Review

*** Der Text enthält Spoiler ***


Dass ausgerechnet das letzte Buch der populären Reihe in zwei Teilen auf die Leinwand gebracht wurde, hatte wohl hauptsächlich monetäre Gründe – daraus kann man keinen Hehl machen. Dabei war die Idee nicht neu, wurde dies doch schon für den vierten Teil (Feuerkelch) in Betracht gezogen. Letztlich entschied man sich dann aber für die Zweiteilung des letzten Bandes, welcher, im Vergleich zum Vorgänger nochmals in seiner Gesamtseitenzahl reduziert, das finale Kapitel erzählt, in seiner Filmversion Teil 1 dabei aber „nur“ zum finalen Schlag ausholt.

Die Zeichen stehen auf Abschied. Die Dursleys verlassen den Ligusterweg, so wie Hermine ihr Elternhaus, wobei sie dabei noch jede Erinnerung an sich auslöscht. Nach Dumbledores Tod und sich der permanenten Bedrohung durch Voldemorts Anhänger ausgesetzt, kehrt Harry nicht nach Hogwarts zurück, sondern macht sich mit Ron und Hermine auf die Suche nach den weiteren Horkruxen, die den Schlüssel zur Vernichtung des dunklen Lords darstellen. Dabei werden nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern auch ihre Freundschaft auf die Probe gestellt...

Wie in den beiden Vorgängern sitzt wieder David Yates auf dem Regiestuhl und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, erschließt sich diese Entscheidung bis heute nicht in Gänze. Laut Wikipedia gab es durchaus Interesse seitens Alfonso Cuarón (er hatte schon den großartigen „Der Gefangene von Askaban“ inszeniert) und Guillermo del Toro („Hellboy“, „Pans Labyrinth“); von beiden hätte ich gerne (noch) einen Film im Harry Potter Universum gesehen.
Erstmals (und glücklicherweise auch letztmals) in der Reihe gibt es kleinere Längen zu verzeichnen; der Mittelteil (Stichwort Camping) ist gleich der Vorlage etwas langatmig geraten, ohne die Geschichte im erforderlichen Maß voranzubringen. Den überwiegend dunklen, fast depressiven Ton der Vorlage trifft man dabei ganz gut, doch ist hier Kritik in im Vergleich zu den Vorgängern umgekehrter Form angebracht. Wo man den früheren Teilen ein gehetztes Storytelling und diverse Kürzungen vorwerfen konnte (was aber oftmals trotzdem einen funktionierenden Film ergab), so wirkt hier manches ausgewalzt.
Inwiefern sich Yates und Drehbuchautor Steven Kloves diese Ehre teilen sei dahingestellt; andererseits kann man aufgrund der doppelten Laufzeit immerhin von gesteigerter Werktreue reden, denn die angesprochenen Punkte sind schon in der Vorlage enthalten – Fluch und Segen zugleich. Allerdings fehlt es an einem griffigen Spannungsbogen, wohl wissend, dass es sich um nicht einen abgeschlossenen Teil des Ganzen handelt. Dass sich der Film trotzdem noch brauchbar aus der Affäre zieht, liegt einfach am gesamten Design und an der in den vorigen Büchern und Filmen konstruierten funktionierenden Welt, in der man sich bewegt. Wobei diesmal auch etwas mehr von der der Muggel zu sehen ist, was Abwechslung bringt.

Die titelgebenden Heiligtümer des Todes werden in einer sich erfrischend vom Rest abhebenden animierten Sequenz präsentiert; die dazu erzählte Geschichte kann im separat veröffentlichen Buch „Die Märchen von Beedle dem Barden“ nachgelesen werden. Die Action hat man sich hauptsächlich für den zweiten Teil aufgehoben. Wobei man schon in den Vorgängern gemerkt hat, dass Yates kein Regisseur für die großen Schauwerte, den Bombast oder mitreißend inszenierte Actionsequenzen ist. Immerhin im letzten Teil hat er das ganz anständig hinbekommen. Im vorliegenden Werk konzentriert man sich eher wieder auf die Figuren und das liegt Yates schon eher. Die Spannungen innerhalb der Gruppe, die Einsamkeit auf der Suche nach den Horkruxen und der Verlust von Freunden sind stimmig inszeniert (wobei Moodys Abgang im Off ihm nicht gerecht wird).

Daran hat auch mal wieder die gesamte Darstellerriege Anteil, die sich, wenn in manchen Fällen auch nur auf die üblichen Kurzauftritte reduziert, durch die Bank spielfreudig präsentiert. Das Haupttrio ist hier oftmals auf sich allein gestellt, denn Hogwarts gibt es diesmal nicht zu sehen. Ein kurzes Auftauchen des Hogwarts Express (um Neville unterzubringen) ist hier schon das Höchste der Gefühle. Radcliffe, Watson und Grint machen ihre Sache dabei gut, dass ein Alan Rickman (Snape) oder Brendan Gleeson (Moody) nur sehr wenig Screentime haben, ist einfach nur schade.
Auch optisch kann man nicht meckern, hinter der Kamera agierend liefert Eduardo Serra (stellenweise fast schon zu) dunkle, unheilsschwangere Bilder und Panoramen.
Für die letzten beiden Filme verpflichtete man den Soundtrack betreffend nicht nochmals Nicholas Hooper sondern Alexandre Desplat. Seine Musik ist dramatischer und bedrohlicher, zum Ton des Werks passend. Das gesamte Design ist derart farbarm und düster, dass selbst den paar erheiternden Momenten wie dem kurzen Tanz im Zelt etwas melancholisches innewohnt. Auf technischer Seite, auch die Spezialeffekte betreffend, gibt es kaum etwas zu meckern.

Die Aufteilung des letzten Buchs kann ohne Zweifel in Frage gestellt werden, wirkt „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1“ wie das Vorspiel zu dem, worauf nun schon seit mehreren Teilen hingearbeitet wird. Inhaltlich stellenweise zu ausgedehnt, wenn auch der Vorlage geschuldet, bleibt das Werk ein letztlich gelungener Film, funktioniert zusammen gesehen mit Teil 2 als Gesamtwerk aber nochmals besser.

Details
Ähnliche Filme