Review

Es hat zwischenzeitlich etwas von einer Endzeitatmosphäre, wie Harry, Hermine und Ron durch die Einsamkeit der menschenleeren Natur ziehen, ab und an ihr Zelt aufschlagen und nebenbei im Radio die Todesliste jener Zauberer vernehmen, die Voldemort getötet hat.
Der Anfang vom Ende lässt Einiges in der Luft hängen, kündigt jedoch einen Showdown an, der es hoffentlich etwas heftiger in sich hat.

Denn Hogwarts scheint gemeinsam mit Dumbledore aus dem Geschehen verschwunden zu sein. Nun gilt es für die drei Freunde jene Horkruxe zu finden, um Voldemort endgültig zu vernichten, - doch wo findet man Hinweise darauf?

Noch ein wenig düsterer setzt David Yates das Kapitel in Szene, vom Kinderfilm hat sich die Szenerie ein für allemal verabschiedet, denn aus den drei Kindern sind junge Erwachsene geworden, die über Zusammenhalt und Zuneigung bereits so etwas wie Missgunst und Eifersucht entwickeln.
Für diese Ebene lässt man sich viel Zeit und im Mittelteil drängt sich schon fast der Eindruck auf, als ginge es nur noch um Harry und Hermine, wobei einige Nebenfiguren als auch Konfrontationen mit Voldemorts Untertanen schmerzlich vermisst werden.

Das macht zu Begin und gegen Ende weitaus mehr Laune, als nach Einnahme eines Zaubertrunks Freunde Harrys Antlitz annehmen, um ihn bei der kollektiven Flucht den Rücken freizuhalten oder als mithilfe von Dobby die Befreiung aus einem Verlies eingeleitet wird.
Leider bleibt Voldemort reichlich außen vor und auch der Einsatz der Todesser beschränkt sich auf wenige Attacken.
Ohnehin: Dieser Teil ist zwar recht finster, aber nicht sonderlich temporeich ausgefallen und beschert uns vor allem im Mittelteil nicht unerhebliche Längen, während kleinere Zaubereien ein wenig Mangelware sind und allenfalls lebendig erscheinende Fotografien eingebunden werden oder einige Zaubersprüche mit puffender Wirkung am Rande vorkommen.

Ansonsten geht es um das Erbe Dumbledores, da jeder der drei Freunde ein bestimmtes Utensil zur Verfügung hat, von dem er bislang nur Oberflächlichkeiten kennt. Dazu kommt die Macht eines Amuletts, eine Hirschkuh am gefrorenen See, die Umstrukturierung des Zauberministeriums, ein Tanz zu Nick Cave und die toll per scherenschnittartiger Figuren in Szene gesetzte Geschichte der drei Brüder und der Begegnung mit dem Teufel, - ein erzählerischer Höhepunkt dieses Kapitels, dem ansonsten die Schauwerte fehlen.

Für den endgültigen Abschluss bleibt hingegen noch einiges offen: Der Elderstab, das Geheimnis um Harrys Mal, der Endkampf und natürlich wer eventuell am Ende an Harrys Lippen hängen könnte, wenn überhaupt.
Insofern bildet diese Ausgabe eine leidlich unterhaltsame Brücke, die allerdings kaum für sich stehen kann und ohne Vorkenntnisse vorheriger Teile kaum in seiner Komplexität erfasst werden kann.

Nette, größtenteils britische Landschaften, der rasante Angriff einer Schlange, der routinierte oft eingängige Score, ein weiterer Verlust eines Freundes und Helden, die genau wie die eigentliche Handlung nicht genau wissen, wo sie überhaupt hin wollen, - so erscheint diese Zwischenmalzeit, die das große Finale im kommenden Jahr einläutet, aber Tempo und Dramaturgie weitgehend vermissen lässt:
Oft zu langatmig und mit nur wenigen Höhepunkten versehen, mangelt es dem vorletzten Teil an Witz, Raffinesse und einer klaren Linie.
Eine Reise ins Ungewisse für die Sympathieträger, - für den Zuschauer leider größtenteils auch…
5,5 von 10

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