Der Erstling war ein spannender Geheimtipp mit inhaltlichen Defiziten, der aber gekonnt mit den menschlichen Urängsten spielte und eine bedrückende Atmosphäre aufbaute. Wer dem Phänomen des Dämons ohnehin keine Beachtung schenken kann, wird mit dieser Art von Film herzlich wenig anfangen können, da man sich auf die Thematik einlassen muss, um fasziniert zu werden. Nach dem kommerziellen Erfolg des Werkes von Oren Peli war es schon eine Selbstverständlichkeit, dass ein Sequel produziert werden muss, auch wenn das nicht so wirklich nötig gewesen wäre (das selbe Prinzip wie bei James Wans 'Saw').
Der zweite Teil ist aber kein Sequel in dieser Hinsicht, sondern erzählt im Grunde die selbige Story, nur in einem anderen Haushalt. Diesmal befinden wir uns bei Katies Schwester, Kristi, die ja, laut dem Erstling, schon in Kindesalter von solch Aktivitäten heimgesucht wurde. Doch Regisseur Tod Williams maximiert das Ganze und fährt mit mehreren Kameras am Tatort einiges mehr auf, als es vor 3 Jahren Oren Peli tat. Dass darunter Kreativität und Originalität leiden muss, scheint Williams egal zu sein. Bei ihm heißt es Masse vor Klasse - und das bekommt der Zuschauer dann auch zu spüren.
Da Kristi und Katie Geschwister sind und in jungen Jahren beide das Unvorstellbare vor Augen sahen, ist es natürlich klar, dass nun auch das zweite Schwesterchen auf eine weitere Probe gestellt wird. Während Micah damals nur mit einer Kamera hantierte, wird in diesem Fall in jeder möglichen Ecke eine kleine Kamera aufgebaut und installiert, die noch so winzige Kleinigkeit aufschnappen soll. Leider fangen die guten Geräte viel zu wenig ein, als es den Aufwand lohnen würde. Es wird viel Alltägliches gezeigt, es wird gezankt, ein pubertierendes Mädchen spielt ein wenig das Zickchen und ein Hund ist auch da; der Hund, der wahrscheinlich als erstes die Nase voll hatte. Viele Einstellungen scheinen der Notwendigkeit keine befriedigende Lösung zu geben, nichtsdestotrotz wird jede Nacht der verdammte Pool gezeigt, bei dem nichts, rein gar nichts geschieht. Lediglich, wenn sich der Film so langsam dem Ende neigt, sehen wir etwas. Aber so erschreckend ist das auch wieder nicht.
Tod Williams versucht, den Hype und das Konzept des Erstlings auszunutzen und zu übernehmen, doch gelingt ihm das nur ein Stück weit. Die nächtlichen Aufnahmen lösen automatisch (den Erwartungen entsprechend) Nervenkitzel aus, doch flacht dieser Adrenalinkick sehr schnell ab, wird einem bewusst, dass sich Williams einfach viel zu viel Zeit nimmt. Und wenn etwas geschieht, ist es nur eine Kleinigkeit - das Zuschlagen einer Tür ist hier noch etwas Spektakuläreres. Andererseits entwickelt auch dieser Werk vor allem auf dem heimischen TV-Bildschirm (im Dunkeln) eine spürbar elektrisierende Atmosphäre, da man doch nun endlich etwas Gewaltiges erwartet, auch wenn es lange auf sich warten lässt.
Dass dieser Teil und Pelis Werk keine unabhängige Filme sind, beweisen die Gastauftritte von Katie und Micah. Es sind generell mehrere Gemeinsamkeiten zu erkennen, doch rücken diese eher in den Hintergrund und werden jene auch nicht weiter erläutert. Hat man dann die sperrige erste Hälfte überstanden, kommt auch dieses Werk so langsam ins Rollen. Das Unsichtbare wird aggressiver und hat es angeblich auf das Baby abgesehen, was die Familie alsbald auch mitbekommt. Hier und da wartet Williams auch mit ein paar wohlgesetzten Schockmomente auf nachdem die Gefahr nun immer spürbarer wird, fängt auch endlich mal das Personal an, hysterisch zu werden. Was in diesem Fall gewünscht war. Wir befinden uns nun in der Endphase und der Film nimmt endlich die Gestalt, die man sich schon viel eher gewünscht hat - mit einem Knalleffekt inklusive. Ein paar Ungereimtheiten blitzen zwar auf und die verschachtelte Pseudo-Story ist anfangs etwas verwirrend (auf eine Entwirrung ist nicht zu hoffen), aber der Spannungspegel steigt und der ein oder andere wird spätestens dann seine Finger gespreizt bereit halten.
Tod Williams Versuch, den Erfolg zu kopieren, ging an der Kinokasse recht gut auf und ist als ein eigenständiges Werk auf handwerklich relativ hohen Niveau und Gruseln tut man sich allemal - betrachtet man jedoch das Gesamtpaket, scheinen ein paar Fäden gänzlich in die falsche Richtung zu gehen und das ursprüngliche Konzept wird zu sehr wiederholt, als es schicke Erneuerungen mit sich bringen würde.
Man kann sagen, 'Paranormal Activity 2' ist wie 'Saw II' - man maximiert das Vorangegangene um noch mehr als Zuvor zu haben, verliert aber das Konzept aus den Augen. Anders als bei Williams Werk hat Darren Lynn Bousmans 'Saw II' jedoch eine Story, die weiter gesponnen wurde und im Nachhinein ein wichtiges Kapitel des Gesamten darstellt. Bei 'Paranormal Activity 2' habe ich so meine Zweifel, ob das Gezeigte für das Gesamtpaket schlussendlich notwendig gewesen wäre, da dieser Film nichts weitererzählt, sondern einfach noch mal erzählt, nur mit noch mehr eben. Unterm Strich bleibt dieses Werk zu unoriginell, um als würdige Fortsetzung zu gelten, viel mehr ist es eine Neuerzählung, die dem Original nur bedingt gerecht wird. Spannung, Atmosphäre und das PA-Feeling kommen zwar auf, aber der Weg dahin ist wie ein plattgetrettener Kaugummi - ohne fadem Nachgeschmack. Immerhin hebt er sich noch über gängige andere Mockumentaries wie der misslungene 'Quarantäne' oder 'Cloverfield'. 'Paranormal Activity 2' ist solider Grusel, doch die Luft scheint zu schnell raus zugehen.