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Nun ist die Harry Potter Filmreihe auch an ihrem siebten und letzten Kapitel angekommen, so wie schon vor drei Jahren die Buchreihe. Da es sich um eine Verfilmung des von J.K. Rowlings erdachten Werks über den Zauberschüler handelt, könnte man das einfach als logische Konsequenz erachten. Dabei übersieht man aber die Einmaligkeit in der Umsetzung, denn der Film beansprucht für sich Regeln, wie sie selbst Bücher, die eine Geschichte chronologisch über mehrere Bände erzählen, nicht so konsequent voraussetzen würden - das man die Filme der Reihe nach gesehen hat.

Beurteilt man "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1" nur als solitären Film, was angesichts einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden und den recht großen zeitlichen Abständen zwischen dem Erscheinen der einzelnen Filme, durchaus gerechtfertigt wäre, gäbe es eine Vielzahl an Fehlern im erzählerischen Aufbau zu bemängeln. Dabei ist es weniger der Fakt, dass der Film auf jeden Rückblick verzichtet, sondern das Fehlen jeglicher Vorbereitung auf kommende Ereignisse. Gleich zu Beginn sieht man normale, nicht zaubernde Menschen, wie sie sich in Sicherheit bringen, während in einer Versammlung Lord Voldemort (Ralph Fiennes) deutlich macht, dass es Harry Potter (Daniel Radcliffe) an den Kragen gehen soll. Parallel versammelt sich eine Gruppe um Harry Potter, deren Mitglieder sein Aussehen annehmen, um ihn bei seiner Flucht zu schützen.

Allein aus dieser Sequenz hätte man ein spannungsreiches Abenteuer entstehen lassen können, bei dem man die unterschiedlichen Wege der verschiedenen Harry Potters hätte verfolgen können. Doch der Film bleibt ausschließlich beim echten Potter, der zudem prompt angegriffen wird, was darauf hinweist, dass Lord Voldemorts Kumpanen nicht so leicht zu täuschen sind. Das der Film kaum etwas über Intention und Anlass verrät, weil das im sechsten Teil schon abgehandelt wurde, lässt sich konzeptionell verschmerzen, nicht aber die Lieblosigkeit, mit der hier eine nach außen hin komplexe Situation mit vielen Beteiligten quasi im Schnellverfahren abgehandelt wird. Etwas CGI-Gewitter und schon ist Harry Potter an seinem Ziel angelangt, wo dank eines Verletzten noch etwas Dramatik hinzugefügt wird, die Potter die Gelegenheit gibt, seine menschliche Seite zu zeigen.

Keinen Moment versucht der Film den Eindruck zu verhindern, er wäre nicht Teil eines großen Ganzen, dessen vollständige Kenntnis erst den Einstieg in das Harry Potter - Universum ermöglicht. Nur deshalb konnten die Macher es auch wagen, den siebten Teil sogar noch zu splitten, denn jedem Betrachter ist von Beginn an klar, dass er mittendrin heraus gerissen wird, und er wird die Wartezeit bis zum zweiten Teil trotzdem gerne in Kauf nehmen. Doch darin liegt nicht die Schwäche des Films, die von jedem Kenner der Bücher und Filme sowieso nicht als solche angesehen würde, sondern im fehlenden Rhythmus bei der Abhandlung der einzelnen Storyabschnitte.

Wurde der Beginn mit der Flucht temporeich vollzogen, widmet er sich danach ausführlich der Dreierkonstellation Harry, Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) und ihrer Suche nach den Horcruxen. Dabei entsteht der Eindruck, dass die Story in ihrer schon sehr langen Laufzeit jegliches Gefühl für einen echten Spannungsaufbau verloren hat. Das hat weniger damit zu tun, dass die konventionellen Probleme zwischen den Dreien nur dann ihren Reiz entwickeln können, wenn man ihnen die letzten neun Jahre beim Erwachsen werden zugesehen hat, als das richtig gute Passagen schlicht verschenkt werden, wie das Eindringen in die Londoner Zentrale des Zaubereiministeriums.

Hier bekommt man einen Eindruck von der diktatorischen Richtung, in die die Welt driftet, und die Harry und seine Freunde verhindern wollen. Hermine beschwört zwar die Gefahr, die ihnen droht, wenn sie bei ihrem waghalsigen Vorgehen entdeckt werden, aber davon ist im Inneren nicht mehr viel zu spüren, denn echte Gefahr entsteht keinen Moment. Nun könnte man anmerken, dass der Film auch für ein jüngeres Publikum gedacht wäre, nur bleibt "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" dafür insgesamt zu ernst und getragen. Es gibt kaum spielerische Momente, alle Beteiligten haben todernste Mienen und auch der schulische Charakter, der zuvor immer für etwas Abwechslung sorgte, fehlt hier. Doch da der Film sich nicht traut, wirklich bedrohliche Situationen zuzuspitzen, sondern sich lieber auf die finstere Physiognomie Lord Woldemorts verlässt und dessen Hang zu Theatralik, bleibt die allgemeine Ernsthaftigkeit des Films an der Oberfläche. Dadurch kommen auch die Geschehnisse im Zaubereiministerium nicht über die Rolle der anderen sich aneinander reihenden Ereignisse hinaus - als ein kleiner Teil vom großen Ganzen.

Betrachtet man "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" als Einzelwerk, dann könnte das Gefühl entstehen, es handelt sich gar nicht um einen richtigen Film, so sehr vernachlässigt er schlüssige Herführungen und Charakterzeichnungen, von einem klassischen Spannungsbogen ganz abgesehen. Der siebte Teil ist in dieser Hinsicht der Konsequenteste der Harry Potter-Saga, indem er sich der Thematik komplett unterordnet und damit voraussetzt, dass der Betrachter die Geschehnisse auf der Leinwand mit seinen eigenen Kenntnissen verbindet. Damit ließ sich dann vielleicht auch verschmerzen, dass manche komplexe Passagen viel zu schnell, andere Momente dafür quälend langsam ausgespielt werden, aber als in sich abgeschlossener Film, ist der erste Teil des siebten Teils nur wenig empfehlenswert (4/10).

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