Eins vorweg: Nicht Harry Potter Fans wird es wohl schwerfallen, diesem Film etwas abzugewinnen. Wobei ich mich mittlerweile frage, welche Person, die bereits die ersten sechs Filme gemieden hat, auf die Idee kommen könnte, sich nun diesen ersten Part des großen Finales anzuschauen. Klar sollte es das Ziel eines Filmemachers sein, einen in sich stimmigen Film zu machen.
Komischerweise wird den Harry Potter Filmen immer etwas vorgeworfen, was bei anderen Filmfortsetzungen kein Problem zu sein scheint. Die Geschichte basiert eben auf sechs Vorgänger Filmen und die etablierte Welt ist umfangreich, was es meiner Meinung nach schwierig macht, bei jedem Film aufs neue einen Wissenstand zu etablieren, der allen Zuschauern gerecht wird.
Bereits dem Vorgänger Film wurde angekreidet, "Harry Potter Universum"-fremde Personen außen vor zu lassen. Der Umstieg von mehr oder weniger eigenständigen Filmen auf "Serienformat" wurde konsequenterweise beibehalten.
Hier wird Fan Service betrieben, und der daraus entstandende Film befindet sich erfreulich nahe am Original. Zwar fehlen die obligatorischen wichtigen Teile, die unbedingt in den Film gehört hätten. Aber dies ist ein Problem, der so ziemlich jeder Literaturverfilmung anhängt.
Von der Gewichtung der einzelnen Passagen hält sich der Film an die Vorlage, soweit es ein Film zulässt. Die fehlenden Teile mögen die Bücherfans zwar schmerzen, aber diese sollten sich einmal überlegen, das für eine Lauflänge für einen Film bedeuten würde und das so eine Umsetzung einfach unmöglich ist. Würde dieses gegen jenes getauscht werden, würde im Endeffekt auch wieder etwas fehlen.
Die Schauspieler spielen ihre Rollen wie gehabt sehr gut und auch neugecastete Rollen sind gut besetzt. Schade, dass aufgrund der trotz Ausdehnung auf 2 Filme immer noch zu knappen Zeit viele Schauspieler nicht die "Screentime" bekommen, die sie verdient hätten. Darüberhinaus sieht man dieses Mal viel zu wenig von der Zaubererwelt, aber was gezeigt wird sieht toll aus. Auch die zahlreichen Landschaftsaufnahmen Englands während der Versteckphase sind fantastisch. Die Spezialeffekte sind qualitativ wieder mal sehr ordentlich und tranportieren den Flair der Magie, den man gewohnt ist.
Wie bereits angesprochen, erscheinen die letzten drei Filme wie eine Mini-Serie. Und so wird serienmäßig ein Cliffhänger verwendet, der meiner Meinung nach sehr gut funktioniert
*Spoiler*
Der Antagonist Lord Voldemort erlangt den Elderstab, und damit die stärkste Waffe, die er gegen Harry Potter besitzen kann.
*Ende*
Mir ist durchaus bewusst, dass dies jemandem, der sich nicht für die Materie interessiert, als rein formales Film-Ende nicht zusagt.
Aber solche Personen können sich auch über einen in Carbonite eingefrorerenen und Boba Fett davongeflogenen Han Solo ärgern. Andere ärgern sich über das Ende des Films.
Was ich mir vom Film erwartet habe: die durch die Vorläuferfilme bekannt gewordenen und ans Herz gewachsenen Schauspieler dabei zu beobachten, wie sie die Handlung aus dem Buch weiter vorantreiben. Dazu der bisherigen Serie gerecht werdende Filmgestaltung und Effekte. Wer den Werdegang mochte, den die bisherigen Filme genommen haben, vor allem die letzte Episode, dem wird auch der neue Teil gefallen.
Leute, die mit der Thematik nichts anfangen können, werden die formalen Fehler in Aufbau und Struktur eines gängigen Blockbusters suchen, um den Film nicht gut finden zu müssen. Und die Buchverehrer werden ebenfalls genug zu mäkeln haben, und sich den letzten Teil trotzdem anschauen (Macht es euch einfach, lest die Bücher und spart euch die Filme ganz).
Zwei Wermutstropfen bleiben. Man hätte natürlich trotzdem gern mehr Details und Handlung gesehen und: es geht erst nächstes Jahr weiter.