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Drei Jahre nach Veröffentlichung des finalen Harry-Potter-Bandes „Harry Potter and the Deathly Hallows" läuft nun auch die letzte Leinwandverfilmung der Kultreihe an - besser gesagt deren erste Hälfte. Das Konzept, das letzte Kapitel der Saga als Zweiteiler in die Kinos zu bringen (Part II wird 2011 in 3-D folgen), ist zwar mit Sicherheit mehr einer kommerziellen denn einer künstlerischen Motivation entsprungen, nichtsdestotrotz aber letztlich ein durchaus begrüßenswerter Schritt, da er die Drehbuchautoren vor der Notwendigkeit allzu großer Kürzungen gegenüber der Romanvorlage bewahrt. Und angesichts der Tatsache, dass sowohl das Buch nach den eher enttäuschenden „Der Orden des Phoenix" und „Der Halbblutprinz" wieder eher an die glanzvollen Anfangsbände heranreichte als auch die Filmadaption sich als höchst gelungenes Highlight der Leinwandfranchise erweist, wäre es um jede herausgeschnittene Szene schade. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" wird den hohen Ansprüchen an einen würdigen Abschluss der sensationell erfolgreichen Rowling-Saga glücklicherweise absolut gerecht.

Dunkle Zeiten sind angebrochen im Potter-Universum: Stetig wächst die Macht des dunklen Lords (Ralph Fiennes), dessen Häscher sich anschicken, die gesamte magische Welt zu übernehmen und zu unterwerfen, Hogwarts wird von Todessern kontrolliert. Die Gruppe des tapferenWiderstands muss im tiefsten Verborgenen agieren und wird zunehmend dezimiert. Einzig der Auserwählte Harry Potter (Daniel Radcliffe) kann Voldemort noch aufhalten, indem er mit seinen Freunden Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) die Horkruxe aufspürt und zerstört, die die aufgeteilte schwarze Seele des Mörders seiner Eltern beinhalten...

Allmählich mag die in jeder Besprechung eines Harry-Potter-Films an der einen oder anderen Stelle inkludierte Feststellung, dass der Streifen noch düsterer als sein Vorgänger geworden und somit für Kinder nicht mehr wirklich geeignet ist, langweilen, doch trifft die Aussage auch auf die „Heiligtümer des Todes" wieder einmal zu: Das vom seit „Der Orden des Phoenix" souverän den Regiestuhl behauptenden David Yates edel inszenierte apokalyptische Treiben ist mittlerweile von einer Düsternis, die das Werk optisch und atmosphärisch mehrmals in die Nähe des Horrorgenres rückt. Für einige auflockernde humoristische Zwischentöne ist zwar nach wie vor Platz, im großen und ganzen regiert jedoch eine finstere Aura der Bedrohung und Ausweglosigkeit, deren schaurig schöne Bilderwelten und Creature-Designs Yates um herbe Schockmomente und rasante Actionsequenzen ergänzt. Optisch ist „The Deathly Hallows Part 1" von Ausstattung bis Inszenierung ein absoluter Leckerbissen der Düsternis, atmosphärisch ein enorm dichtes und durch die ständige Bedrohung des allein durch eine nurmehr feindselige Welt irrenden Protagonistentrios hochspannendes Fantasyepos mit Endzeitflair.

Die über die Jahre ans Herz gewachsenen Charatere im Spannungsfeld zwischen Verrat, Tod und Verderben auf der einen und Freundschaft und Liebe auf der anderen Seite sorgen zudem für einige Momente von großer emotionaler Kraft, deren Höhepunkte die bedrückende Anfangsmontage und die traurige Sterbeszene einer seit sehr langer Zeit an Bord gewesenen Figur gegen Ende bilden.

Einige zähe Passagen im Mittelteil sind zwar zu kritisieren, allerdings weniger der Umsetzung der Filmemacher anzulasten als Rowlings Vorlage, die mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte, und wären auch kaum ohne Einbußen für das Gesamtwerk „Deathly Hallows" absolut notwendiger inhaltlicher Komponenten straff- oder kürzbar gewesen.

Fazit: Zum Finalauftakt zieht David Yates noch einmal richtig an und setzt Joanne K. Rowlings gegenüber den schwächeren Vorgängerbüchern wieder recht überzeugende Abschlusswerk in ein herrlich düsteres Fantasyepos um, das mit hohem Spannungslevel, atmosphärischer Dichte und sich gelegentlich Elementen des Horrorgenres bedienender Bilderwelten die große Saga absolut würdig und in einigen Momenten sehr emotional weiterführt. Da lassen sich ein paar zähe Momente im Mittelteil leicht verschmerzen. Vorfreude aufs nun wirklich finale Finale nächsts Jahr schürt „Deathly Hallows Part 1" definitv.

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