersten harmlosen Erscheinungen auftauchen. Auch bleiben viele Kamerabilder unnütz, tragen zwar zur Atmosphäre bei, sind aber nicht von inhaltlicher Bedeutung für die Handlung. Und dass der Zuschauer in vielen Szenen angespannt auf plötzliche Schocks wartet, liegt nicht unbedingt an dieser Inszenierung, sondern eher an den Erfahrungen aus dem ersten Teil. Formal fällt die Fortsetzung nämlich durchaus zurück: Immer öfter schleichen sich hier Szenen ein, in denen es eher unglaubwürdig wirkt, dass noch einer der Beteiligten unbedingt die Kamera draufhalten musste. Und auch in anderer Hinsicht bekommt man Zweifel: Mehrere Aufnahmen der Überwachungskameras zeigen ziemlich schnell seltsame Ereignisse, werden aber von der Familie lange Zeit gekonnt ignoriert - als würde man sich nach einer erschreckenden Nacht nicht die Aufzeichnungen ansehen.

Auch wirken manche Schocksequenzen zu unoriginell und plump, um wirklich zu packen. Das allerdings hält sich die Waage, denn im Gegenzug gibt es durchaus eine Handvoll Szenen, in denen der Schrecken derart unvermittelt über Agierende und Zuschauer hereinbricht, dass einem der Atem stocken kann. Diese Szenen rütteln das Nervenkostüm ordentlich durch und sorgen schließlich doch für einen stringenten Spannungsaufbau, der sich in immer krassere Attacken steigert. Das alles wird erneut mit grandios subtilen Spezialeffekten umgesetzt und vermittelt insgesamt dann eben doch eine beunruhigend authentische und realitätsnahe Atmosphäre. Und die bitterböse Pointe schlägt einen grandiosen Haken zum Vorgänger.

Wer also das Original mochte, wird sich wohl auch mit dieser ersten Fortsetzung anfreunden können, trotz einiger Abzüge in Sachen Inszenierung, Glaubwürdigkeit und Dramaturgie. Effektvolle Grusel-Unterhaltung gelingt „Paranormal Activity 2" auf jeden Fall.

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