Der Blitz schlägt ja selten zweimal an derselben Stelle ein, aber wenn etwas schon endlose Loren an Geld einbringt, obwohl es in der Produktion so gut wie nichts gekostet hat - wie eben "Paranormal Activity" - dann kann da niemand erfolgreich lange die Finger von lassen. Prompt erschallt der Schlachtruf "Sequel" bzw. "Prequel", womit wir dann auch schon die beidseitige erzählerische Prämisse abgefrühstückt hätten.
Wir erinnern uns vage: "P.A." drehte sich um das Kameramaterial eines jungen Paares, das in seiner neuen Heimstatt von geisterhaften Erscheinungen und dämonischen Präsenzen gequält wurde. Erklärt wurde so gut wie nichts, angedeutet eine Menge und alles konzentrierte sich auf den erfolgreichen Zusammenschnitt der Hand- und Standkameraaufnahmen, die in der Nacht so manches einfingen, was dem Schläfer sonst entgangen wäre.
Auf diese simple Art und Weise erwies sich das eigenständige Einschalten der Flurbeleuchtung, das freiwillige Auf- und Zuschwingen einer Tür oder die Auffälligkeit schwerer Fußtritte im nächtlichen Haus als erstaunlich gänsehautergiebig und effektiv, bis der fiese Dämon zum guten Schluß zum Angriff überging und jede Menge Rätsel zurückließ.
Als kleiner, frei schwebender Eventfilm aus der in den letzten Jahren beliebten "Found Footage"-Nische (gefundenes Material), hatte der Film zu viel Erklärungswut auch gar nicht nötig, weswegen man für solche Zwecke ja das Sequel zur Verfügung hat.
Daß es sich überhaupt um eines handelt, bzw. sowohl als auch um ein Prequel, muß sich der Zuschauer, nicht vertraut mit den Datumsangaben aus dem ersten Film, erst erarbeiten, da jedoch beide Hauptdarsteller des Originals hier ziemlich früh auftauchen (die gezeigte Familie samt Eltern, Kind, Neugeborenem, Schäferhund und hispanischer Nanny hat Kristi, die Schwester der ersten Hauptdarstellerin Katie als Mutter im Boot).
Der wesentliche Hauptteil des Films spielt sich also gut zwei Monate vor den Ereignissen des ersten Films ab, um dann gegen Ende eine Zäsur einzuführen und auf die ersten Szenen des Originals umzublenden, bis die Schlußsequenz wieder den Anschluß an das Ende von "Paranormal Activity" anschließt.
Weil man aber im zweiten Durchlauf schon ungefähr weiß, was einen erwartet (seltsame, unerklärliche Phänomene, die sich langsam steigern, bis physische Gewalt ansteht), muß die Fortsetzung notgedrungen etwas mehr an Substanz bieten, was sich einer gewissen Erklärungswut äußert. So arbeitet man also mühsam und sporadisch zwischendurch die Hintergründe dieser dämonischen Angriffs als Teil der Familiengeschichte auf, damit es nicht zu vorhersehbar und öde wird.
Ansonsten kann man den Film jedoch erneut als effektive Bearbeitung des Themas benutzen, der auch wesentlich geschlossener als der erste Film wirkt, weil die Installation der Kameras schlüssiger daherkommt und mehr Figuren (wie etwa die recht aktive Teenagertochter Ali) mehr Möglichkeiten bedeuten.
"P.A. 2" ist dabei nicht ganz so andersweltlich, ausweglos und bedrückend wie das Original, dafür in der Erzählweise wesentlich variabler, wenn auch längst nicht so horribel, da man ja weiß, was einen erwartet und auf wen es die böse Präsenz abgesehen hat. Eher mäßig verläuft leider der Einsatz der Handkameras im Nachtsichtkellerfinale, das dann doch ein wenig standardisiert abläuft. Wesentlich interessanter wirkt da schon der an den ersten Film anschließenden Epilog, der praktisch aus dem Nichts zu kommen scheint und die Arme für einen dritten Teil weit öffnet, wobei man sich dann wohl ein anders gelagertes Sujet ausdenken müßte.
Als allein, nächtens daheim genossener Grusler in dunkler Atmosphäre, wenn es knackt in den Dielen, funktioniert aber auch dieser Film mehr als solide, der mit seinem Vorgänger ausnahmsweise mal ein kongeniales Gespann bildet - allerdings ebenfalls wenig Langzeitwirkung aufweist, stattdessen als Eventmovie außerordentlich gut funktioniert. (7/10)